Diskussion um Wolf Berufsschäfer mahnen zur Besonnenheit

Niederrhein · Eine drastische Forderung hat, wie berichtet, der Schafzuchtverband Nordrhein-Westfalen anlässlich der Dauerpräsenz des Wolfes im Raum Schermbeck/Hünxe aufgestellt: Das Tier solle getötet werden, fordern die Schafhalter. Die Sorge ist groß, zumal mittlerweile befürchtet wird, dass sich mehr als ein Tier in der Region niedergelassen hat.

 Die Angst vor Wölfen geht bei den Schafzüchtern um.

Die Angst vor Wölfen geht bei den Schafzüchtern um.

Foto: dpa/Carsten Rehder

In Dinslaken war unlängst Damwild gerissen worden – elf Tiere an der Zahl, trotz zwei Meter hoher Zäune. Der Weseler Schäfer Maik Dünow hat sich Expertise in Sachen Wolf angeeignet. Eine „Entnahme“, also die Tötung des Wolfes, sei erst dann möglich, wenn das Tier mehrfach die errichteten Zäune übersprungen hat. Deshalb sei die Bewertung beim Schermbecker Wolf noch zu früh. Längst nicht alle Schafhalter dürften Spezialzäune eingerichtet haben, meint er. Dünow ist Sprecher der Berufsschäfer in NRW. Er ruft zu Besonnenheit in seiner Zunft auf: „Die Befürchtung, dass inzwischen mehr als ein Tier hier ist, hören wir öfter, auch die, dass die Wölfin Nachwuchs mit nach hier gebracht haben könnte“, sagt er. „Wir müssen uns an die Fakten halten“, betont er. In Kürze habe er ein Gespräch mit NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser (CDU). Dort solle es auch um den Wolf gehen.

Im Gespräch mit der Redaktion erläuterte Andreas Humpert vom Schafzuchtverband NRW, dass es aus Sicht seines Verbandes keine Alternative zum Töten von Problemwölfen gebe. „Ein Wolf, der einmal ein Nutztier gerissen hat, der lässt davon nicht ab“, sagt er. Einen Wolf einzufangen und einzusperren, sei keine Lösung, so ein Tier komme nie zur Ruhe. Schon vor dem Auftauchen des Wolfes sei immer mal wieder ein Schaf von einem Luchs gerissen worden. Doch da liege der Fall ganz anders: „Der Luchs sucht sich gezielt ein Tier aus und zieht es zur Seite. Ein Wolf dagegen hört erst auf, wenn sich nichts mehr bewegt. Er hat den Drang zum Hetzen, daher tötet er auch immer mehr Tiere“, sagt Humpert.

„Mit diesen Berichten von Wolfsrissen kann kein Tierhalter mehr gut schlafen“, meint auch Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV). Der Wolf sei laut Conzen mittlerweile zu einem sehr emotionalen Thema geworden. „Bislang handelt es sich ja anscheinend nur um eine Wölfin. Doch was ist, wenn daraus ein Rudel wird, das lernfähig und intelligent ist und versteht, dass es mit Weidetieren eine leichte Beute hat? Das würde die heimische Weidetierhaltung existenziell gefährden, denn das tut sich kein Tierhalter an“, fürchtet der RLV-Präsident.

Beim Herdenschutz ebenso wie bei der Entschädigung von Tierrissen bedürfe es einer Regelung, die die finanzielle Belastung der Tierhalter ohne Einschränkungen ausgleiche, erläutert der RLV seine Forderung. Die aktuell dazu in einer Richtlinie des Landes festgelegten Unterstützungen seien nicht ausreichend. So werde etwa der stark erhöhte Arbeitsaufwand in den Betrieben  als Folge von Herdenschutzmaßnahmen in keiner Weise berücksichtigt.

Weiterhin seien zudem klare Vorgaben zum Umgang mit auffälligen Wölfen dringend von Nöten. Die Förderung von Präventionsmaßnahmen und eine schnelle Entnahme von Wölfen, die trotz Schutzmaßnahmen Weidetiere mehrfach angreifen oder reißen, sind „zwei Seiten einer Medaille“, bekräftigt Conzen.

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