Frank S. angeklagt Prozess gegen Reker-Attentäter beginnt

Düsseldorf · Das Verfahren findet am Freitag im Düsseldorfer Hochsicherheitstrakt statt. Vor Gericht steht der mutmaßliche Täter Frank S.. Er soll die damalige Kölner Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker mit einem Messer lebensgefährlich verletzt haben.

Attentate auf deutsche Politiker: Henriette Reker, Roger Kusch und Co.
10 Bilder

Attentate auf Politiker in Deutschland

10 Bilder
Foto: ap

Vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht (OLG) muss sich ab Freitag Frank S. verantworten, der die damalige Kölner Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker mit einem Messer lebensgefährlich und vier weitere Personen verletzt hat. Am 17. Oktober 2015, einen Tag vor der Oberbürgermeister-Wahl in der Domstadt, hatte sich der Mann auf dem Wochenmarkt in Köln-Braunsfeld dem Infostand der parteilosen Kandidatin Reker genähert, die dort Rosen an Passanten verteilte.

Was niemand ahnen konnte: An der Innenseite seines Oberschenkels trug der Mann ein sogenanntes Bowiemesser mit einer Klingenlänge von etwa 30 Zentimetern. Zudem hatte er ein Butterflymesser (Klingenlänge neun Zentimeter) bei sich. Als ihm Reker auf seine Bitte hin eine Rose überreichen wollte, stach ihr der Mann das Bowiemesser zehn Zentimeter tief in den Hals. Die Spitze stieß an die Wirbelsäule und durchtrennte die Luftröhre. Reker sank zu Boden und hielt sich, wie sie später berichtete, instinktiv die Wunde zu. Im Krankenhaus wurde sie notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt. Tage später erfuhr sie im Krankenbett von ihrem Mann, dass die Kölner sie am Tag nach dem Attentat zur Oberbürgermeisterin gewählt hatten.

Laut Bundesanwaltschaft wollte Frank S. Reker, die bis dahin als Sozialdezernentin für die Unterbringung der Asylbewerber zuständig war, wegen der in seinen Augen verfehlten Flüchtlingspolitik töten. Nach der Tat soll er gesagt haben: "Ich hoffe, dass sie noch stirbt."

Wegen des politischen und fremdenfeindlichen Hintergrunds des Messerattentats hatte sich die Bundesanwaltschaft eingeschaltet und Anklage gegen S. wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erhoben. Das Verfahren findet in der Landeshauptstadt statt, weil das dortige OLG über einen Hochsicherheitstrakt verfügt. In diesem "Betonbunker" beginnt am Freitag der Prozess mit der Verlesung der Anklageschrift. Den Täter, der sich zu der Anklage äußern kann, erwartet eine mindestens mehrjährige Freiheitsstrafe. Der gelernte Maler ist bereits wegen Körperverletzung vorbestraft. In den 90er Jahren soll er Kontakte zur rechtsradikalen Szene gehabt haben. Ob er, wie gemutmaßt wird, ein V-Mann des NRW-Verfassungsschutzes war, ist weiterhin unklar.

Die Vorsitzende Richterin des sechsten OLG-Strafsenats, Barbara Havliza, hat Verhandlungstermine bis Ende Juni festgesetzt. Henriette Reker (59), die als Nebenklägerin auftritt, wird erst in zwei Wochen vor Gericht erscheinen. Sie hält es für denkbar, dass sie im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleichs eines Tages mit Frank S. zusammentreffen und mit ihm reden werde.

(hüw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort