Heiraten in NRW Trauungen wegen der Corona-Krise nur noch im kleinsten Kreis

Köln · Im Mai startet eigentlich die Hochzeitssaison. Durch die Corona-Krise wird heiraten nun aber schwierig. In den Standesämtern ist nur der kleinste Kreis zugelassen, große Feiern in schönen Locations oder Restaurants müssen ausfallen.

Brautpaar, Standesbeamtin und Trauzeugen - mehr Leute dürfen derzeit in Köln nicht dabei sein. (Symbolbild)

Brautpaar, Standesbeamtin und Trauzeugen - mehr Leute dürfen derzeit in Köln nicht dabei sein. (Symbolbild)

Foto: dpa/Patrick Pleul

Jana Sander ist eigentlich für die guten Nachrichten zuständig. Sie ist Hochzeitsplanerin aus Köln, organisiert Feiern in ganz Nordrhein-Westfalen. „Wir mussten gerade eine Hochzeit mit 70 Gästen in den November verschieben“, sagt sie. Die Party sollte Ende April stattfinden, vorher wollte das Paar nach Las Vegas fliegen und dort heiraten. „Alles storniert und abgesagt“, sagt Sander. „Location, Catering, Blumen – es hängen so viele Leute mit drin“, sagt sie. „Alle Unternehmen sind aber gerade sehr flexibel und bestehen nicht auf den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.“ Die Corona-Krise sei ja für alle eine Situation, mit der noch niemand zuvor konfrontiert gewesen sei.

Im Mai ist eigentlich Hochzeits-Hochsaison. „Aber jetzt denkt niemand ans Heiraten“, sagt Sander. Spontan sowieso nicht. Deshalb plant sie gerade schon Feiern für 2021. „Ich bin aber auch Mutter von zwei Kindern und mache daher jetzt erst einmal fünf Wochen Zwangsferien.“ Sie hofft, dass die Situation im Sommer besser wird. „Im Moment regelt jede Kommune noch selbst, wie auf den Standesämtern mit den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts umgegangen wird“, sagt Philipp Stempel vom Städte- und Gemeindebund NRW.

In Wuppertal wurde das allgemeine Veranstaltungsverbot schon am Sonntag auch auf Hochzeiten ausgeweitet. Möglich sind dort nur noch private Feiern in den eigenen vier Wänden. Trauungen werden zwar noch durchgeführt, aber nur in einer Größe bis zu zehn Personen, wie die Stadt mitteilte. Das Düsseldorfer Standesamt führt auch weiter Trauungen durch, allerdings nur noch mit dem Brautpaar und maximal vier weiteren Teilnehmern. In Köln darf nach wie vor im Historischen Rathaus geheiratet werden, allerdings begrenzt auf das Paar und die Trauzeugen. Große Feiergesellschaften sind auch hier allgemein verboten – auch Hochzeitsfeiern. In Köln bleiben Gaststätten und Restaurants ab Dienstag ganz geschlossen.

Kirchenrat Jens Peter Iven, Sprecher für die Evangelische Kirche im Rheinland, sagt: „Wir sind an die behördlichen Vorgaben gebunden, die in NRW alle Veranstaltungen verbieten. Das betrifft auch Gottesdienste anlässlich einer Eheschließung.“ Das Erzbistum Köln setzt Hochzeiten zunächst bis zum 1. Mai aus. Dasselbe gilt für Kommunionen und Beerdigungen in größerer Gesellschaft.

In der Gastronomie ist die Zahl der Neubuchungen wegen der Corona-Krise zusammengebrochen – im Schnitt um 41 Prozent. Das war der Stand von vor einer Woche. Heute sei es noch viel schlimmer, wie Thorsten Hellwig vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga NRW) sagt. „Es ist ein Flächenbrand. Hochzeiten, Kommunionen, Konfirmationen kommen jetzt noch dazu – eine klassische Hochzeit wird gerade wohl nirgendwo stattfinden.“ Im Gastgewerbe in NRW arbeiten in rund 51.000 Betrieben mehr als 400.000 Beschäftigte. „Wir brauchen maximale Unterstützung von der Politik, damit wir nach der Krise immer noch so viele Betriebe und Mitarbeiter haben wie jetzt“, sagt Hellwig. Für die Branche seien gerade weniger langfristig geplante Feiern wie Hochzeiten das Problem, die alle ausfallen müssen. Noch dramatischer sei zudem, dass durch die Schließungen von Schulen und Kitas die Arbeit für viele Caterer wegfalle. „Das sind normalerweise Hunderttausende Essen jeden Tag“, sagt Hellwig.

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