Kalkar Zeugnis einer schwierigen Gründung

Kalkar · Die mittelalterlichen Schätze der Dominikaner in Kalkar werden in einer Serie vorgestellt. Zum Abschluss die Urkunden von Papst und Erzbischof, die die Gründung eines Konvents in Kalkar zusagen. Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg.

 "CALISTVS PP III" zeigt die Inschrift des Siegels. "Papst Calixt III."

"CALISTVS PP III" zeigt die Inschrift des Siegels. "Papst Calixt III."

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die legendenhafte Gründungsgeschichte des Dominikanerklosters in Kalkar besitzt fast schon märchenhafte Züge – erzählt vom Krieg, Wallfahrt und unfrommen Mönchen. Jutta Prieur umreißt sie im Katalog "Dominikaner in Kalkar – Begraben und Vergessen" zum Einstieg in das große Kapitel der Klostergründung noch einmal.

 Mit der großen Urkunde stimmte Papst Calixt III. am 30. Oktober 1455 der Gründung des Dominikanerklosters in Kalkar zu. Daran angehängt die Urkunde mit der Zustimmung des Kölner Erzbischofs, Dietrich von Moers am 28. Mai 1456.

Mit der großen Urkunde stimmte Papst Calixt III. am 30. Oktober 1455 der Gründung des Dominikanerklosters in Kalkar zu. Daran angehängt die Urkunde mit der Zustimmung des Kölner Erzbischofs, Dietrich von Moers am 28. Mai 1456.

Foto: Gottfried Evers

Demnach gelobte Herzog Johann I. von Kleve nach einem großen Sieg über den Kölner Erzbischof Dietrich von Moers in der Soester Fehde 1449 eine Wallfahrt ins Heilige Land und nach Rom – auf der er aber schwer erkrankte. Endlich wieder genesen, besuchte er in Bologna das Dominikanerkloster St. Nikolaus, an dem sich auch das Grab des heiligen St. Dominikus befindet. Dort lernte er der das strenge Klosterleben der Observanzbewegung – die eine besonders strenge Lebensweise propagiert – kennen. Beeindruckt soll er bei deutschen Dominikanern, die in Bologna ihre Ordensstudien vollendeten, nach weiteren Klöstern der Bewegung gefragt haben. Was er daraufhin hörte, habe ihn wütend gemacht, heißt es: Es gebe in seinem Territorium bereits ein Dominikanerkloster, erzählten die Mönche. In Wesel nämlich. Dort würde man sich jedoch weigern, Reformen anzunehmen. Der junge Herzog soll nicht lange gezögert und feierlich in Bologna geschworen haben, dass er ein Reformkloster gründen wolle, wenn er denn heil nach Hause zurückkehre. Daraufhin soll eine Delegation unter Leitung des Rotterdamer Dominikanerpriors Nikolaus nach Kleve gereist sein, um über die Neugründung zu beraten, bis Herzog Johann und seine Mutter Maria schließlich selbst Kalkar auswählten.

Soweit die Geschichte. Einzig, merkt Jutta Prieur in ihrem Beitrag an, ein Versprechen des Herzogs am Grab des heiligen Dominikus ist in zeitgenössischen Quellen nicht belegt. Bei den ausgeschmückten Erzählungen handelt es sich Überlieferungen, die erst mehrere Generationen später zu Papier gebracht wurden.

Der langwierige Schriftverkehr aber, der der Gründung des Klosters in Kalkar vorausging, ist erhalten. Er verdeutlicht, welche Schwierigkeiten es Mitte des 15. Jahrhunderts gegeben haben muss, einen neuen Konvent innerhalb einer Stadt zu gründen. Papst, Erzbischof und die Ordensführung mussten Privilegien erteilen und Einwilligungen geben, die Rechte von Stadt und Pfarrkirche berücksichtigt – und nicht zuletzt ein Grundstück innerhalb der Stadtmauern gefunden werden, das entsprechend Platz bietet. Unter anderem befürchtete man in Kalkar, die Mönche könnten durch Erbe Macht und Einfluss gewinnen und sich dem Zugriff der Stadt entziehen. Schließlich aber beauftragte Papst Calixt III. den Kölner Erzbischof am 30. Oktober 1455 damit, die Zustimmung zum Kloster zu erteilen. Der Erzbischof jedoch zögerte das Prozedere noch ein halbes Jahr hinaus – und rächte sich so für die Schmach der Niederlage in der Soester Fehde.

(lukra)
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