Kleve Zeitreise zum Stadtjubiläum

Kleve · Das Kulturprogramm der Stadt Kleve lockt mit spannendem Theater, Musik und den Sonderveranstaltungen zur Erinnerung an die Verleihung der Stadtrechte vor 775 Jahren.

 Ein Rätselhafter Schimmer: Robert Nippoldt zeichnete seine Schau mit Jazz und Bildern ins Berlins der 1920er Jahre.

Ein Rätselhafter Schimmer: Robert Nippoldt zeichnete seine Schau mit Jazz und Bildern ins Berlins der 1920er Jahre.

Foto: nippoldt

Künstler trifft Trio. Robert Nippoldt umreißt seine Schau kurz und knapp: Künstler trifft Trio, Zeichnung trifft Musik, Geschichte trifft Gegenwart, das künstlerische Bild die Wirklichkeit. "Ein rätselhafter Schimmer" titelt die Schau des gebürtigen Klevers, der bis jetzt vor allem als Buchautor und Zeichner bekannt ist: Er schuf die wunderbaren Prachtbände zu den Gangstern in Chicago, zum Jazz und letztlich zum Glamour-Hollywood zur Zeiten Marlene Dietrichs. Es war sein unverwechselbarer Strich, der auch den Taschen-Verlag auf ihn aufmerksam werden ließ, für den er Promis porträtierte.

 Das Trio Größenwahn spielt die Songs aus dem Berlin der 1920-Jahre, Robert Nippoldt (rechts) liefert die Bilder dazu.

Das Trio Größenwahn spielt die Songs aus dem Berlin der 1920-Jahre, Robert Nippoldt (rechts) liefert die Bilder dazu.

Foto: Nippoldt

Jetzt hat Nippoldt seine Idee von Musik, Zeichnung und Live-Act verbunden. Gab's zum Jazz-Buch bereits die CD, so liefert die Show mit dem Trio Größenwahn live die Musik zu den live vom Zeichner auf die Wand geworfenen Bilder einer scheinbar längst vergangenen Zeit, die so wieder lebendig wird, und deren Songs machmal so aktuell sind, dass sich Gestern und Heute zu verbinden scheinen.

"Ein rätselhafter Schimmer" kommt am Samstag, 11. März, um 20 Uhr in die Klever Stadthalle und gehört zu den Höhepunkten im städtischen Kulturprogramm 2016/17. Neben Ferdinand von Schirachs "Terror" und July Zehs "Corpus Delicti" auf der Theater-Bühne der Klever Stadthalle (wir berichteten). Die Schau wird ins Berlin der 1920er Jahre entführen, in die Zeit Friedrich Hollaenders, zu den Chansons Marlene Dietrichs und nicht zuletzt auch zu Brechts Seeräuber Jenny. Marlenes Glamour steht neben Brechts Mahnung, der Slapstick des Kinos und witzige Songs sorgen für den nötigen Humor. "Werden wir am Ende dieses vergnüglichen Ausflugs einen Schimmer davon haben, wie es sich damals in den wilden zwanziger Jahren angefühlt haben mag", sagt Nippoldt. Der Klever bringt die besondere Show zum Geburtstag seiner Heimatstadt mit: "Ein rätselhafter Schimmer" ist Teil des städtischen Programms für die 775-Jahr-Feier der Stadt Kleve. Um die städtischen Veranstaltungen werden sich 2017 das ganze Jahr über weitere der Klever Kulturszene reihen. Bruno Schmitz hat Aktionen der freien Szene versprochen, die Klever Museen werden gewohnt qualitativ Hochwertiges beisteuern.

Neben der flotten Nippoldt-Show hat der Fachbereich Kultur der Stadt am 27. April das Luftwaffenmusikkorps für die Stadt gewinnen können, das um 20 Uhr unter Leitung von Alexander Kalweit zu einem Wohltätigkeitskonzert in der Stadthalle gastiert.

Am Dienstag, 2. Mai kommt gar das NRW-Juniorballett in der Stadthalle. Ein weiterer Höhepunkt, der Dank der Förderung durch das Kulturbüro Gütersloh möglich wurde. Am eigentlichen Jubiläumswochenende 29. und 30. April sind auf dem Opschlag Bühnen geplant, auf denen weitere Aktionen organisiert werden sollen. "Bis zum 30. September können sich noch Kulturtreibende oder Vereine bei uns anmelden, die eigene Aktionen zum Jubiläum bieten möchten", sagte Annette Wier, Leiterin des Fachbereichs. Man werde das 775-Jahr-Jubiläum allerdings nicht in der Größe feiern, wie die 750-Jahr-Feier, dämpft Wier allzu hohe Erwartungen. Soweit der Blick nach vorn.

Im Rückblick verweist Wier auf wieder steigende Besucherzahlen: Vielleicht haben die qualitativ hochwertigen, leider nur wenig besuchten Theaterstücke 2013/14 wieder Lust auf die Bühne in der Stadthalle gemacht: Damals besuchten 170 Gäste im Schnitt die Theaterstücke, in der Saison 15/16 waren es 230 pro Aufführung. In der letzten Saison stieg auch die Zahl der Kleinen, die das Kindertheater besuchten, seit langen wieder auf 225 pro gegebenem Stück. Die Inszenierungen, die die Stadt und die Mitglieder des Theatergremiums ausgesucht haben, sollten auch 2016/17 ins Theater locken. Vor allem sind die weiterführenden Schulen gefordert, ihre Schüler zum Besuch in die entsprechenden Vorstellungen zu motivieren.

Sigrun Hintzen von den Konzerten blickt dagegen auf eine bleibende Zahl von Liebhabern der klassischen Musik: Konstant lockt sie pro Reihenkonzert im Schnitt 350 Hörer in die Stadthalle. Die Zahl der besonderen Reihe erhöhte sich in der letzten Saison sogar deutlich: von 86 im Jahr 2013/14 sank sie 2014/15 auf 72 um schließlich in der Saison 2015/16 auf 120 zu steigen. Die Musikwissenschaftlerin arbeitet aber auch konsequent an Nachwuchs bei den Musikhörern. Das scheint sich auszuzahlen.

(RP)
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