Kleve Zahl der Satanisten wächst

Kleve · In Kevelaer berichten heute Jugendamt und Sekteninfo über okkulte Praktiken im Kreis Kleve und zeigen: Immer mehr Jugendliche beten den Satan an. Doch auch scheinbar harmlose Esoterik kann gefährlich sein.

KREIS KLEVE Sie feiern schwarze Messen auf dem Friedhof, trinken das Blut getöteter Tiere: Das ist die hässliche Fratze des Satanismus. Immer mehr Jugendliche aus dem Kreis Kleve wenden sich dem Okkulten zu. Drei satanistische Gruppen gibt es im Kreis, sagt Siegfried Wolf vom Kreisjugendamt. Doch auch Erwachsene sind vom Okkulten gefährdet. Darüber informieren er und die Sekteninfo NRW heute um 19 Uhr im Konzert- und Bühnenhaus Kevelaer.

Nichts Gutes auf der Welt

Sabine Riede von der Sekten-Info weiß, weshalb manche jungen Menschen dem Teufel huldigen. „Das sind oft Jungen und Mädchen, die schon viel Leid erfahren haben“, sagt sie. Im Heim beispielsweise. „Sie haben die Ansicht, es gebe nichts Gutes auf der Welt.“ In schwarzen Gewändern fühlen sie sich mächtig, sie ernten Anerkennung von anderen. Respekt, den sie sonst vermissen. „Die Ideologie des Satanismus heißt: Tu was du willst“, erklärt Riede. Horrorfilme, die das Okkulte verherrlichen, seien nicht der Auslöser für satanistisches Verhalten, sagt die Pädagogin. Wohl aber hielten sie das Thema bei den Jugendlichen wach.

Dabei geht es den Menschen, um die sich Institutionen wie die Kontakthilfe bei Sektenproblemen und die Sekten-Info kümmern, nicht immer gleich um den Teufel persönlich. Schon scheinbar harmlose Techniken wie Pendeln und Gläser-Rücken sind für Sabine Riede Anlass zur Sorge.

„Esoterische Praktiken führen zum Realitätsverlust“, sagt sie. Und das nicht nur in jungen Jahren. Neben der Realität verlieren manche gleich noch viel Geld. Beispielsweise bei so genannten Astro-Hotlines, die Lebensratschläge erteilen. „Bei diesen Anrufen besteht die Gefahr, süchtig zu werden“, erklärt Sabine Riede. Die Menschen erfahren Zuwendung von den Ratgebern. Bald schon wählen sie bei jedem kleinen Problem die teure Telefonnummer. „Schnell verliert man da Tausende Euro.“

Scientology hingegen ist im Kreis Kleve trotz prominenter Hollywood-Unterstützung und großer regelmäßiger Berichterstattung offenbar noch nicht wirklich angekommen. Landesweit wächst die Zahl derer, die sich bei den Sekten-Beratungsstellen melden. Das kann ein gutes Zeichen sein, weil mehr Betroffene Hilfe suchen. Oder ein schlechtes, weil es einfach mehr Fälle gibt.

(RP)
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