Zahlen veröffentlicht Tausende weniger Katholiken im Kreis Kleve
Kreis Kleve · Die Zahl der Kirchenaustritte ist nochmals gestiegen. Propst Mecking: „Viele Menschen haben keine Erwartungen mehr an die Kirche“.
Im Kreis Kleve lebten im vergangenen Jahr 180.232 Katholikinnen und Katholiken, das sind 3059 weniger als im Jahr 2020. Das geht aus der Statistik des Bistums Münster für das Jahr 2021 hervor, die die Bischöfliche Pressestelle veröffentlicht hat. 1931 Menschen haben 2021 ihren Austritt aus der Kirche erklärt, 877 mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der Taufen ist um 372 auf 1249 gestiegen, das sind 42,42 Prozent mehr als im Vorjahr, die der Erstkommunionen stieg um 279 auf 1.417 im vergangenen Jahr. 715 Mal wurde das Sakrament der Firmung gespendet, 134 mal weniger als 2020. 146 Paare gaben sich in einer katholischen Kirche das „Ja-Wort“, 78 mehr als im Jahr zuvor. Leicht rückläufig ist die Zahl der Bestattungen, die um 49 auf 1.997 gesunken ist.
Propst Johannes Mecking, Kreisdechant für das Kreisdekanat Kleve, sagt angesichts der Entwicklung: „Die wiederum gestiegenen Austrittszahlen, die mich nicht überraschen, machen deutlich, dass viele Menschen keine Erwartungen mehr an die Kirche haben oder von der Institution Kirche enttäuscht sind, sei es über das Versagen im Umgang mit den Missbrauchsfällen oder auch den für sie offensichtlich nicht fortschreitenden innerkirchlichen Debatten. Gleichwohl darf dabei nicht übersehen werden, dass es ebenso immer wieder kirchenferne Menschen gibt, die von positiven Erfahrungen mit der Kirche vor Ort sprechen, zum Beispiel bei kirchlichen Hochzeiten und Beerdigungen oder im caritativ-sozialen Engagement. Wir müssen deutlich machen, dass wir unter anderen Vorzeichen als die einer klassischen Volkskirche eine Zukunft haben. Vor allem: Die Kirche muss wieder glaubwürdig werden.“
Der Bischof von Münster, Felix Genn, erklärte zu den Zahlen: „Es ist schön, dass nach der Pandemie die Feier der Sakramente wieder lebendiger geworden ist. Gleichwohl wirkt die Pandemie gerade bei den Gottesdienstbesuchern noch nach. Und natürlich haben vor allem gravierende Fehler kirchlicher Verantwortungsträger im Umgang mit sexuellem Missbrauch zu den hohen Kirchenaustrittszahlen beigetragen. Von daher bedauere ich es sehr, habe aber auch Verständnis dafür, dass viele Menschen mit der Institution Kirche nichts mehr zu tun haben wollen.
Von daher gelte für ihn das, was er vor kurzem bereits im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Studie der WWU Münster zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster in einem Schreiben an die Haupt- und Ehrenamtlichen betont habe: „Das, was viele engagierte Christinnen und Christen nur noch als übermächtige Institution, als erdrückende Struktur, als Amtskirche bezeichnen und wahrnehmen und erfahren, muss sich verändern. Viele von denen, die in der Kirche Verantwortung tragen, müssen ihre Haltung und ihr Verhalten ändern.“
Insgesamt müsse man als kirchliche Verantwortungsträger – und da schließe er sich selbst ausdrücklich ein – Kirche in dieser Haltung leben: „zugewandt, veränderungsbereit, lebendig, vielfältig, offen, dialogorientiert, im Dienst an den Menschen stehend, Gewalt, Unrecht und sexuellen Miss-brauch bekämpfend. So verkünden wir die frohe und befreiende Botschaft Jesu Christi glaubhafter und überzeugender – in Wort und Tat.“
Die Zahl der Kirchenaustritte ist im Bistum Münster insgesamt im Jahr 2021 auf einen historischen Höchststand gestiegen: 22.614 Katholiken erklärten ihren Austritt, das waren 9916 mehr als im Vorjahr. Bisher hatte es im Jahr 2019 mit 16.654 Katholiken die höchste Zahl an Kirchenaustritten gegeben. 257 Personen, die sie früher einmal verlassen hatten, traten im Bistum Münster im vergangenen Jahr wieder in die katholische Kirche ein, hinzu kamen 105 Eintritte aus anderen christlichen Konfessionen. Wie die Bischöfliche Pressestelle weiter mitteilte, wurden 2021 im Bistum 12.993 Menschen durch die Taufe in die Kirche aufgenommen, 3189 mehr als 2020. Die aktuelle Katholikenzahl im Bistum lag Ende 2021 bei 1.763.393. Das sind rund 34.176 weniger als ein Jahr zuvor. Münster ist hinter dem Erzbistum Köln das zweitgrößte Bistum in Deutschland.
Einen deutlichen Rückgang gab es im vergangenen Jahr im Bistum Münster auch bei den Menschen, die sonntags an der Messe teilnehmen. 2021 waren es 65.016 Katholiken und damit 24.046 weniger als im Vorjahr. Einen Anstieg gab es 2021 bei Firmungen (2021: 10.334; 2020: 8099), Erstkommunionen (2021: 13.929; 2020: 11.428) und kirchlichen Trauungen (2021: 1609; 2020: 903). Leicht gestiegen ist die Zahl der Bestattungen (2021: 19.559; 2020: 19.487).