Kleve-Kranenburg Zwei Klever beim Jugend-musiziert-Finale

Kleve-Kranenburg · Die 13-jährige Lara Boschkor (Violine) und der 18-jährige Lukas Kepser (Gesang) vertreten am Wochenende den Kreis Kleve beim Bundeswettbewerb "Jugend musiziert". Wir haben mit den beiden Talenten vorab gesprochen.

Lara Boschkor und Lukas Kepser kurz vor dem Bundeswettbewerb.

Lara Boschkor und Lukas Kepser kurz vor dem Bundeswettbewerb.

Foto: stade

Auf insgesamt 1910 Internetseiten wird der Name der 13-jährigen Lara Boschkor aus Kleve erwähnt — fast immer in Kombination mit den Zusätzen "Wunderkind", "Ausnahmetalent" oder "musikalische Entdeckung". Doch eigentlich hört die junge Nachwuchsgeigerin solche Bezeichnungen gar nicht gerne — verständlich, zieht man in Betracht, wie viel harte Arbeit neben Talent in der Musik eine Rolle spielt. Am Wochenende tritt Lara Boschkor beim 50. Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" an und sie hat dabei ihr Ziel ganz klar im Auge: "Ich will gewinnen."

Tatsächlich hat die junge Geigerin gute Chancen auf den Sieg. Der umfangreiche Lebenslauf der Vom-Stein-Schülerin weist Siege bei internationalen und nationalen Musikwettbewerben auf. So gehörte sie 2012 zu den Preisträgern des Internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerbs und im vergangenen März gewann sie den Henryk Szernyk Wettbewerb in Mexico.

Ernst wird es für Lara am Samstagmittag um 14.35 Uhr: Dann muss sie im Erlanger Musikinstitut ihr Können auf der Geige unter Beweis stellen. Mit drei Stücken will sie die Bundesjury von ihrem Talent überzeugen und sich gegen die rund 100 Mitstreiter in ihrer Altersklasse durchsetzen: Vom belgischen Komponisten und Violinisten Eugène-Auguste Ysaÿe spielt sie die Solo-Violinsonate, von Johann Sebastian Bach die Solo-Partita in e-Dur und vom finnischen Komponisten Jean Sibelius den dritten Satz aus dem Violinkonzert in d-Moll. Auf die Frage, ob sie denn schon nervös sei, antwortet die 13-Jährige ruhig: "Ich bin eigentlich nie richtig nervös, außer bei Stücken, die ich zum ersten Mal vorspiele, aber das ist ja heute nicht der Fall." Bei der bisherigen musikalischen Karriere überrascht Laras professionelle Gelassenheit nicht wirklich: Mit viereinhalb Jahren hielt die junge Kleverin zum ersten Mal eine Geige in den Händen, mit acht Jahren wurde sie ins Precollege Cologne aufgenommen und gab mit dem Collegium Musicum Kleve ihr Konzertdebüt. Inzwischen ist Lara Boschkor Jungstudentin an der Hochschule für Musik in Detmold. Erst vor wenigen Wochen spielte sie ihr Paradestück, das Violinkonzert in d-Dur von Tschaikowsky, mit den Kunitachi Symphonikern in Tokio.

Und obwohl die Jungmusikerin schon zahlreiche Orchestersäle von innen sehen durfte (Tonhalle Düsseldorf, Kölner Philharmonie, Konzerthaus Berlin) hat sie noch große Pläne für die Zukunft: "Mein Traum wäre es, einmal mit dem Chicago Symphony Orchestra zu spielen. Außerdem die Carnegie Hall in New York — dort einmal auftreten zu dürfen, das wäre fantastisch."

Und auch das zweite Klever-Musiktalent, der 18-jährige Lukas Kepser aus Kranenburg, will beim Bundeswettbewerb ganz vorne mit-"singen". Seit Kindesbeinen genießt der Abiturient Gesangsunterricht — und das aus erster Hand: "Meine Mutter ist Sängerin, sie hat mich immer unterrichtet", erzählt Lukas Kepser, der vor zwei Jahren bei der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) mitmachte. Heute blickt er mit gemischten Gefühlen auf die Zeit bei DSDS zurück: "Meine Vorbehalte solchen Schows gegenüber haben sich bestätigt, trotz allem war es eine Erfahrung."

Von Mutter Gabriele Natrop-Kepser (Sopranistin) stammt auch die Idee zur Teilnahme am Wettbewerb "Jugend musiziert". "Ich freue mich auf den Bundeswettbewerb — bis zum Preisträgerkonzert der NRW-Landessieger Anfang der Woche war mir gar nicht klar, was für eine riesige Sache das Ganze eigentlich ist", sagt der Nachwuchssänger, der in der Kategorie Gesang "Pop" antritt.

Lukas genießt jedoch noch einen Tag länger Schonfrist als Lara, für ihn geht es am Sonntag um 15.50 Uhr im Nürnberger Hubertussaal um Alles. "Die Konkurrenz ist wahnsinnig gut. In meiner Altersgruppe sind wir 54 Sänger", sagt Lukas, der seinen Gesang selber mit Klavier und Gitarre begleitet. So auch beim Bundeswettbewerb — während er selber am Klavier sitzt, unterstützt ihn sein Schulfreund Viktor Fertich mit der Gitarre. Überzeugen wollen die beiden unter anderem mit den Liedern: "Come Home" von OneRepublic, "Too Close" von Alex Clare und "Fix You" von Coldplay und der Kepser-Eigenkomposition "Ich glaube, ich fühle nichts mehr".

Ähnlich wie Lara macht sich auch Lukas keinen Druck vor dem Wettbewerb: "Ich gehe da locker ran. Ich werde die Lieder noch einmal üben, damit ich sicher bin", sagt der 18-Jährige. Dass Lukas Kepsers Zukunft keine Einbahnstraße wird, scheint festzustehen: "Früher wollte ich Tennis-Profi werden, jetzt steht aktuell die Musik im Vordergrund, ich könnte mir aber auch ein Sport-Musik-Lehramtstudium oder BWL vorstellen." Ein Traum bleibt — "irgendwann einmal von der Musik leben zu können".

(RP/ac)
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