Prozess in Köln Autoklau auf Bestellung

Köln · Eine Bande aus Polen soll hochwertige Autos in Köln, Haan und Monheim gestohlen haben. Sie nutzten laut Anklage dafür die Schwachstellen moderner Technik - der sogenannten Keyless-Go-Systeme.

 Drei der Angeklagten mit Verteidigern und Dolmetschern.

Drei der Angeklagten mit Verteidigern und Dolmetschern.

Foto: RPO/Hauser

Professionelle Autodiebe kommen längst nicht mehr mit Brecheisen und Dietrich – sie haben den Schlüssel quasi schon dabei und sind innerhalb von Sekunden mit dem Wagen weg. Sie brauchen nicht den Originalschlüssel, um eine Kopie machen zu lassen, sondern spezialisieren sich auf teure Autos mit Keyless-Go-Systemen. Die öffnen die Türen, sobald sich der Fahrer seinem Wagen nähert. Die Diebe verlängern die Funkwellen und überlisten so die Bordcomputer.

Fünf Männer aus Polen sollen sich auf diese Technik spezialisiert und hochwertige Autos in Köln, Haan und Monheim gestohlen und nach Polen überführt haben, um sie dort weiterzuverkaufen. Seit Dienstag müssen sie sich wegen schweren Bandendiebstahls vor dem Kölner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt den Männern, die zwischen 23 und 42 Jahre alt sind, insgesamt zwölf Fälle zur Last. Bei den Ermittlungen wurden die Fälle von mehr als 20 gestohlenen Autos überprüft, der Schaden wurde auf mehr als eine Million Euro geschätzt.

Bei der Festnahme in Köln-Longerich Ende Mai 2018 fanden die Ermittler, die der Bande monatelang auf der Spur waren, eine Bestellliste mit Fahrzeugwünschen aus Polen, die die Täter in Deutschland regelrecht abarbeiteten. Bis zu drei Autos, vor allem das SUV-Modell Ford Edge – sollen sie innerhalb einer Nacht geknackt haben. Alle Angeklagten leben in Polen im Raum Warschau, sie sollen zwischen März und Mai vergangenen Jahres immer wieder eigens für die Diebstähle nach Deutschland gereist und in Hotels oder Ferienwohnungen übernachtet haben.

 Sichergestellte Kennzeichen und Aufbruchwerkzeug im Mai 2018. (Archiv)

Sichergestellte Kennzeichen und Aufbruchwerkzeug im Mai 2018. (Archiv)

Foto: Polizei/Polizei Köln

In einem Fall verfolgten sie einen Ford-Mitarbeiter vom Firmengelände in Köln-Niehl bis zu dessen Haus in Pesch, um dort gezielt seinen Wagen zu stehlen. Das wertvollste Auto war ein Ford Mondeo Hybrid, den ein Ford-Mitarbeiter testweise fuhr. Der 140.000 Euro teure Wagen wurde vor seinem Wohnhaus im Kölner Stadtteil Merkenich gestohlen. Die Diebe schraubten gefälschte Kennzeichen an die Autos und klebten gefälschte Siegel darauf. Die Ermittler stellten auch etliche herkömmliche Schlüsselrohlinge sicher – und einige Schraubenzieher. Die Bande knackte einige Autos vermutlich auch auf „herkömmliche Art“, wie ein Ermittler damals sagte.

Im Prozess schweigen die Angeklagten am ersten Prozesstag. Und das wird fürs Erste auch so bleiben, denn der Verteidiger des 42-Jährigen, der eine führende Rolle innerhalb der Bande eingenommen haben soll, sagt: „Mein Mandant wird in diesem Verfahren nicht sprechen.“ In einem Gespräch zwischen dem Vorsitzenden Richter, dem Staatsanwalt und den Verteidigern war schon vor Beginn der Hauptverhandlung vereinbart worden, dass die Angeklagten mit Strafen zwischen zwei Jahren und neun Monaten und sieben Jahren und drei Monaten rechnen können. Allerdings nur, wenn sie im Prozess umfassend gestehen.

Ein Urteil wird für Ende Januar erwartet.

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