Lokführerstreik in NRW Hunderttausende Fahrgäste vom Streik betroffen

Düsseldorf · Schon vor dem offiziellen Streikbeginn am Mittwochmittag bekommen die Kunden der Bahn den Arbeitskampf zu spüren. Fernzüge fallen aus oder fahren nur einen verkürzten Weg. Im Regionalverkehr gibt es erhebliche Probleme. Hunderttausende Fahrgäste in NRW sind betroffen. Ihr Ärger wächst.

Verspätung wegen Bahnstreik: Das sind Ihre Rechte
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Foto: dpa, rwe htf

Schon seit dem frühen Mittwochmorgen sorgt der für 14 Uhr angekündigte Streik der Lokführer für Zugausfälle. Nach Angaben der Bahn fällt jede dritte Fern-Verbindung aus. Auch NRW ist betroffen. Das Unternehmen sieht sich von der Lokführer-Gewerkschaft hintergangen.

Voraussichtlich seien Hunderttausende Pendler und Reisende zwischen Rhein und Weser von Auswirkungen des Arbeitskampfes betroffen, sagte ein Bahnsprecher in Düsseldorf. "Wir haben im Nahverkehr Ausfälle bei S-Bahnen und Regionalzügen", berichtete er in einer ersten Bilanz. Besonders betroffen seien das Rheinland und das Ruhrgebiet. Doch stehe der Verkehr nicht völlig still. "Einige Züge fahren noch", betonte er. Ähnlich sei die Situation im Fernverkehr, wo die Bahn versuche, die wichtigsten Linien in Betrieb zu halten.

Auf den Bahnhöfen selbst herrsche wenig Betrieb, sagte der Sprecher. Viele Passagiere seien offenbar schon früher nach Hause gefahren oder seien auf andere Verkehrsmittel umgestiegen. Um den verbliebenen Reisenden besser helfen zu können, habe die Bahn ihr Servicepersonal aufgestockt.

 Wie hier in Köln gab es lange Schlangen vor den Schaltern.

Wie hier in Köln gab es lange Schlangen vor den Schaltern.

Foto: inga methling

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) rief die Tarifparteien zu einer schnellen Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Zur Tarifautonomie gehöre auch das Mittel des Streiks, sagte Dobrindt in Berlin. Damit sei aber besonders verantwortungsvoll umzugehen, um die Zahl der betroffenen Dritten gering zu halten.

Eine Bombenentschärfung in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens führt außerdem zu massiven Verkehrsstörungen. Mehrere Buslinien werden wegen der Entschärfung der Zehn-Zentner-Bombe umgeleitet. Außerdem ist die Auffahrt zum Flughafen gesperrt, weil Teile der A44 nicht befahrbar sind.

Hochbetrieb am Info-Schalter schon am Morgen

Schon am Mittwochmorgen ist auf den Anzeigetafeln am Kölner Hauptbahnhof zu lesen: "Zug fällt aus." Die Deutsche Bahn hatte bereits um Mitternacht einen Notfahrplan in Gang gesetzt und Fernzüge gestrichen. Damit will sie erreichen, dass nach Streikende am Donnerstagmorgen die Züge möglichst schnell wieder planmäßig rollen. In Köln sind von den morgendlichen Ausfällen unter anderem IC-Verbindungen nach Norddeich und Oberstdorf betroffen. Die Regionalzüge fahren dagegen zunächst noch.

Die wichtigsten Baustellen der Deutschen Bahn 2014
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Foto: dpa

Bei den Fahrgästen steigt beim zweiten Bahn-Streik innerhalb von acht Tagen der Ärger. "Ich finde das ziemlich bescheuert. Ich weiß gar nicht, was das soll", schimpft Jens Kemmerle und blickt suchend auf den Aushangfahrplan. Er kommt gerade von der Arbeit und möchte nach Hause nach Horrem fahren. Er hat wenig Verständnis für den Streik. Das Leute um ihren Job fürchten müssten, weil sie zu spät zur Arbeit kämen, sei nicht in Ordnung.

Am Informationsschalter im Bahnhof herrscht Hochbetrieb. Eine Studentin erzählt, ihr Zug nach Osnabrück sei ausgefallen. Sie muss dorthin, um ihre Masterarbeit zu verteidigen. Nun will sie ihr Ticket umschreiben lassen, um noch rechtzeitig anzukommen. Sie findet es nicht gut, dass der Streik nicht einmal 24 Stunden vorher angekündigt worden sei. Grundsätzlich habe sie aber Verständnis für die Streikenden.

Bahn-Streik in Deutschland
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Tobias Grünewald, der beruflich nach Frankfurt muss, ist von den morgendlichen Streikauswirkungen überrascht. "Ich dachte, der Streik geht erst um 14 Uhr los." Es sei schade, wenn es schon früher Einschränkungen gebe. Jetzt sucht er eine Alternativverbindung.

Juliane Mallmann reist mit ihrer Familie in den Urlaub nach Hamburg. Die ursprünglich gebuchte Verbindung sei ausgefallen. "Man findet das immer blöd, wenn es einen selber trifft", sagt sie. Streiks seien grundsätzlich in Ordnung. Sie ist sich aber nicht sicher, ob die inhaltlichen Forderungen der Lokführer-Gewerkschaft GDL sinnvoll sind. Die Gewerkschaft verlangt für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit. Außerdem will sie auch für das übrige Zugpersonal verhandeln.

Ein Zugbegleiter läuft in seiner Pause durch die Gänge des Bahnhofs und wird dabei immer wieder von Reisenden um Hilfe gebeten. Die Bahn versuche, durch Beratung die Streikauswirkungen für die Kunden so gering wie möglich zu halten, sagt der Mann. Er hat Verständnis für die streikenden Kollegen, auch wenn er nach Dienstschluss wohl selbst schlecht nach Hause kommt.

Ein Hoch auf alle Zugführer die nicht in der #GdL organisiert sind. Auf nach Düsseldorf. #Bahnstreik pic.twitter.com/4cwK4FK8ah

Glück hatte Wolfram Bölte aus Paderborn. Der DJ legt am Mittwochabend im Schlösser Quartier Bohème in Düsseldorf auf. Da er nicht wie sonst mit dem RE 1 von Paderborn nach Düsseldorf fahren konnte, stieg er dieses Mal auf die Privatbahn Eurobahn um. "Ein Hoch auf alle Zugführer die nicht in der #GdL organisiert sind. Auf nach Düsseldorf", twitterte er vom Bahnsteig. Er hat Verständnis, dass die Lokführer den Streik als Drohmittel benutzen und zeigen, dass sie ganz Deutschland lahmlegen können, wenn sie wollen. Er vertraute auf eine alternative Verbindung und ließ sogar das Auto zu Hause stehen. "Darauf hatte ich keine Lust", sagt der 34-Jährige.

Nur mit dem Service der Bahn, bei der Suche nach Ersatzlinien zu helfen, ist der DJ unzufrieden. "Die Verbindung der Eurobahn wurde mir auf dem Smartphone gar nicht angezeigt. Damit schneidet sich die Bahn doch ins eigene Fleisch", so der Paderborner weiter. Probleme, am Donnerstag wieder nach Hause zu kommen, sieht er aber nicht.

Hallo Düsseldorf. #Bahnstreik war dank #Eurobahn kein Problem. Nur auf Bahn.de wurde die (reine) Eurobahn Verbindung nicht angezeigt.

(lnw/ met)
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