Rizin-Prozess in Düsseldorf Gutachter erklärt tödliche Wirkung von Rizin

Köln/Düsseldorf · Bei dem Prozess gegen einen 30-jährigen Tunesier und seine 40 Jahre alte Frau hat am Freitag ein Gutachter ausgesagt. Seine Erkenntnisse sind schockierend. Die Angeklagte verteidigte Selbstmordanschläge.

 Der Angeklagte hält sich einen Aktenordner vor das Gesicht (Archivfoto).

Der Angeklagte hält sich einen Aktenordner vor das Gesicht (Archivfoto).

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die 2018 bei Islamisten in Köln gefundene Menge des Giftes Rizin hätte rein rechnerisch für 27.000 Tote und Verletzte gereicht. Das hat ein Gutachter des Robert-Koch-Instituts am Freitag als Sachverständiger im Prozess gegen das Islamisten-Paar am Düsseldorfer Oberlandesgericht ausgesagt. Neben den rechnerisch 13.500 Toten hätten noch einmal so viele Menschen verletzt werden können.

Die tatsächliche Opferzahl bei einem Anschlag wäre aber wohl deutlich geringer gewesen, betonte der Experte. Auf eine Zahl wollte er sich dabei nicht festlegen. Man habe bislang keine Erfahrungen mit Rizin-Bombenanschlägen. Die Wirkung sei stark vom Anschlagsort abhängig, etwa der Größe eines geschlossenen Raums. Das Gift sei sehr hitzebeständig. An Hamstern hatte das Paar das Gift offenbar zuvor getestet.

Der Bundesnachrichtendienst war in einer Einschätzung zu einer möglichen Opferzahl von über 100 Toten gekommen. Ein 30-jähriger Tunesier und seine 43-jährige deutsche Ehefrau stehen vor Gericht, weil sie im vergangenen Jahr den ersten Terroranschlag mit einem biologischen Kampfstoff in Deutschland vorbereitet haben sollen.

Im Prozess haben am Donnerstag Nachbarn des angeklagten Ehepaares aus Köln ausgesagt. Eine Nachbarin berichtete, dass sie mit der Angeklagten Monate vor deren Festnahme eine Diskussion über Terroranschläge geführt habe. Dabei habe die Angeklagte sich in Rage geredet und vehement Selbstmordanschläge verteidigt. Dabei habe sie unter anderem gesagt: „Wenn Allah sagt, wir sollen töten, dann töten wir.“ Dass habe sie sehr verschreckt, berichtete die Zeugin im Prozess vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf. Der mutmaßliche Rizin-Bombenbauer von Köln gehörte Ermittlern zufolge einer Chat-Gruppe namens „Wölfe des Islamischen Staates in Europa“ an.

Dem Paar drohen bis zu 15 Jahre Haft. Das Paar hatte laut Anklage begonnen, das hochgiftige Rizin aus Tausenden Rizinus-Samen zu gewinnen, die die Angeklagten im Onlinehandel gekauft haben sollen.

(dtm/dpa)
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