Kommunalpolitik Ein Stellvertreter möchte Bürgermeister werden

Ehrenamtlicher Bürgermeister ist er schon lange, jetzt bewirbt sich der frühere Soldat als hauptamtlicher Rathauschef. Der 62-Jährige will viel für die Jugend, aber auch für die Älteren tun.

Foto: pageler

Günter Pageler ist erst seit sechs Jahren Ratsmitglied, aber schon fünf Jahre stellvertretender Bürgermeister. Der 62-Jährige aus Ostfriesland  ist in Kalkar schnell heimisch geworden.

Bitte stellen Sie sich doch kurz vor. Wer sind Sie – und was macht Sie aus?

Günter Pageler Ich bin 1958 in Marx/Ostfriesland geboren, bin seit 40 Jahren verheiratet, habe zwei ebenfalls verheiratete Kinder und fünf Enkel. Ich wurde 1994 als Soldat nach Kalkar versetzt und bin seit  2009 im Ruhestand. Ehrenamtlich habe ich mich für die Flüchtlingshilfe „Kalkar hilft“ und als Fahrer bei „Essen auf Räder“ engagiert, aktuell gehöre ich zum Team der Bürgerbusfahrer und führe die Geschäfte des St. Martinkomitee Kalkar. Zu meinen Hobbys gehören das Kochen, lange Fahrradtouren und nette Gespräche mit meinen Mitmenschen. Ich setze mich engagiert für die Interessen der Kinder und Jugendlichen ein sowie für die Anliegen aller Bürger. Ich habe jederzeit ein offenes Ohr für ihre Sorgen, Nöte und Anregungen.

Was ist Ihr wichtigstes Thema im Wahlkampf – und wie wollen Sie es anpacken?

Pageler Es gibt drei gleichermaßen wichtige Themen. In Kalkar wurde nie richtig an unsere Kinder und Jugendlichen gedacht, ein wirklich attraktives Freizeitangebot gibt es nicht, man hat vieles auf die Vereine „abgeschoben“. Hier gilt es ein ausgereiftes Konzept zu entwickeln. Außerdem muss sich im Bereich des Ordnungsdienstes einiges ändern. Da fehlt manchmal Konsequenz. In der Verwaltung muss die Dienstleistung wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden – die Verwaltung ist für die Bürger da und nicht umgekehrt. Dazu gehört auch die schnelle Onlinebearbeitung von Anfragen.

Aus welchem Fehler haben Sie schon einmal gelernt?

Pageler Ich habe im privaten wie auch beruflichen Leben einige Fehler gemacht, das ist unvermeidlich. Aus jedem Fehler lernt man dazu und passt sein zukünftiges Handeln an. Der wahrscheinlich größte und nicht mehr gutzumachende Fehler war der, dass ich meinen Eltern viel zu selten für ihre Unterstützung gedankt habe und ihnen nicht oft genug gesagt habe, wie sehr ich sie geliebt habe.

Sehen Sie Möglichkeiten, dem ÖPNV im Kreis neue Impulse zu geben?

Pageler Für die Schüler gerade im dörflichen Bereich müssen die Anbindungen verbessert werden. Wenn zum Beispiel Schüler aus Wissel mehr als zwei Kilometer Weg zur Haltestelle haben, um zur Schule nach Xanten zu kommen, ist das schon sehr unglücklich. Generell ist das Fahren im Linienverkehr unbezahlbar geworden, besonders durch Corona sind die Einkommen vieler Menschen geschrumpft, die Altersarmut nimmt stetig zu und ohne Schokoticket ist es auch für Jugendliche zu teuer. Es muss angestrebt werden, den Nahverkehr in einem bestimmten Umkreis zum Nulltarif anzubieten, hier wären die Millionen, die in den Flughafen Weeze geflossen sind, besser investiert gewesen. Vielleicht setzt ja ein neuer Landrat Driessen diese wichtige Forderung um.

Wie wollen Sie bezahlbares Wohnen im Kreis ermöglichen? Setzen Sie auf Verdichtung im Inneren oder die Erschließung neuer Wohngebiete?

Pageler Die Innenverdichtung ist ein sehr wichtiger Aspekt, hier müssen die entsprechenden Landesgesetze dringend angepasst werden, gleiches gilt für die vielen „Schrottimmobilien“. Zusätzlich muss es neben der Schaffung von allgemeinen Wohngebiete aber auch Angebote für Singles und Senioren geben, Mehrgenerationenhäuser oder auch Wohnungen für Senioren-Wohngemeinschaften.

Wie beurteilen Sie die Infrastruktur im Kreis, auch digital?

Pageler Grundsätzlich sind wir im Kreis Kleve schon sehr gut aufgestellt. Das wird auch immer wieder von unseren Besuchern aus Norddeutschland betont. Allerdings gilt es zur Steigerung der Attraktivität im Tourismusbereich die Wander- und Radwege laufend zu sanieren und das Netz auszubauen. Die Bereitstellung von Schnellladesäulen für E-Bikes und E-Kfz muss flächendeckender erfolgen. Die Verwaltung muss  Anträge und Anfrage digital und kontaktlos ermöglichen. Auch muss inallen Innenbereichen unserer Stadtteile freies WLAN verfügbar sein. Eine Dorf-App würde eine perfekte Vernetzung  gewährleisten.

Viele junge Familien beschäftigt erheblich, ob ihr Kind einen guten Kita-Platz bekommt – und wie es danach auf den Schulen weitergeht. Was muss in Ihrer Kommune dringend nachgebessert werden?

Pageler Der Schulstandort Kalkar Mitte ist nach der Komplettsanierung für die kommenden 15 – 20 Jahre baulich, technisch und pädagogisch absolut konkurrenzfähig aufgestellt. Die Grundschulstandorte Appeldorn und Wissel müssen zeitnah ebenfalls ertüchtigt werden. Bezüglich der Kita-Plätze ist der Neubau für einen neunten Kindergarten in Planung, vorübergehend wird eine Außengruppe der Kita WurzelWerk eingerichtet. Wir müssen frühzeitig auf  Bedarfe reagieren.

Muss nach der Corona-Krise in den kommenden Jahren der Gürtel noch enger geschnallt werden? Oder ist jetzt die Zeit der Investitionen gekommen? Und wenn ja – in was?

Pageler    Das Ausmaß der Corona-Folgen ist derzeit noch nicht darstellbar. Wir haben aber unaufschiebbare Projekte vor uns, diese müssen umgesetzt werden. Der Bau des Bau-und Betriebshofes, die Sanierung oder Neubauten der Feuerwehrgerätehäuser und die angesprochenen Grundschulen in Appeldorn und Wissel. Es geht um den  Grundstein für ihre weitere Entwicklung und ihren späteren beruflichen Werdegang.

Kalkar hat ein Gymnasium und eine Realschule, beide werden von vielen auswärtigen Schülern besucht. Gerade die Realschule hat viel an Akzeptanz eingebüßt. Müsste die Stadt da tätig werden – falls ja, wie?

Pageler Die Realschule ist in der Tat unser „Sorgenkind“. Die Zuständigkeiten im Bereich der Schulen teilen sich jedoch auf den Schulträger und die Bezirksregierung auf. Sicher muss die Stadt tätig werden. Als Mitglied im zuständigen Fachausschuss habe ich einiges an Informationen recherchiert und zusammentragen können und es der Verwaltung zugeleitet. Jetzt hoffen wir auf schnelle und positive Veränderungen. Ich bleibe hier auf jeden Fall am Ball.

Der Wisseler See soll verkauft werden, die juristische Klärung zieht sich aber sehr in die Länge. Sehen Sie eine Möglichkeit, das Verfahren zu beschleunigen?

Pageler Der Vorgang der juristischen Klärung lässt sich nicht beeinflussen, wir können lediglich auf einen zeitnahen Verkaufsabschluss hoffen. Die politischen Gremien haben das Verfahren bisher immer mehrheitlich begleitet, jetzt noch einen Rückzieher zu machen wäre äußerst fragwürdig. Auch wenn der jetzige Geschäftsführer ohne Zweifel einen sehr guten Job macht, die notwendigen Millionen kann und wird auch er nicht erwirtschaften können. Wenn wir, wie von der CDU beabsichtigt, diesen Verkauf stoppen, fallen wir in die Verhaltensmuster von vor 2014 zurück.

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