Köln Die "Goldenen 20er Jahre" in Berlin

Köln · Der Kölner Verlag Bastei Lübbe stellt ein neues E-Book-Projekt vor. In den drei Romanen von "Metropolis Berlin"agieren im Jahr 1926 die gleichen Personen, aber es sind drei in sich abgeschlossene Handlungen.

In der Welt von "Metropolis Berlin" ist Platz für drei Romane. Der Kölner Verlag Bastei Lübbe stellt mit den E-Books "Champagner, Charleston und Chiffon" (von Ulrike Bliefert), "Die Rote Burg" (von Oliver Schütte) und "Das Palais Reichenbach" (von Josephine Winter) eine völlig neue Art des "StoryTellings" vor. Jeder Roman erzählt eine in sich geschlossene Handlung. Das Besondere: Es agieren immer die gleichen Figuren und sie erleben die gleichen Situationen. Die Personen begegnen sich über die Romangrenzen hinweg, ihre Wege kreuzen sich, ihre Geschichten sind eng miteinander verwoben. Alles spielt sich in Berlin im Jahr 1926 ab.

In "Metropolis Berlin" ist der Leser sein eigener Routenplaner. Er kann mit einem Mausklick von einem Roman zum nächsten wechseln, um das soeben Gelesene in einer veränderten Szenerie zu erleben. Der Weg zurück ist ebenso problemlos möglich. Man kann aber auch ganz klassisch bei einem Roman bleiben.

Zum Beispiel bei "Champagner, Charleston und Chiffon" von Ulrike Bliefert. Die Rheinländerin lebt seit einigen Jahren in Berlin. Sie lässt ihre Leser teilhaben am Leben von Elly Preissing, einer jungen Frau vom Land, die in einem Geschäft für Gebrauchtkleider zunächst als Buchhalterin arbeitet. Noch ehe sie richtig angekommen ist, überschlagen sich die Ereignisse. Sie wird Vorführdame (hieße heute Model) in dem renommierten Modehaus Goldtstein & Lange", verliebt sich (sogar in zwei Männer) und entwirft schließlich ihre eigene Modelinie. Der Roman besticht durch mehrere Dinge. Ulrike Bliefert liebt ihre Figuren. Sie nimmt sie ernst und zeigt dies, indem sie ihnen plausible und stimmige Lebensumstände schreibt. Die Geschichte ist schnörkellos, gradlinig und logisch erzählt. Die Autorin gibt sich als akribische Rechercheurin zu erkennen. Etwa, wenn sie im Zusammenhang mit der Neubesetzung des Reichskanzleramtes über das Auftauchen eines Zentrumskandidaten aus Köln berichtet. Dem "rheinisch-katholischen Provinzheini" wurden aber wenig Chancen ausgerechet. Stimmt. Konrad Adenauer wurde 1926 nicht Reichskanzler. Kanzler wurde er erst 1949, eine Diktatur und einen Weltkrieg später.

(RP)
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