Buch-Tipp Heiß, kross und scharf: ein Klassiker unter den Würsten

Köln · Drei Jahre lang haben sich Stefan Padberg und Frank Schergel getroffen, und rund 70 Pommesbuden besucht. Das Ergebnis liegt jetzt vor: Der "Currywurst-Kompass Köln" stellt eine Stadt und ihre Buden vor. 50 der Testobjekte kamen dabei durch.

Sie heißen "Colonia-Grill", "Futtern wie bei Muttern" oder "Strohhut´s Eck", mitunter geben sich sich bildungsbeflissen ("Marie Curry"), kalauernd ("Rheinbiss") oder siegesgewiss ("Weltmeister"), tragen den Namen ihrer Betreiberin ("Bei Hanni"), gebärden sich weltläufig ("Lucky´s Snack") oder kommen rustikal daher ("Schlemmerstube").

Drei Jahre lang haben sich Stefan Padberg und Frank Schergel getroffen, und rund 70 Pommesbuden besucht. Das Ergebnis liegt jetzt vor: Der "Currywurst-Kompass Köln" stellt eine Stadt und ihre Buden vor. 50 der Testobjekte kamen dabei durch. Im Mittelpunkt steht, wie der Buchtitel unschwer erahnen lässt, ein Klassiker unter den Würsten. Im Idealfall heiß, kross und würzig, wird die Currywurst in Fußgängerzonen und Industriegebieten serviert, man verspeist sie in Einkaufszentren und an den Einflugschneisen der Nachtschwärmer, in Metzgereien, unweit von Schulen oder an studentischen Sammelpunkten. Nicht nur das Ruhrgebiet ist ein Mekka der Currywurstkultur - Köln ist es auch. Vom Bahnhof über den Hansaring bis zum Rheinauhafen, vom Belgischen Viertel über den Zülpicher Platz bis in die Südstadt, von Ehrenfeld übers Stadion bis nach Zollstock - in den Veedeln und Stadtbezirken geht es flächendeckend um die Wurst. Mal kommt sie "ziemlich asiatisch, mit feinem Curry-Aroma" daher ("Currywurst", Breslauer Platz), mal kann sie mit einer "vortrefflichen, dunkelrotbraunen, dicken, selbst gemachten Currysauce" punkten (Metzger-Grill Lecker Essen, Gereonswall) oder "die Sauce ist sehr hellrot, mit einer sehr angenehmen, vornehmen Schärfe" ("Weltmeister", Christophstraße).

Auch Qualität, Konsistenz und Darreichungsform der Wurst selbst werden gewertet, ebenso wie die Pommes Frittes, deren Geschmack laut Vorgabe der gewerblichen Speisenbereitung "arttypisch, frei von Fremdgeschmack, Ranzigkeit oder Bitterkeit" sein sollte, bei gleichzeitiger "Krustenknusprigkeit ohne Härte, Ledrigkeit oder gummiartige Beschaffenheit." Auf ihren "CPM"-Forschungsreisen - was für Currywurst, Pommes, Mayo steht - haben Padberg und Schergel dicke und dünne Pommes gekostet, hausgemachte und holländische, knackige, goldgelbe oder vorfrittierte Kartoffelstäbchen. Wobei letztere die besten sein sollen. Auch das Ambiente der Buden, die manchmal tatsächlich Buden oder sogar Imbisswagen sind, aber mitunter auch wahre Paläste oder hippe "Locations", wird ausführlich beschrieben (Kann man da sitzen oder nicht? Ist es gemütlich? Zieht es?), die Betreiber werden vorgestellt, Gäste skizziert und so manche Anekdote erzählt. Ihre Currywurst-Touren haben die beiden Autoren und bekennenden Pommesbuden-Fans nicht allein auf Köln beschränkt, sondern dehnen sie, ausgehend vom Zentrum über die Neustadt, den ersten Vorortring und die Außenviertel vor den Toren der Stadt bis nach Bonn aus. Auch drei überregionale Empfehlungen (Spitze im Bergischen Land, Aachen und Peking) gibt es. Im Selbstversuch testen die ambitionierten Currywurstforscher zuletzt auch noch das Angebot von Fertig-Currywürsten im Supermarkt. Im "Currywurst-Kompass" kann man darüber hinaus viel über die einzelnen Stadtviertel, ihre Entstehung und ihre Entwicklung erfahren. Dabei kommt dem Buch zugute, dass Stefan Padberg sich im Studium Städten und ihrer Entwicklung widmete.

"Currywurst-Kompass. Die Stadt und ihre Buden. Klartext Verlag, 261 Seiten, 12, 95 Euro.

(RP)
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