Kleve Zeitung holen für den Lehrer

Kleve · Willi Hermsen wurde 1930 in der Katholischen Volksschule in Uedem eingeschult und musste damals noch Zeichentafel und Griffel mitbringen. Der Schultag begann immer mit einen Gottesdienst um 7 Uhr morgens.

 Einschulung 1930 in die Katholische Volksschule Uedem mit Lehrer Telaak. Willi Hermsen ist in der oberen Reihe der fünfte Schüler von rechts.

Einschulung 1930 in die Katholische Volksschule Uedem mit Lehrer Telaak. Willi Hermsen ist in der oberen Reihe der fünfte Schüler von rechts.

Foto: privat

An eine Schultüte war nicht zu denken, als Willi Hermsen, Alter Grüner Weg 4, in Uedem, im April 1930 in die Katholische Volksschule in Uedem an der Kervenheimer Straße zusammen mit 30 Schülern, nur Jungen, eingeschult wurde. "Meine Mutter hat mich dort abgeliefert, und so stand ich da mit dem Schultornister", erinnert sich der heute 87-Jährige.

 Willi Hermsen aus Uedem mit Erinnerungsstücken heute.

Willi Hermsen aus Uedem mit Erinnerungsstücken heute.

Foto: Gottfried Evers

Die Erstausstattung

Schiefertafel, Griffel, Schwämmchen, Zeichenblock und ein Lesebuch gehörten zur Erstausstattung. Lehrer Hermann Telaak kam aus Labbeck und war vier Jahre, bis 1934, der Klassenlehrer. Von Anfang an war Willi ein guter Schüler. "In der Pause durfte ich für den Lehrer die Zeitung holen. Das war bei Zigarren Intveen, wo heute das Rathaus steht", erinnert er sich. Jeden Tag ging es vor dem Unterricht um sieben Uhr zum Schulgottesdienst. Hermsen: "In der Schüsterkesstadt stank es am Morgen nach Leder." Bis heute beherrscht der spätere Großhandelskaufmann die Sütterlinschrift. Vor allem Lesen, Schreiben und Rechnen standen auf dem Stundenplan. Der Pastor oder ein Kaplan erteilten den Religionsunterricht.

Mit zehn Jahren ging Willi Hermsen zur ersten heiligen Kommunion und wurde danach Messdiener. Jeden Sonntag war eine Andacht und Christenlehre. In den nächsten Jahren, vom 5. Schuljahr an, hatte der Uedemer verschiedene Lehrer. Einige Namen hat er bis heute behalten, Lehrer Hering, Lehrer Keteler, Lehrer Rosenkranz und Lehrer Janhsen.

Dieser unterrichtete die Schüler in Zeichnen und Religion. "Eine Aufgabe beim Zeichnen war, ein Küken zu malen, was jedoch nicht allen gelang", sagt der frühere Schüler, der aus einer kinderreichen Familie stammt. Ein Jahr, von 1936 bis 1937, gab es eine gemischte Klasse mit Mädchen und Jungen. Klassenlehrer war Rektor Wagner. "Bei ihm haben wir sehr viel gelernt, vor allem Raumlehre und Rechnen", blickt Hermsen zurück. Seine Lieblingsfächer waren Geschichte und Erdkunde. Im letzten Schuljahr aber waren die Jungen wieder unter sich.

Schulleiter Wagner unterschrieb für 24 Schüler zur Schulentlassung am 31. März 1938 das große doppelseitige Volksschul-Entlassungszeugnis. Da gab es dann nicht nur Noten für die Fächer Lesen, Schreiben, Rechnen usw., sondern auch für Betragen, Aufmerksamkeit, Fleiß und Schulbesuch.

Ein gutes Zeugnis

Hermsen hatte ein gutes Zeugnis, denn nach der Schulentlassung konnte er am 1. Juni 1938 eine Lehre als Großhandelskaufmann bei der Firma H. Beckers GmbH in Goch beginnen. Außergewöhnlich war, dass die Klasse nach der Schulentlassung einige Tage zu Exerzitien nach Vrasselt fuhr: "Weitere Ausflüge gab es in den acht Jahren nicht." Das erste Klassentreffen war 40 Jahre nach der Schulentlassung. Von allen Schülern leben noch zwei; neun Mitschüler sind gefallen.

(stw)
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