Bedburg-Hau "Wir wollen das Beuys-Zentrum sein"

Moyland · Dem lebenden Besucher Beuys zu erklären hat sich Moyland mit der völlig neu geordneten Beuys- Etage auf die Fahnen geschrieben. Sicher fehlen den Moyländern weiterhin die großen Arbeiten des niederrheinischen Schamanen – aber auf dem Weg zum europäischen Beuys-Zentrum sollte es dem Museum mittel- und langfristig gelingen, das eine oder andere Werk an den Niederrhein zu holen.

Dem lebenden Besucher Beuys zu erklären hat sich Moyland mit der völlig neu geordneten Beuys- Etage auf die Fahnen geschrieben. Sicher fehlen den Moyländern weiterhin die großen Arbeiten des niederrheinischen Schamanen — aber auf dem Weg zum europäischen Beuys-Zentrum sollte es dem Museum mittel- und langfristig gelingen, das eine oder andere Werk an den Niederrhein zu holen.

Denn hier liegt quasi der Ursprung des Beuys'schen Denkens, sein Fundus: "Ich habe zeichnerisch eine neue Biografie entworfen, die ich 1958 beginnen lasse. Ich hatte damals schon die Ideen für das soziale Kunstwerk, an denen ich immer noch arbeite", schrieb der Klever Bildhauer 1980.

Zusammenhänge statt Masse

Die Zeichnungen, die für Beuys das Wichtigste waren, haben die Gebrüder van der Grinten von Beginn an gesammelt und so den weltweit größten Fundus dieser Blätter zusammengetragen. Die neue Präsentation zeigt aber nicht mehr die Masse, sondern die Zusammenhänge. So wie bei der Honigpumpe, jenem berühmten Werk aus dem Kasseler Friedercianum. Sehr schön die großen Aktionen wie "Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet". Paust hat hier — wie an vielen anderen Stellen in der Beuys-Etage — den Fundus des Archivs in die Präsentation eingearbeitet. Wie zum Beispiel einen Brief des Komponisten John Cage.

Nicht nur wegen der harten Kritik, die Moyland wegen der zu lange präsentierten empfindlichen Moyland- Zeichnungen einstecken musste, werden auch in den Etagen, die Beuys präsentieren, alle sechs Monate die Exponate wechseln. So sind schon jetzt endlich viele der Zeichnungen im Schloss zu sehen, die in den vergangenen Jahren nicht ausgestellt wurden. Die Themenräume zu den Aktionen müssten dabei nicht verändert werden, weil der Fundus der Sammlung so groß ist, dass es beispielsweise viele spannende Bilder zur Bienenthematik bei Beuys gibt, ohne dass der Zusammenhang zur erklärten Aktion verloren ginge.

Zusätzlich wird Moyland im Schloss aber auch Ausstellungen zu bestimmten Themen zu Beuys anbieten. "Diese Themenausstellungen zu Beuys entwickeln wir gerade. Wir wissen auch schon, welche Zeichnungen als nächste in welche Räume kommen. Das will natürlich gut vorbereitet sein", erklärt Dr. Stefanie Heckmann, stellvertretende künstlerische Direktorin, weiter.

Von den plastischen Bildern sind auch nur einige wenige geblieben, ebenfalls aus den Kästen herausgenommen, in die sie ursprünglich steckten. Bald soll dieser Komplex aus dem Werk Beuys, zu dem die Brüder van der Grinten ebenfalls einen sehr großen Block haben, als eigenständige Ausstellung gezeigt werden. "Das werden wir aufarbeiten müssen", sagt Heckmann. Genauso wie sie die spannende Frage der Kisten untersuchen will, in die Beuys bei der Ausstellung mit Hans van der Grinten beispielsweise den Schlitten steckte. Ein Werk, das sonst immer frei zu sehen ist. "Man sieht, wir haben noch viele Themen, die wir hier aufarbeiten können", sagt Heckmann. Themen und Ausstellungen, die Moyland auch neben den großen Einzelausstellungen in der Vorburg spannend halten.

Die Wechselausstellungen in der Vorburg sollen sich ebenfalls an Beuys und seinen Einfluss auf die moderne Kunst aufzeigen, erklärt Direktorin Dr. Bettina Paust. Ihr Ziel: Museum Schloss Moyland soll zusammen mit dem Beuys-Archiv das Beuys-Zentrum an sich werden.

(jul)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Mein Beuys
Ein unbeachtetes Kunstwerk Mein Beuys
Aus dem Ressort