Zum Durchklicken Zehn Bücher-Tipps gegen die Krise
Von wegen Krisenstimmung: Wir haben uns von der Buchhandlung Hintzen in Kleve zehn Bücher empfehlen lassen, die glücklich machen.
Das Mädchen auf der Himmelsbrücke Ein kleines Büchlein hat es Eckard Erdmann in diesem Jahr besonders angetan. Es stammt eigentlich aus dem Jahr 1951 – erschien in diesem Jahr aber erstmals in deutscher Sprache. „Das Mädchen auf der Himmelsbrücke“ handelt von der neunjährigen Lena, die sich allein gelassen und unverstanden fühlt, bis sie in einer Kirche das erste Mal mit Musik von Bach in Berührung kommt. „Für mich das Buch des Jahres“, sagt Erdmann. Voll Tragik, Schönheit und Sätzen, die man immer wieder lesen möchte. Der Literat empfiehlt: Das Nachwort von Antje Rávik Strubel als Vorwort lesen.
Eva-Liisa-Manner, Das Mädchen auf der Himmelsbrücke, 154 Seiten, 22 Euro, ISBN 978-3-945370-36-0
Eine Frage der Chemie Im März dieses Jahres ist hierzulande das Buch „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus in den Buchhandel gekommen. „Ein ganz wunderbarer Unterhaltungsroman“, sagt Eckard Erdmann. Es geht um Elizabeth Zott, eine Frau mit unverkennbarem Auftreten – im Jahr 1961, in dem Frauen eigentlich Hemdblusenkleider tragen und Gartenvereinen beitreten. Niemand traut ihnen zu, Chemikerin zu werden. Und so findet sich die alleinerziehende Elizabeth Zott bald in der TV-Show „Essen um sechs“ wieder. Doch für sie ist Kochen Chemie. Und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände...
Bonnie Garmus, Eine Frage der Chemie, 464 Seiten, 22 Euro, ISBN 978-3-492-07109-3
Alles könnte anders sein Der Tenor dieser Tage lautet leider zu häufig: Die Welt wandelt sich zum Schlechteren. „Harald Welzer zeigt uns aber, dass es nicht hoffnungslos ist. Im Gegenteil“, sagt Sigrun Hintzen. Auch wenn viele nicht mehr daran glauben, dass es unseren Kindern mal besser gehen wird, schreibt der Soziologe in „Alles könnte anders sein“, dass es doch so kommen kann. Harald Welzer entwirft eine gute und mögliche Zukunft. Ein Buch, das Mut macht für das, was da noch vor uns liegt.
Harald Welzer, Alles könnte anders sein, 320 Seiten, 12 Euro, ISBN 978-3-596-70348-7
Schallplattensommer Für ein jüngeres Publikum, aber nicht nur: Alina Bronskys Schallplattensommer wird in der Buchhandlung regelmäßig empfohlen. Als einziges Mädchen im Umkreis von 13 Kilometern ist Protagonistin Maserati Aufmerksamkeit gewohnt. Dabei will sie nur eines: Den Feriengästen Limonade ihrer Oma servieren und die Tage bis zur Volljährigkeit zählen. Mit der Liebe will sie nichts zu tun haben – und schon gar nichts mit den Annäherungsversuchen der Söhne der reichen Familie, die gerade die Villa im Dorf gekauft hat. Doch dann stellen Caspar und Theo verbotene Fragen.
Alina Bronsky, Schallplattensommer, 192 Seiten, 12,99 Euro, ISBN 978-3-423-44054-7
Utopia Avenue Der psychedelisch-bunte Einband von „Utopia Avenue“ verrät uns bereits, wohin David Mitchell die Leser mitnimmt. Dies ist die Geschichte der fiktiven Band Utopia Avenue, die der Autor in die Welt der späten Sixties setzt. „Sehr unterhaltsam“, wie Eckard Erdmann befindet, erlebt man die kurze, aber rasante Reise der Musiker. Von den kleinen Clubs in London und den englischen Provinzkäffern bis ins Land der Verheißung: Amerika. Ein Liebesbrief an die Musik und die Welt der 60er-Jahre – ohne die Schattenseiten auszusparen.
David Mitchell, Utopia Avenue, 752 Seiten, 26 Euro, ISBN 978-3-498-00227-5
Die Heldin reist Der Held muss in die weite Welt hinaus und Abenteuer erleben, um ein Held zu werden – und eine Geschichte zu haben. Und was ist mit der Heldin? Doris Dörrie erzählt von drei Reisen – nach San Francisco, nach Japan und nach Marokko – und davon, als Frau in der Welt unterwegs zu sein. Sich dem Ungewissen, Fremden auszusetzen heißt immer auch, den eigenen Ängsten, Abhängigkeiten, Verlusten ins Auge zu sehen. Und dabei zur Heldin der eigenen Geschichte zu werden. „Sehr schöne Reiseeindrücke mit einer großen Portion Autobiografie“, sagt Erdmann.
Doris Dörrie, Die Heldin reist, 240 Seiten, 22 Euro, 978-3-257-07184-9.
Haie in Zeiten von Erlösern Nainoa ist sieben Jahre alt, als er von einem Ausflugsboot in den Pazifik fällt und bald von mehreren Haien umkreist wird. Alle befürchten das Schlimmste, doch der größte Hai trägt ihn sanft im offenen Maul zu seiner Mutter zurück – eine Legende ist geboren. „Haie in Zeiten von Erlösern ist ein toller Roman, der die Mythen von Hawaii mit einer Familiengeschichte verbindet“, sagt Eckard Erdmann. Eine Geschichte vom anderen Ende der Welt.
Kawai Strong Washburn, Haie in Zeiten von Erlösern, 448 Seiten, 22 Euro, ISBN 978-3-630-87705-1
Der Ickabog J.K. Rowlings erstes Kinderbuch seit Harry Potter wurde zunächst online veröffentlicht, wie Sigrun Hintzen erklärt. 2020 war das, um Familien während des Lockdowns Abwechslung zu bieten und zu eigener Kreativität anzuregen. Kinder waren aufgerufen, online Illustrationen zu den einzelnen Kapiteln einzureichen. 34 Zeichnungen wurden von einer Jury ausgewählt und sind nun Teil der Geschichte. Ein Märchen, das vom Sieg von Hoffnung und Freundschaft gegen alle Widrigkeiten handelt. „Und das dazu anregt, vielleicht selbst mal wieder kreativ zu werden“, sagt Hintzen.
J. K. Rowling, Der Ickabog, 352 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3-551-55920-3
Ihr glücklichen Augen Kaum etwas macht so glücklich wie das Reisen. Elke Heidenreich ist in ihrem Leben sehr viel gereist: von Florenz nach China, von Berlin nach Amerika. Überall hat sie sich ihre eigenen Wege gebahnt, Entdeckungen gemacht. „Sie beschreibt bei ihren Reisen das Zwischenmenschliche. Das Ehrliche, auch wenn mal etwas richtig schief läuft“, sagt Sigrun Hintzen. In einer Zeit, in der die Distanz zwischen den Menschen größer zu werden scheint, ein wunderbares Buch über die Begegnung.
Elke Heidenreich, Ihr glücklichen Augen, 256 Seiten, 26 Euro, ISBN 978-3-446-27395-5
Wir können auch anders Die Welt ist im Wandel – das kann niemand bestreiten. Wie aber finden wir den Kompass, die Kreativität und Courage, um diese Herausforderungen weniger zu bekämpfen als viel mehr zu gestalten? „Maja Göpel schafft es, den Blick auf Dinge zu lenken, die wirklich wichtig sind. Und sie zeigt, dass das Leben und die Welt eigentlich gut sind“, sagt Sigrun Hintzen. Ihr neuestes Buch „Wir können auch anders“ ist gerade erst frisch erschienen. Es ist Zeit, so die Autorin, Es ist Zeit, dass wir uns erlauben, neu zu denken, zu träumen und eine radikale Frage stellen: Wer wollen wir sein?
Maja Göpel, Wir können auch anders, 368 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-550-20161-5