Germanwings-Trauerfeier im Kölner Dom "Herr, ich bitte Dich: Trockne unsere Tränen"

Köln · Im Kölner Dom ist an die Opfer des Absturzes der Germanwings-Maschine erinnert worden. Der Kölner Kardinal Rainer Woelki hat sich beim Trauergottesdienst mit bewegenden Worten des Trostes an die Hinterblieben gewandt. Stellvertretend für die Angehörigen der Opfer trat eine junge Frau mit ihrer Fürbitte in den Altarraum.

 Die Karte zeigt die Absperrungen rund um den Kölner Dom.

Die Karte zeigt die Absperrungen rund um den Kölner Dom.

Foto: Polizei Köln

Deutschland vereint in Schmerz: Bei einer bewegenden Trauerfeier im Kölner Dom haben Angehörige, Bevölkerung und die Staatsspitze der Opfer des Germanwings-Absturzes gedacht. Die Erschütterung war auch dreieinhalb Wochen nach der Katastrophe noch greifbar. Insgesamt 1.400 Gäste waren zu der zweistündigen Zeremonie in die Kathedrale gekommen, darunter 500 Angehörige der Toten.

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Zur Trauerfeier sind unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Regierungsvertreter aus Frankreich und Spanien gekommen. Weitere prominente Gäste sind Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier sowie Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Weiße Kerzen für jeden Toten

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Auf Großbildleinwänden vor dem Dom verfolgten rund 2000 Menschen die Lieder und Gebete, die im In- und Ausland auch live im Fernsehen übertragen wurden. In den Ansprachen kam noch einmal die ganze Fassungslosigkeit über das Geschehen zum Ausdruck. In NRW und an allen öffentlichen Gebäuden des Bundes wehten die Fahnen am Freitag auf Halbmast, Tausende Menschen trugen sich in Kondolenzbücher im Internet ein. Für jeden Toten stand eine weiße Kerze im Dom. "Es sind 150 Opfer", hatte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zuvor betont. Das Urteil über den Copiloten müsse man Gott überlassen.

Eine junge Frau trat für die Angehörigen in den Altarraum. Sie bat in einer Fürbitte um Zuversicht. "Herr, ich bitte Dich: Trockne unsere Tränen, stärke die schönen Erinnerungen und schenke uns allen neuen Lebensmut", sagte sie - um Fassung bemüht. Auf jedem Platz im Dom lag ein kleiner Holzengel, der den Angehörigen und Helfern symbolisch Halt und Zuversicht geben sollte. Auch Germanwings-Chef Thomas Winkelmann erhielt stellvertretend für alle Mitarbeiter von Fluggesellschaften einen Engel. Diese sollten trotz aller Trauer Kraft und Stärke spenden.

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"Die Liebe - sie bleibt"

Woelki wandte sich während des Gottesdienstes mit bewegenden Worten des Trostes an die Hinterblieben. "Liebe ist stärker als der Tod, glauben wir Christen. Die Liebe - sie bleibt", sagte Woelki in seiner Predigt. Als Mensch, Christ und Erzbischof von Köln habe er keine Antwort auf "das schreckliche Unglück". Liebe mache das Leid so schmerzlich. Aber gebe sie nicht auch die Kraft, das Leid zu ertragen, fragte der Erzbischof. Jeder werde sich an die kostbaren Momente mit den Lieben erinnern. Die seien unzerstörbar. Die Christen glaubten an das ewige Leben. "Wir glauben, dass diese 150 Menschen nicht verschwunden und ins Nichts gegangen sind, als sie aus der Welt geschieden sind", sagte Woelki.

Die Trauernden seien nicht allein "in dieser Stunde der Einsamkeit". Dass so viele Menschen den Betroffenen in diesem Moment Mitleid und Beileid zeigen wollten, solle den Betroffenen Trost sein. Das Band des Miteinanders durch die Solidarität so vieler Menschen über die Grenzen hinweg sei ein Band, das ins Leben zurückführe. Wo Menschen durch Trauer zu versteinern drohten, helfe Menschlichkeit. "Menschlichkeit und Annahme sind das, was wir Menschen einander schenken können: Durch Zärtlichkeit und durch Zuwendung, durch Zuhören, durch Zutrauen und durch Annahme", sagte Woelki. Auszüge aus Woelkis Predigt gibt es hier zum Nachlesen.

Die Solistin der Düsseldorfer Deutschen Oper am Rhein, Luiza Fatyol, zeigte ein besonders bewegendes Zeichen der Trauer. Nach der Predigt sang sie das Musikstück "Pie Jesu" von Gabriel Faure. Die Sängerin hatte zwei Kollegen bei dem Absturz verloren.

Angehörige und Notfallseelsorger lasen teils unter Tränen die Fürbitten vor. Im Anschluss an den Gottesdienst fand der staatliche Trauerfestakt mit Politiker-Reden unter anderem von Hannelore Kraft und Joachim Gauck statt. Dabei musizierte auch ein Ensemble des Halterner Gymnasiums. Das Trio - zwei Streicherinnen und ein Pianist - spielte ein Thema aus "Schindlers Liste" von John Williams.

NRW-Ministerpräsident Kraft hob die Anteilnahme in Kondolenzbüchern, Schweigeminuten und Gottesdiensten hervor. "Ich wünsche mir so sehr, dass Sie die große Anteilnahme spüren, dass sie Ihnen Kraft gibt in dieser schweren Zeit", sagte sie sichtlich bewegt zu den Hinterbliebenen.

Der Bundespräsident dankte insbesondere für die französische Hilfe. Die Behörden und die Menschen am Unglücksort hätten "alles getan, was ihnen möglich war, um die Angehörigen zu empfangen, um die Toten zu bergen und um den Hergang der Katastrophe zu erforschen".

Beim Absturz der Germanwings-Maschine waren vor dreieinhalb Wochen alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Der Copilot soll das Flugzeug nach bisherigen Ermittlungen absichtlich zum Absturz gebracht haben.

(dpa/ RP)
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