Keine getrennten Klos für Mädchen und Jungen Erste Kölner Schule plant Unisex-Toilette

Köln · Eine Grund- und eine Gesamtschule sollen in Köln Unisex-Toiletten bekommen. Als Teil des pädagogischen Konzepts der Heliosschule sollen sie Diskriminierung vorbeugen und für mehr soziale Kontrolle sorgen, da auch Lehrer die Toilettenanlagen benutzen sollen.

 Schüler im Klassenzimmer (Symbolbild)

Schüler im Klassenzimmer (Symbolbild)

Foto: dpa/Johannes Wagemann

Auf dem Heliosgelände im Kölner Stadtteil Ehrenfeld soll zum Schuljahr 2024 das Gebäude für eine Grund- und Gesamtschule gebaut werden, in dem es keine getrennten Toiletten für Mädchen und Jungen geben wird. Die Heliosschule wird die erste Schule in Köln sein, die Unisex-Toiletten haben wird.

Die Schulverwaltung, die das Bauprojekt realisiert, teilt auf Anfrage mit: „Dies war der ausdrückliche Wunsch der Schulen.“ Die Schulen gehören zur inklusiven Universitätsschule der Stadt Köln, an der Lehrer aus- und weitergebildet werden. In Zusammenarbeit mit der Kölner Universität werden immer wieder neue Lernmethoden getestet – unter Einbeziehung von Studien und Erfahrungen von Schulen anderer Länder. In Großbritannien und den USA gibt es bereits Unisex-Toiletten.

„Die Heliosschule betrachtet die Unisex-Toiletten als Teil des pädagogischen Konzepts“, sagt eine Stadt-Sprecherin. Schulleiter Andreas Niessen findet es „fast ein bisschen schade, dass durch die Toiletten-Debatte das Thema Inklusion in den Hintergrund tritt“. Kritisch diskutiert worden war die Idee, dass auch Lehrer die Toilettenanlagen mit den Schülern teilen sollen – und die Toilette so für die Schüler kein Rückzugsort mehr sein kann. Schulleiter Niessen sagt: „Die Toilette ist in Schulen oft ein Angstraum, eine gemeinsame Toilettenanlage kann auch für mehr soziale Kontrolle sorgen - und mehr Sauberkeit.“

Geplant sind mehrere Anlagen, die jeweils innerhalb einer „Lernlandschaft“ von bis zu 200 Schülern und 20 Pädagogen genutzt werden. Ältere und jüngere Schüler werden unterschiedliche Anlagen nutzen – jeweils in ihren Lernlandschaften. Eine eigene Toilette für das „dritte Geschlecht“, also intersexuelle Menschen, die nicht eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeordnet werden können, ist nicht geplant. „Das ist bei uns ein Thema, über das ohnehin offen gesprochen wird“, sagt Niessen. Eine inklusive Schule wie die Heliosschule sei prinzipiell schon eine möglichst „diskriminierungsfreie Zone“. In den Unisex-Anlagen soll es zwar rollstuhlgerechte Behindertentoiletten geben, alle anderen Schüler werden sich die Toiletten aber teilen.

(hsr)
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