Gutachter im Prozess in Köln Drach wahrscheinlich Täter bei Raubüberfällen

Update | Köln · Ein Sachverständiger kam zu dem Ergebnis, dass Drach mit „überwiegender Wahrscheinlichkeit“ der Täter bei einem Raubüberfall auf einen Werttransporter war. Was der Gutachter noch feststellte.

 Gutachter hält Drach (Bild) für den „wahrscheinlichen“ Täter. (Archivbild)

Gutachter hält Drach (Bild) für den „wahrscheinlichen“ Täter. (Archivbild)

Foto: dpa/Thomas Banneyer

Im Prozess gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach sind am Mittwoch neue Gutachten vorgestellt worden. Laut dem Bewegungsgutachten eines Biomechanikers kommt Drach demnach bei einem ihm zur Last gelegten Raubüberfall auf einen Werttransporter in Frankfurt am Main mit „überwiegender“ bis „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ als Täter in Betracht. Bei den beiden anderen von ihm untersuchten Überfällen auf Werttransporter vor Ikea-Märkten in Köln im März 2018 und Frankfurt am Main im November 2019 wertete der Wissenschaftler die Täterwahrscheinlichkeit Drachs als „überwiegend“ bis „weit überwiegend“ ein.

Drachs niederländischer Mitangeklagter sei demnach „weit überwiegend“ der Fluchtwagenfahrer beim Überfall am Flughafen Köln/Bonn gewesen. Der Biomechaniker hatte bestimmte Bewegungsmerkmale der Täter auf den Überwachungsvideos mit von der Polizei erstellten Observationsvideos der Angeklagten verglichen.

In einem zweiten Gutachten machte eine forensische Anthropologin Angaben anhand von Körperproportionen. Sie kam beim Abgleich von Screenshots aus Überwachungsvideos und Observationsvideos zu dem Ergebnis, dass Drach bei den drei Überfällen lediglich mit einfacher Wahrscheinlichkeit als Täter in Frage komme. Drachs Mitangeklagter sei hingegen „sehr wahrscheinlich“ Mittäter beim Überfall am Flughafen Köln/Bonn. Die Befragung der Sachverständigen durch die Prozessparteien wurde auf einen kommenden Verhandlungstag verlegt.

Bereits im September hatte ein Video-, Bild- und Digital-Forensiker Drach mit einer Wahrscheinlichkeit von „95 bis 99 Prozent, mit Tendenz zum niedrigeren Wert“ als Täter identifiziert. Der Gutachter schied aber Anfang Oktober wegen Besorgnis der Befangenheit aus dem Prozess aus, sein Gutachten war damit hinfällig.

Die Anklage wirft Drach neben den Raubüberfällen auch versuchten Mord vor. Er soll bei zwei Taten auf Geldboten geschossen und sie erheblich verletzt haben.

Drach wurde der Öffentlichkeit durch die Entführung von Jan Philipp Reemtsma bekannt. Den Erben eines Tabakkonzerns hatte der heute 61-Jährige erst nach einer Lösegeldzahlung wieder frei gelassen. Für die Tat war Drach zu 14,5 Jahren Haft verurteilt worden.

(kag/dpa)
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