Kleve "WohnPerspektiven" gegen die Obdachlosigkeit

Kleve · Wenn man an obdachlose Jugendliche denkt, dann fallen einem in der Regel Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt ein. Doch auch in ländlicheren Gebieten gibt es junge Menschen, die kein festes Dach über dem Kopf haben, die im Freien oder auf dem Sofa eines Bekannten übernachten müssen.

Zu diesem Ergebnis kamen die Mitarbeiter des Projektes "WohnPerspektiven", das über drei Jahre vom Caritasverband für die Diözese Münster in den ländlichen Kreisen Kleve, Borken und Wesel durchgeführt wurde. Die Erkenntnisse des Projektes wurden nun von Projektleiter Dr. Ulrich Thien und seinen Mitarbeitern vor rund 60 Gästen, darunter Vertreter aus Politik und Verwaltung, im Kontaktcafé der Klever Caritas vorgestellt.

Ziel des Projektes war es, die Obdachlosigkeit unter jungen Menschen bis 27 Jahren zu verringern. Am Anfang stand die Bestandsaufnahme des Hilfesystems: Dazu wurden sowohl betroffene Jugendliche befragt als auch sogenannt Akteure, also Beamte und Sozialarbeiter, die mit der Zielgruppe regelmäßig Kontakt haben. Ein Ergebnis: "Die Betroffenen haben häufig angegeben, dass die Eskalation von Konflikten die Obdachlosigkeit auslöste", sagte Projektmitarbeiterin Lena Thissen. Im Rahmen einer Auswertung von 188 Fällen kam die Projektgruppe zu dem Ergebnis, dass der Übergang in das Erwachsenenleben eine kritische Phase im Hinblick auf die Obdachlosigkeit darstellt. Teil des Projektes waren deswegen auch 15 prophylaktische Unterrichtseinheiten an Schulen, vorrangig Haupt-, Berufs- und Förderschulen, in denen Schüler und Lehrer für die Problematik sensibilisiert wurden. "Die Zielgruppe zeichnet sich durch ein Zusammentreffen multipler Problemlagen aus. Die Fallverläufe sind komplex", sagte Projektleiter Dr. Thien. Die Akteure, die mit den Betroffenen zu tun haben, stammen deswegen aus verschiedensten Institutionen, etwa der Jugendhilfe, der Jugendgerichtshilfe oder den Ordnungsämtern.

"Es ist ein breites Spektrum an Akteuren, genau da liegt die Herausforderung. Wie kann man die einzelnen Akteure vernetzen?", so Thien. Für die Zukunft empfiehlt das Projektteam im Klever Raum die Schaffung von betreuten Übergangsplätzen. Im Hinblick auf die zukünftige Arbeit der Akteure empfiehlt Thien, das "Label Wohnperspektiven auch zukünftig zu nutzen", die Ergebnisse und Empfehlungen zu berücksichtigen und weiter an der Vernetzung der einzelnen involvierten Institutionen zu arbeiten. In einer anschließenden Diskussionsrunde mit mehreren Akteuren wurden erste Erfolge in der praktischen Arbeit bestätigt und der Wille beteuert, auch in Zukunft an der Verbesserung der Vernetzung weiterzuarbeiten.

Informationen zu den umfangreichen Ergebnissen und Empfehlungen des Projektes, zudem ein Handbuch zur Prophylaxe-Arbeit an Schulen gibt es bei der Caritas Kleve, Hoffmannallee 66a-68, Telefon 02821 72090.

(RP)
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