Kranenburg Zeitreise dank alter Fotos

Kranenburg · In Kranenburg ist eine Ausstellung von Fotografien zu sehen, die aus dem Privatarchiv des kürzlich verstorbenen Egon Schönberner stammen. Die Sammlung wurde nun dem Verein für Heimatschutz übergeben.

 Eine Bäuerin melkt eine Kuh, ein kleiner Junge schaut ihr dabei zu – Barbara Onckels, Heinz Verwelke, Sigrid Hüsges, Renate Schönberner (von links) mit einem der

Eine Bäuerin melkt eine Kuh, ein kleiner Junge schaut ihr dabei zu – Barbara Onckels, Heinz Verwelke, Sigrid Hüsges, Renate Schönberner (von links) mit einem der

Foto: Klaus Dieter Stade

Wie eine Reuise in die Vergangenheit mutet der Besuch der Fotoausstellung aus dem Privatarchiv von Egon Schönberner mit dem Titel "Kinderspiele"an. Die Bilder sind in derzeit in der Seniorenresidenz Kranenburg zu shenen. Da gibt es Motive mit Kreis- und Ringelreigen, Seifenkisten und Kirmes, Schaukelpferd und Ballspielen, Dreirad und Sandspielen, Puppenwagen und Weihnachten, Soldatenspiele, Baden und Schlittenfahrt.

In jahrelanger Arbeit hatte der vor kurzem verstorbene Egon Schönberner ein Archiv mit etwa 30 000 Fotos für Brauchtum, Geschichte und Kultur des Niederrheins aufgebaut. Stellvertretend für den Verein für Heimatschutz freuten sich nun Heinz Pawelke, Willi Koch und Erich Berson, dieses Archiv für das Museum in Kranenburg übernehmen zu können.

Im Eingangsbereich der Kranenburger Seniorenresidenz ist nun ein kleiner Teil dieses großen Fotoarchivs — bereits als Ausstellung konzipiert — der Öffentlichkeit vorgestellt worden. In Anwesenheit der Gattin des Verstorbenen, Renate Schönberner, sowie seiner langjährigen Mitarbeiterin, Ingrid Hüsges, wurde mit diesem kleinen Ausschnitt das gesamte Archiv dem Verein für Heimatschutz offiziell übergeben. Die Leiterin der Seniorenresidenz, Barbara Onkels, war davon überzeugt, dass die Wechselausstellung auch bei den Bewohnern des Hauses großen Anklang finden wird, zumal sich die älteren Leute an die Kinderspiele selbst zurück erinnern.

Ingrid Hüsges war seit 37 Jahren Mitarbeiterin von Egon Schönberner und hat ihn seit 20 Jahren beim Aufbau des Fotoarchivs maßgeblich unterstützt. Sie nannte als Interessengebiete der Sammlung Brauchtum, Geschichte und Kultur. Themen dabei sind unter anderem Hochzeit, Taufe, Kindheit und Tod, ferner das Vereinsleben — beispielsweise Schützen- und Schwimmvereine — sowie das weite Feld der Kirche mit Prozessionen, Kommunion, Firmung, Wallfahrt, Weihnachten, Palmsonntag und Ostern. Das Archiv beinhaltet darüber hinaus die Themen Krieg, Handwerk, Industrie, Kleidung und Landwirtschaft. Der Zeitraum, in dem die der Fotografien entstanden sind, reicht vom Jahr 1914 bis etwa in das Jahr 1960.

Die Fotos wurden von Schönberner gescannt, Ingrid Hüsges fragte nach: wer? was?, wo? und besonders wann? Sie erinnert sich an besondere Erlebnisse während ihrer Nachforschungen. Von 1848 gab es das Foto einer Gocher Dame, die in Krefeld als Kindermädchen "in Stellung" war. Man erkennt einen Jungen im obligaten Samtanzug, davor ein Schaukelpferdchen.

In Erinnerung sind ihr auch noch die Fotos, die in einem verkohlten Album zu finden waren, das nach dem Bombenangriff auf Kleve aus den Trümmern eines Hauses gezogen wurde. Und schließlich hinterließ eine demenzkranke Dame, die im Altersheim seit einem halben Jahr nicht mehr gesprochen hatte, Eindruck: Als sie die Spiele-Bilder sah, begann sie zu erzählen. "Allein dafür hat sich das Sammeln gelohnt", war damals der Kommentar von Egon Schönberner.

(RP/rl)
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