Gutachten nach tödlichem Unfall Weiteres Betonteil an A3 bei Köln ist absturzgefährdet

Köln · Nach dem tödlichen Unfall mit einer Betonplatte auf der A3 bei Köln hat der von der Staatsanwaltschaft beauftragte Gutachter mindestens ein weiteres absturzgefährdetes Teil entdeckt.

Betonplatte stürzt auf A3 in Köln - Frau stirbt
6 Bilder

Betonplatte stürzt auf A3 in Köln - Frau stirbt

6 Bilder
Foto: dpa/Feuerwehr Köln

Er dokumentierte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in seinem Vorabgutachten einen bereits verbogenen Schweißanschluss mit erhöhter Rissgefahr an einer benachbarten Betonplatte. Die gefährlichen Bauteile sollten schnellstmöglich ausgebaut und als Beweismittel gesichert werden, empfahl der Gutachter.

In seinem Vorgutachten stellt der Ingenieur fest, dass manche Betonplatten rund um die Unglücksstelle korrekt angebracht wurden und andere - darunter die abgestürzte - nicht. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte berichtet, dass am Bau der Wand eventuell unterschiedliche Unternehmen beteiligt waren, die verschiedene Befestigungssysteme verwendet haben könnten. Die korrekt angebrachten Bauteile sind nach dpa-Informationen mit bloßem Auge durch einen anderen Abstand zur oberen Kante der Wand zu erkennen.

Laut Gutachter wog die abgestürzte Betonplatte etwa 6,2 Tonnen. Sie war als Vorsatzschale vor der eigentlichen Schallschutzwand befestigt. Neben einer abgebrochenen Schraube fand der Gutachter eine deutlich zu kleine Unterlegscheibe.

Die Betonplatte war am Freitag auf das Auto einer 66-jährigen Kölnerin gestürzt, die noch am Unfallort starb. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt eingeleitet. Dabei solle geklärt werden, ob der Tod der Fahrerin auf „strafrechtlich vorwerfbares Verhalten einer oder mehrerer Personen zurückzuführen ist“, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag auf Anfrage mit. Ein Sachverständiger solle herauszufinden, wie sich die Platte habe lösen können, hieß es weiter.

Der ADAC fordert eine lückenlose Untersuchung. „Es muss geklärt werden, wieso das passieren konnte. Der Autobahnabschnitt in dem Bereich ist noch relativ jung und meines Wissens nach erst in den vergangenen acht bis zehn Jahren fertiggestellt worden. Normalweise sind solche Bauteile dafür ausgelegt, mindestens 40 bis 50 Jahre zu halten“, sagte ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold unserer Redaktion. Einen solchen Unfall habe er noch nie erlebt. „Denn so etwas kann eigentlich nicht passieren.“

Der Verkehrsausschuss des Landtags soll sich am Mittwoch mit dem Unfall beschäftigen; die SPD-Fraktion beantragte dazu eine Aktuelle Viertelstunde.

(mba/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort