Kritik an geplantem Abbau von Unterkünften Dachverband erwartet viele kurdische Flüchtlinge in NRW
Köln · Die Kurdische Gemeinde Deutschland rechnet mit einer großen Flüchtlingsbewegung von Kurden nach Nordrhein-Westfalen.
„Viele Flüchtlinge aus Nordsyrien haben Angehörige in NRW, die seit Jahrzehnten in Deutschland zu Hause sind“, sagte Geschäftsführer Cahit Basar dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag). „Sie sind für die Flüchtlinge natürlich jetzt die wichtigsten Ansprechpartner.“ Das Bundesland sollte sich jetzt auf steigende Flüchtlingszahlen vorbereiten, damit im Winter keine Familien in Turnhallen und Notunterkünften untergebracht werden müssten, forderte er.
Basar sagte der Zeitung, er rechne damit, dass sich die Flüchtlinge im kurdischen Autonomiegebiet des Irak oder im Libanon sammeln. „Von dort werden dann viele versuchen, sich zum Beispiel über Zypern oder Griechenland nach Deutschland durchzuschlagen.“ In NRW leben dem Bericht zufolge derzeit 400.000 Kurden.
Auch Berivan Aymaz, integrationspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, forderte die Düsseldorfer Landesregierung auf, sich auf die neue Lage einzustellen. „Ich rechne mit einer neuen großen Flüchtlingsbewegung von Kurden aus den Kriegsgebieten“, sagte die Politikerin aus Köln der Zeitung. „Ich befürchte, dass der von NRW-Integrationsminister Stamp angekündigte Abbau von Flüchtlingsunterkünften voreilig war“, fügte sie mit Blick auf die Ankündigung von Minister Joachim Stamp (FDP) vom 16. Oktober hinzu. Das Flüchtlingsministerium hatte angekündigt, aktiv betriebene Plätze in den landeseigenen Zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE) auf knapp 20.000 zu reduzieren und als Grund sinkende Flüchtlingszahlen genannt.
Der Minister wies diesen Vorwurf zurück. Man könne derzeit nicht prognostizieren, ob es aufgrund der dramatischen Situation in Nordsyrien mehr Flüchtlinge in NRW geben werde. „Wir haben aber bewusst die Plätze in den Landesunterkünften nur moderat gesenkt“, sagte Stamp der Zeitung. NRW stelle derzeit rund 21.000 Plätze für die Unterbringung von Asylsuchenden bereit. Darüber hinaus gebe es 9.000 Stand-by-Plätze, die schnell aktiviert werden könnten.