Kita-Geiselnehmer in Köln Kita-Leiter: "Spürte zehn Stunden Messer an der Kehle"

Köln · Zehn Stunden lang hielt ihm der Geiselnehmer ein Messer an den Hals - diese extreme Situation hat der Leiter einer Kölner Kita vor Gericht beschrieben. "Ich spürte immer das Messer an meiner Kehle, die ganzen zehn Stunden lang", sagte der 52 Jahre alte Erzieher am Dienstag als Zeuge über die Geiselnahme vom 5. April. "Das war natürlich extrem bedrohlich für mich."

Köln: Kita-Geiselnehmer vor Gericht
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Der Täter wurde schließlich von der Polizei überwältigt. Er hatte drei Millionen Euro haben wollen. Seit Montag muss sich der 47 Jahre alte Mann wegen erpresserischen Menschenraubes vor dem Kölner Landgericht verantworten. Der Erzieher kam mit Verletzungen davon.

Nach der Schilderung des Mannes hatte der Täter die Einrichtung am Morgen betreten und gesagt, er wolle seine Kinder anmelden. Im Büro des Leiters zog er ein Messer und sagte, er müsse jetzt etwas Unangenehmes tun. Der Kita-Leiter berichtete, in diesem Moment sei ihm durch den Kopf geschossen: "Ein Mann mit einem Messer in meinem Kindergarten - das geht gar nicht!"

Er versuchte, ihm die Waffe zu entreißen, doch dabei stach ihm der Täter in den Rücken und in den Oberschenkel. Er rief: "Hilfe! Polizei! Raus hier!" Die Erzieherinnen konnten die Kinder und sich selbst kurz nach dem Überfall in Sicherheit bringen. Für den Leiter der Kita begannen zehn Stunden, in denen er nach eigener Aussage um sein Leben fürchtete. Der Täter fesselte ihn und legte ihm eine Kabelschlinge um den Hals.

Die letzte Eskalationsstufe bestand darin, dass er ihm mehrmals eine Schere in den Rücken rammte - die Schmerzensschreie sollten die Polizei davon überzeugen, dass es ihm ernst war. Der Täter habe ihm gesagt, es wäre ihm eigentlich egal, wenn er selbst umkäme - aber er würde seine Geisel dann auf jeden Fall mit in den Tod reißen. Das Eingreifen der Polizei kam für das Opfer als "die Erleichterung schlechthin". Der Erzieher leidet heute noch unter den körperlichen und psychischen Folgen der Tat.

Der Prozess-Auftakt am Montag hatte mit einem Geständnis des Angeklagten begonnen. Der Verteidiger des 47-Jährigen erklärte, sein Mandant bedaure sein Verhalten und wolle sich dafür entschuldigen. Er habe aus einem Gefühl der Ausweglosigkeit gehandelt.

(lnw/irz)
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