Versehen in Kölner Gefängnis JVA-Beamtin gibt Häftling Methadon statt Antidepressivum

Köln · In der Justizvollzugsanstalt Köln ist es zu einer Verwechslung gekommen, die für einen 23 Jahre alten Häftling im Krankenhaus endete: Eine Beamtin gab ihm Methadon statt eines Medikaments gegen Depressionen.

 Die JVA Köln in Ossendorf (Archiv).

Die JVA Köln in Ossendorf (Archiv).

Foto: Federico Gambarini/dpa

Der 23-Jährige war wegen Drogendelikten in Untersuchungshaft in der JVA Köln-Ossendorf, weil die Polizei den Studenten mit zehn Kilogramm Haschisch erwischt hatte. Eine JVA-Beamtin gab dem Häftling aufgrund einer Verwechslung acht Milliliter des Heroin-Ersatzstoffs Methadon statt eines Antidepressivums, wie die Leiterin der JVA, Angela Wotzlaw, am Donnerstag bestätigt. „Die Beamtin, die für die Methadon-Ausgabe zuständig ist, hat die Zellen verwechselt“, sagt Wotzlaw. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte zuerst über den Fall vom vergangenen Dezember berichtet.

Das Schmerzmittel Methadon bekommen eigentlich nur Suchtpatienten. Wie Wotzlaw sagt, habe die Beamtin in der Einzelzelle zu dem Inhaftierten gesagt: „Hier ist ihr Methadon“, woraufhin der 23-Jährige das Medikament auch entgegengenommen hätte. „Das macht unseren Fehler natürlich nicht besser - ich habe mich schriftlich bei dem Häftling entschuldigt“, sagt die JVA-Chefin.

Weil der Häftling, der das Methadon eigentlich bekommen sollte, danach fragte, sei der Fehler schnell aufgefallen und man habe den 23-Jährigen ärztlich untersuchen lassen. Der Mann hatte Krämpfe bekommen und sich mehrmals übergeben. JVA-Beamte fuhren ihn ins mehr als 100 Kilometer entfernte Fröndenberg in ein Justizvollzugskrankenhaus, wo Ärzte ihn weiter versorgten. Wotzlaw betont: „Er war zu keinem Zeitpunkt in Lebensgefahr, sonst hätten wir ihn in ein näher liegendes Krankenhaus gebracht. Die Unterbringung im Krankenhaus war eine reine Vorsorgemaßnahme, es ging ihm da schon besser.“

Die JVA werde nun die Medikamentenausgabe in den Blick nehmen und das System dann gegebenenfalls verbessern, damit ein solcher Fehler nicht nochmal geschehen könne.

Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen fahrlässiger Körperverletzung im Amt, wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer bestätigt. „Wir müssen überprüfen, wer die Ausgabe der Medikamente angeordnet und wer sie verabreicht hat“, sagt er. Die Ermittlungen stünden am Anfang.

(hsr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort