Verfolgungsjagd von Köln nach Essen Wer fuhr den BMW der minderjährigen Blitz-Einbrecher?

Köln/Essen · Fünf Kinder haben am Wochenende die Polizei in Atem gehalten: Sie sollen in ein Kölner Elektronikgeschäft eingebrochen sein. Mit einem BMW fuhren sie auf der Autobahn der Polizei davon. Doch wer hat das Tatfahrzeug gesteuert?

Nachdem die Polizei am Wochenende fünf tatverdächtige Jungen zwischen zwölf und 14 Jahren nach einem Blitz-Einbruch in ein Kölner Elektronikgeschäft und einer 69 Kilometer langen Verfolgungsjagd in Essen gestoppt hat, sind nun weitere Details bekannt geworden. Wie der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mitteilte, suchen die Ermittler nach einem sechsten Tatverdächtigen. „Wir gehen davon aus, dass das Tatfahrzeug mit einer weiteren Person besetzt war“, sagte er. Gut möglich also, dass doch ein Erwachsener den silberfarbenen 3er BMW gefahren ist, und nicht eines der fünf Kinder. Nachdem Einsatzkräfte das Auto in Essen-Kettwig angehalten hatten, flüchtete der Unbekannte zu Fuß und konnte bislang nicht identifiziert werden.

Inzwischen steht fest, dass die fünf Jungs in Duisburg leben. „Alle fünf sind im Ruhrgebiet polizeibekannt“, sagte Bremer. Weil alle Tatverdächtigen noch minderjährig sind, macht die Polizei zu deren Schutz keine Angaben zu den Delikten. Klar ist aber, dass sie „mehrfach“ aufgefallen sind, wie ein Kölner Polizeisprecher sagte. Die Jungs wurden am Wochenende vernommen und dann ihren Eltern übergeben. Der Fluchtwagen gehört einem rumänischen Halter. Die Kennzeichen waren kurz vor der Tat an einem anderen BMW in Duisburg abgeschraubt und gestohlen worden. „Die Umstände, unter denen die Jugendlichen an den Wagen gelangt sind, sind weiterhin Gegenstand der Ermittlungen“, sagte der Polizeisprecher.

 Zeugen hatten Samstagnacht um 2.47 Uhr den Notruf gewählt, nachdem sie beobachtet hatten, dass fünf Personen in das Geschäft an der Ehrenstraße in der Kölner Innenstadt eingebrochen waren. Die Täter hatten die gläserne Eingangstür eingeschlagen – womit, ist noch ungeklärt. Mit Elektronikgeräten im Wert von mehreren tausend Euro flüchteten sie nach Angaben der Polizei in dem silbernen BMW. Auf der A57 setzte sich ein Streifenwagen hinter den BMW. Laut Polizei fuhr der Wagen streckenweise bis zu Tempo 200. Die Verfolgungsfahrt ging über die A44 weiter auf die A52. Inzwischen war auch ein Polizeihubschrauber im Einsatz. Rund 70 Kilometer vom Tatort entfernt endete die Fahrt in Essen.

Die Ermittlungen in dem Fall werden in den kommenden Tagen wegen des so genannten Wohnort-Prinzips an die Polizei in Duisburg übertragen, weil die Kinder dort leben.

Zum mutmaßlichen Vorgehen der Teenager äußerte sich Michael Mertens, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Ich bin total schockiert über diese kriminelle Energie, die dahinter steckt“, sagte er. Das gelte auch für das fehlende Unrechtsbewusstsein sowie die Gefahr, die die Teenager bei ihrem Vorgehen in Kauf genommen und für Unbeteiligte dargestellt hätten.

Mit 14 Jahren seien Teenager gerade strafmündig. Aber hier müsse man schon viel früher ansetzen. „Den Ursprung müssen die Eltern beantworten. Wie kann es sein, dass die Kinder nicht zu Hause sind um diese Uhrzeit?“, fragte Mertens mit Verweis auf die Tatzeit mitten in der Nacht.

In Hürth bei Köln fahndet die Polizei ebenfalls nach sehr jungen Tätern: Drei Kinder haben dort am Samstag in einem Mobilfunkshop fünf Smartphones von den alarmgesicherten Auslagen gerissen. Einen Zeugen, der ihre Flucht verhindern wollte, schlugen zwei der drei Kinder mit Fäusten, wie die Polizei mitteilte.

Mit dpa-Material

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