Hells-Angels-Prozess in Köln Nach der Tat wollte niemand mit der Polizei reden

Köln · Im Hells-Angels-Verfahren wegen versuchten Mordes vor dem Kölner Landgericht haben am Mittwoch die ersten Zeugen ausgesagt. Die Polizisten berichten, dass niemand mit ihnen über die mutmaßlichen Täter reden wollte.

 Die acht Angeklagten schweigen bisher zu den Vorwürfen.

Die acht Angeklagten schweigen bisher zu den Vorwürfen.

Foto: Arton Krasniqi

Die Beschreibungen der Polizisten, die in der Nacht des 17. Juni 2015 zu einem Tatort am Kölnberg gerufen wurden, ähneln sich: "Da war großer Tumult" und "viel Trubel". Eine Beamtin und ihr Kollege rannten zu den drei Verletzten in einem Kiosk der Hochhaussiedlung in Meschenich. Auf die Inhaberin des Büdchens und ihre beiden Söhne (34, 43) war geschossen worden. Die 64-Jährige hatte sich noch schützend auf einen der Schwerverletzten gelegt. Doch mit der Polizei wollten sie alle nicht reden.

Auch in diesem Punkt gleichen sich die Aussagen der Polizisten im Prozess. "Niemand hat konkret gesagt, was eigentlich passiert ist", sagt die Beamtin im Zeugenstand. "Ich hatte den Eindruck, die wollten das Ganze kleinhalten." Die Verletzten hätten keine Täterbeschreibungen abgegeben, sagt ihr Kollege. "Die Rede war nur von einer Gruppe von zehn bis 15 Personen."

Bei der Alarmierung über Funk hatte es geheißen: "Da fahren welche am Kölnberg rum, möglicherweise aus dem Rocker-Milieu." Kurz darauf seien auch schon Schüsse gefallen. Einer der Verteidiger hakt ein, dass er die Vermutung, die Täter könnten aus dem Rocker-Milieu stammen, für wenig überzeugend hält. "Man plant also einen Mord und kleidet sich dann so, dass man sofort als Rocker zu identifizieren ist?", fragt er in die Runde.

Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass der Hauptangeklagte Serkan A. den Überfall auf den Kiosk angeführt und auch selbst geschossen hat. In dem Büdchen sollen nicht nur Süßigkeiten und Getränke über die Theke gegangen sein, sondern auch jede Menge Drogen. Das soll dem mutmaßlichen Hells-Angels-Rocker nicht gepasst haben, weil er die Familie als Konkurrenz betrachtete.

In dem Verfahren, das bis Ende des Jahres dauern wird, gibt es acht Angeklagte. Die zwischen 22 und 33 Jahre alten Männer hüllen sich bisher in Schweigen. Es geht nicht nur um versuchten Mord, sondern auch um schwere Körperverletzung, Schutzgelderpressung und Drogengeschäfte im großen Stil.

Der Prozess wird mit einem Großaufgebot der Polizei gesichert. Bis zu 20 Polizisten und Justizbeamte werden allein abgestellt, um während der Verhandlung mit im Gerichtssaal zu sein. Am ersten Prozesstag hatten die Zuschauer die Angeklagten klatschend und johlend begrüßt.

Fortsetzung in der kommenden Woche.

(hsr)
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