Nach Geiselnahme im Hauptbahnhof Ermittler durchsuchen Wohnung des mutmaßlichen Täters in Köln

Köln · Nach dem Großeinsatz am Kölner Hauptbahnhof hat die Polizei noch am Abend eine Wohnung durchsucht, in der der mutmaßliche Täter gelebt haben soll. Noch ist der Mann aber nur vorläufig identifiziert.

Kölner Hbf wegen Geiselnahme evakuiert - Fotos zum Polizei-Einsatz
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Kölner Hauptbahnhof wird evakuiert

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Foto: dpa/Oliver Berg

Am Tag nach der Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof laufen die Ermittlungen zum Motiv des Täters und seinem Hintergrund auf Hochtouren. Nach wie vor prüft die Polizei auch einen möglichen terroristischen Hintergrund.

Die Ermittler haben am späten Montagabend eine Wohnung in Köln durchsucht, wie ein Sprecher sagt. Dabei seien auch Beweismittel sichergestellt worden. Einen Bericht der Bild-Zeitung, wonach größere Mengen Benzin in der Wohnung gefunden worden sein sollen, wollte die Polizei mit einem Verweis auf eine Pressekonferenz am Nachmittag zunächst nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. Die Behörde veröffentlichte allerdings einen Zeugenaufruf mit der Frage, ob jemand den Tatverdächtigen in Neuehrenfeld beim Benzinkauf beobachtet hat. Die Gaskartuschen, die der Täter in Teilen schon an seiner Geisel in der Apotheke befestigt hatte, soll er zusätzlich zur Verstärkung einer Sprengkraft mit Stahlkugeln versehen haben. Auch dazu wollen Polizei und Staatsanwaltschaft sich am Nachmittag äußern.

Noch ist die Identifizierung des Tatverdächtigen eine vorläufige, da der Mann nach wie vor in Lebensgefahr schwebt und nicht ansprechbar ist. Der Mann wurde bei der gewaltsamen Beendigung der Geiselnahme durch Schüsse schwer verletzt und am Montag notoperiert. „Er ist nicht vernehmungsfähig“, sagt ein Sprecher der Kölner Polizei. In der Apotheke am Breslauer Platz war ein Dokument gefunden worden, das dem Geiselnehmer zugeordnet wurde. Demnach ist er 55 Jahre alt und stammt aus Syrien, er hat einen offiziellen Flüchtlingsstatus. Die durchsuchte Wohnung ist die Anschrift auf dem Dokument.

Der Gesundheitszustand der drei verletzten Opfer ist unverändert. Unter ihnen war auch ein 14 Jahre altes Mädchen, dessen Schuh durch die Explosion des Brandsatzes im Schnellrestaurant Feuer gefangen hatte. Das Mädchen erlitt einen Schock, ebenso wie die Apothekenangestellte, die der Täter als Geisel genommen und mit Benzin übergossen hatte. Während der Befreiungsaktion der Polizei versuchte er den Angaben zufolge, die Frau anzuzünden. Der Mann hatte Gaskartuschen und Brandbeschleuniger bei sich, außerdem eine Schusswaffe. Die Einsatzkräfte eines Spezialkommandos hatten sich daher zu dem schnellen „Notzugriff“ entschieden, wie der Polizeisprecher sagt. Ob sie echt war, wollte die Polizei zunächst nicht sagen.

NRW-Innenminister Herbert Reul äußerte sich am Dienstag „sehr bestürzt“ über das Geschehen. „Die Polizei hat durch ihr konsequentes und professionelles Einschreiten Schlimmeres verhindern können“, sagte der CDU-Politiker in Düsseldorf. „Derzeit wird mit Hochdruck ermittelt, um die Hintergründe der Tat schnellstmöglich aufzuklären.“

Der bewaffnete Mann hatte im Bahnhof in einem Schnellrestaurant einen Molotowcocktail gezündet und sich dann mit einer Geisel in der Apotheke verschanzt.

(hsr/dpa)
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