11.11. in Köln D’r Prinz kütt nit

Köln / Düsseldorf · Tausende Menschen haben in Köln die Eröffnung der Karnevalssession gefeiert. Manche wegen der Corona-Lage mit gemischten Gefühlen. Die Zülpicher Straße musste am Nachmittag wegen Überfüllung gesperrt werden. Und das Dreigestirn ist in Quarantäne.

Fotos: Karnevalsauftakt am 11.11. im Zülpicher Viertel in Köln
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Karnevalsauftakt am 11.11. im Zülpicher Viertel in Köln

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Foto: dpa/Henning Kaiser

Dichtes Gedränge am Morgen des 11.11. am Kölner Heumarkt. Plötzlich teilt sich die Menge und die Leute machen Platz, um ein Funkenmariechen durchzulassen. Die junge Frau geht mit eiligen Schritten in roten, blank geputzten Stiefeln hindurch, alle schauen ihr beinah entrückt hinterher, zwei Frauen klatschen vor Freude in die Hände und hüpfen. „Ist die schön!“, ruft ein Mann im Hasenkostüm.

Drüben auf der Bühne singt die Band Brings das alte Willy-Millowitsch-Lied „Wir sind alle kleine Sünderlein“. Kölle Alaaf. Es ist wieder Karneval. Na endlich, könnte man sagen, nachdem im vergangenen Jahr alles ausgefallen ist wegen der Corona-Pandemie. Doch die Pandemie ist noch nicht vorbei, die Infektionszahlen steigen und der designierte Karnevalsprinz zog am Abend vor der Sessionseröffnung die Reißleine: Er wurde positiv auf das Virus getestet, das Dreigestirn musste in Quarantäne, und so muss es am Donnerstag heißen: D’r Prinz kütt nit. Auch der traditionelle Empfang im Kölner Rathaus musste ausfallen. Die rund 12.000 Menschen auf dem Heumarkt starten ohne Dreigestirn in die fünfte Jahreszeit.

11.11.2021 in Köln: Jecken feiern den Karnevals-Start
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Köln feiert Karnevalsstart am 11.11. 2021

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Foto: dpa/Oliver Berg

„Wir haben uns natürlich auch Gedanken gemacht, ob es vernünftig ist, jetzt Karneval zu feiern“, sagt Ellen, die mit ihren beiden Freundinnen aus Frankfurt nach Köln gekommen ist. „Aber irgendwann muss das Leben ja weitergehen.“ Sie haben sich fest vorgenommen, den ganzen Tag im Freien zu verbringen. „In den Kneipen ist uns die Ansteckungsgefahr zu groß.“

In Köln gilt für das komplette Wochenende eine 2G-Regelung für Karnevalsveranstaltungen in Kneipen und Gastronomie sowie in bestimmten Bereichen der Stadt. Schon am Morgen bilden sich lange Schlangen vor dem Heumarkt und an der Zülpicher Straße. Ordner kontrollieren Impfnachweise und Personalausweise. „Mir wurde schon Geld geboten von einem ohne Nachweis“, sagt einer von ihnen. „Aber die meisten haben alles parat und Verständnis für die Maßnahmen.“

Schwarzwald-Mädle aus Freiburg am Kölner Heumarkt: (v.l.) Ralf, Jakob, Jochen und Ulli.

Schwarzwald-Mädle aus Freiburg am Kölner Heumarkt: (v.l.) Ralf, Jakob, Jochen und Ulli.

Foto: Claudia Hauser

Vier Freunde aus Freiburg zeigen als Schwarzwald-Mädels verkleidet ihre Heimatliebe. Sie sind daheim alle bei der Feuerwehr und haben viel diskutiert, ob sie die Köln-Tour machen sollen. „Aber ich denke, wir müssen ohnehin lernen, mit dem Virus zu leben“, sagt Ulli. „In jedem Fußballstadion sind jeden Samstag mehr Leute, und nüchterner sind die auch nicht.“

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Im Kwartier Latäng, dem Studentenviertel an der Zülpicher Straße, ist das Gedränge so groß, dass die Stadt um 15.15 Uhr die Zugänge sperrt. Angetrunkene stolpern über Bierdosen und liegen sich in den Armen. „Die Quarantäne zieht weiter, der Sultan hätt Doosch!“, grölt einer. Zuvor waren nach und nach „Entlastungsflächen“ wie die Uniwiesen geöffnet worden. Doch es sind zu viele Menschen. Nicht alle Kneipen haben sich für eine Öffnung entschieden – und verzichten damit auf viel Geld. „Die Politik hat uns in eine Lage gebracht, in der wir uns nicht mehr gut damit fühlen, das zu machen, was uns explizit erlaubt wurde“, teilen die Wirte der Kneipe „Pegel“ am Abend vor dem 11.11. auf ihrer Seite mit. „Wir lassen den Laden zu, aber nervös sind wir trotzdem, ob dieser Tag gut geht.“

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker verteidigte den Karnevalsauftakt am Nachmittag im Rathaus gegen Kritik. „Was wäre denn, wenn wir gesagt hätten: Wir machen das wie im vorigen Jahr, es wird kein Karneval gefeiert?“, fragte sie. „Ich bin der festen Überzeugung, das wäre uns in diesem Jahr nicht gelungen.“ Die Menschen hätten sich das nicht gefallen lassen, denn mittlerweile seien die meisten geimpft.

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