Niederrhein Wirtschaft: Prädikat "gut"

Niederrhein · Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage im Herbst: Wachstum ist gebremst, aber keine Rezession. Die Erwartungen der Unternehmen sind zurückhaltender geworden. Der Konjunkturklimaindex sinkt erstmals seit drei Jahren.

 Der Konjunkturzug – hier Betonhersteller Max Bögl, der vom Zweigwerk in Hamminkeln Betonschwellen auf die Schiene schickt – fährt am Niederrhein langsamer. Aber er hat weiter ordentlich Fahrt.

Der Konjunkturzug – hier Betonhersteller Max Bögl, der vom Zweigwerk in Hamminkeln Betonschwellen auf die Schiene schickt – fährt am Niederrhein langsamer. Aber er hat weiter ordentlich Fahrt.

Foto: archiv

Die Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve hat gestern die Ergebnisse ihrer aktuellen Konjunkturumfrage vorgestellt. Ihr Fazit: Noch befindet sich die Wirtschaft in einer überwiegend guten Verfassung. Die Erwartungen der Betriebe mit Blick auf die kommenden Monate deuten jedoch auf eine spürbare Abschwächung des Konjunkturverlaufs hin. Dies geht aus der Umfrage hervor, an der sich über 270 Unternehmen aller Branchen mit fast 40 000 Beschäftigten beteiligt haben. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger: "Der Zenit ist überschritten, das Wachstum verlangsamt sich. Von einer Rezession kann jedoch keine Rede sein."

Gute Geschäfte der Industrie

Die Note Laut IHK-Umfrage liegt der Anteil der Betriebe, die für ihre Geschäftslage das Prädikat "gut" vergeben, mit 42 % nur geringfügig niedriger als im Frühsommer (48 %). Hinzu kommen weitere 48 %, die "zufrieden" sind. Vor allem die Industrie berichtet über eine gute Geschäftssituation, aber auch im Handel und im Dienstleistungsgewerbe überwiegen die positiven Stimmen. Aber der IHK-Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen zusammenfassend widerspiegelt, ist erstmals seit drei Jahren wieder gesunken. Er liegt aktuell bei 115 Punkten (Frühsommer: 131).

Die Betriebe Den Einschätzungen der Betriebe zufolge wird die Konjunktur sich in den nächsten Monaten deutlich abschwächen. Der Anteil der Befragten, die von einer weiteren Aufwärtsentwicklung ausgehen (19 %), hat sich im Verlauf der letzten Monate fast halbiert (Frühsommer: 34 %). Die Zahl der Skeptiker hat sich nahezu verdoppelt – von 10 auf 19 %. Damit halten sich Optimisten und Pessimisten derzeit die Waage. Es bestehen Zweifel, dass die Schuldenkrise im Euroraum sowie die Unsicherheiten auf den Finanzmärkten in absehbarer Zeit bewältigt werden können. Hinzu kommen steigende Energie- und Rohstoffkosten.

Binnennachfrage In der Industrie verbuchte zu Jahresbeginn noch jeder zweite Betrieb (49 %) steigende Aufträge aus dem Inland. Aktuell trifft dies auf jedes vierte Unternehmen zu (23 %). Gleichzeitig hat sich der Anteil der Industriebetriebe mit rückläufigen Inlandsbestellungen auf 20 % verdoppelt. Im Einzelhandel halten sich Unternehmen mit steigenden und rückläufigen Umsätzen in etwa die Waage (34:37 %). Im Großhandel überwiegen deutlich die positiven Stimmen (56:16 %). Dies gilt auch für die Dienstleistungsunternehmen (49:17 %).

Export Die Turbulenzen in Europa, Schwierigkeiten in den USA sowie die Verunsicherung auf den Finanzmärkten hinterlassen Spuren. So berichten derzeit 29 % der Industriebetriebe über steigende Aufträge aus anderen Ländern (Jahresbeginn: 37 %). Gleichzeitig hat sich der Anteil der Exportunternehmen mit rückläufiger Auslandsnachfrage verdreifacht – von 10 auf 27 %. Das schlägt sich auch in den Exporterwartungen nieder. Kamen zu Jahresbeginn in Industrie, Handel und Dienstleistungen auf jeden Pessimisten, der von sinkenden Exporterlösen ausging (5 %), immerhin sechs Optimisten, so ist das Verhältnis derzeit in etwa ausgeglichen (14:17 %). Das Gros mit 70 % geht von einem gleichbleibenden Verlauf des Auslandsgeschäftes aus.

Investitionen Die Unternehmen planen, ihre Investitionen an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Jedes vierte Unternehmen (25 %) will sein Investitionsbudget ausweiten, jedes sechste (16 %) einschränken. Zu Jahresbeginn belief sich dieses Verhältnis jedoch noch auf 30:11 %. Die Investitionen verlieren an Dynamik.

(RP)
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