Kleve Zahnärztin in den Anden

Kleve · Die Klever Zahnärztin Magdalena Schoenitz arbeitete in einer Missionsklinik in Ecuador. Hier stehen die Patienten morgens Schlange, um ihre Zähne behandeln zu lassen. Viele von ihnen haben zerstörte oder kariöse Gebisse.

 Andrang vor der Praxis: Zahnärztin Magdalena Schoenitz zeigt ein

Andrang vor der Praxis: Zahnärztin Magdalena Schoenitz zeigt ein

Foto: gottfried evers

Satt hängt der Nebel zwischen den grünen Bergen, weiß schmiegt sich ein niedriges Hospital vor dem Dschungel. Es ist eine Missionsklinik im 800-Seelendorf Guadalupe. Irgendwo im Nirgendwo am Rand der Anden Ecuadors liegt der Ort an einem Fluss, die Straße verliert sich am Ende des Tals. Das Hospital "Clínica Misional Nuestra Señora De Guadalupe" versorgt die Menschen aus der Umgebung, die oft tagelange Fußmärsche in Kauf nehmen, um sich hier behandeln zu lassen.

Ehrenamtliche Arbeit

Die Zahnärztin Magdalena Schoenitz hat ihre hypermoderne Zahnarzt-Behandlungsstation bei PaeßensZahnwelten an der Klever Hoffmannallee jetzt für einen Monat mit einem der von der Mission günstig in den USA oder Europa erstandenen, eigentlich ausrangierten Zahnarztstuhl in Guadalupe getauscht. "Ich wollte immer schon ins Ausland und dort helfen", sagt die 29-Jährige, die zusammen mit ihrem Mann nach Südamerika ging. Es ist eine ehrenamtliche Arbeit, die Anreise mussten sie selbst bezahlen, lediglich Essen und Unterkunft in dem 800-Seelendorf waren frei.

Doch Magdalene Schoenitz ist nicht nur mit ihrer Arbeitskraft in die Anden gefahren. Bohrer, Handschuhe, Zangen und anderes Gerät hatte sie mit im Gepäck. "Wir haben uns über das Engagement unserer Ärztin gefreut", sagt Maria Paeßens, Praxismanagerin der Zahnwelten Paeßens. Gerne habe man Material gesammelt. Außerdem teilten sich Zahnwelten und Zahnärztin die vier Wochen, die Schoenitz in Südamerika war.

Zur Mission in Guadalupe kommen hauptsächlich deutsche Zahnärzte, es gibt zwei Behandlungsstühle und einen OP-Raum, berichtet Schoenitz. Wenn auch veraltet, ist die Ausrüstung fernab der großen Städte akzeptabel. "Man muss sich an langsame Bohrer gewöhnen. Und aufwändige Wurzelbehandlungen lassen sich auch nicht machen", blickt die Klever Ärztin auf die Zeit im Andendorf zurück.

Die Patienten stehen morgens vor der Klinik Schlange und warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. Termine kennt man hier nicht und wenn in der Regenzeit die Straßen überflutet sind, kommt eben keiner. "Wir können die Patienten auch nicht mehrmals nachbestellen", erklärt die Ärztin. Also müssen kaputte Zähne raus, Füllungen werden mit Amalgan versorgt. Eine Vorsorge, wie sie seit Jahren in Europa praktiziert wird, ist nicht bekannt. Entsprechend sind die Gebisse oft ziemlich zerstört, ist Karies weit verbreitet. Das beginnt schon im Kindesalter, sagt Schoenitz. Was in Deutschland als Provisorium eingesetzt wird, gilt in Ecuador schon als fertiger Zahnersatz. Hiesige Kassen-Prothesen sind schon etwas Besonderes. "Man sieht sie ab und zu bei Menschen, die sich in der Großstadt haben behandeln können", sagt Schoenitz.

(RP)
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