Antrag bei der Stadt Zu viel Feinstaub - Kölner will Silvesterfeuerwerk verbieten lassen

Köln · Ein Kölner hat einen ungewöhnlichen Antrag bei der Stadt gestellt: Er fordert ein Böllerverbot an Silvester. Den Antrag begründet er mit der hohen Feinstaubbelastung durch das Feuerwerk.

Der Mann fordert die Stadt deshalb auf, Privatpersonen zu verbieten, in der Silvesternacht Böller in die Luft zu jagen – oder die Knallerei zumindest einzuschränken. Sein Argument: „Man kann nicht monatelang auf Autoherstellern rumhacken, dann aber ein regelrechtes Feinstaub-Feuerwerk erlauben.“ Zuerst hatte der „Express“ über den Fall berichtet.

Tatsächlich zeigen die Auswertungen der Daten aus den Messnetzen der Länder und des Umweltbundesamtes, dass am ersten Tag des neuen Jahres die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub an vielen Orten so hoch ist, wie sonst im ganzen Jahr nicht. Dies geht aus einer Mitteilung des Umweltbundesamtes hervor. „Jährlich werden fast 5000 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern frei gesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht“, heißt es da. Die Menge entspreche etwa 17 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge.

Christian Hartwig ist Abteilungsleiter des Kölner Umweltamtes. Er sagt: „Klar, gesundheitsfördernd ist die erhöhte Feinstaubmenge nicht.“ Es gibt Tageswerte, die eingehalten werden müssen. In Köln sind das 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. „Der Tageswert darf aber bis zu 35 Mal im Jahr überschritten werden“, sagt Hartwig. Meistens passiert das wegen des Silvesterfeuerwerks gleich am ersten Tag des Jahres. Am 1. Januar 2017 zeigte die Messstelle am Clevischen Ring in Köln-Mülheim nach Angaben von Hartwig 60 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an. In diesem Jahr lag die Feinstaubbelastung dort am 1. Januar bei 34 Mikrogramm – und damit im erlaubten Tageswertbereich. „Das sagt nichts darüber aus, ob die Kölner mehr oder weniger Feuerwerk abbrennen, sondern hat mit der Wetterlage zu tun“, sagt Hartwig. Bei Wind verzieht sich die dicke Luft schneller wieder.

Mit dem Antrag des Kölners wird sich der Beschwerdeausschuss am 27. November befassen. Hartwig sagt: „Der Antrag ist unrealistisch, da diese Dinge bundesgesetzlich geregelt sind.“ Es bräuchte also eine Gesetzesänderung, damit die Kommune ein Verbot von Feuerwerk aussprechen könnte. „Theoretisch könnten lokale Verbotszonen eingerichtet werden, aus Brandschutzgründen oder zum Schutz besonders empfindlicher Personen, etwa im Umfeld von Seniorenheimen oder Kliniken“, sagt Hartwig. Das sei aber in Köln noch nie vorgekommen.

Die Stadt Köln hat allerdings in den letzten Jahren an Silvester rund um den Dom eine Zone eingerichtet, in der bereits das Mitführen von Feuerwerkskörpern verboten ist. Das Verbot soll die Feiernden und den Dom schützen, da dort in den Vorjahren immer wieder Böller in Menschenmengen geworfen worden waren. Das Mitführverbot wird auch in diesem Jahr wieder angeordnet, wie ein Sprecher der Stadt sagte. Verstöße werden als Ordnungswidrigkeiten geahndet. Feuerwerksattacken auf Personen sind Straftaten und werden von der Polizei verfolgt.

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