Kleve Winterreifen in Kleve knapp

Kleve · Die Preise für Matsch-und-Schnee-Reifen sind in die Höhe geschnellt. Händler verzeichnen Kostensteigerungen von bis zu 300 Prozent. Viele Modelle sind ausverkauft. Klever Polizei hat Kontrollen ausgedehnt und verteilt Bußgelder.

 Der KFZ-Mechatroniker-Auszubildende Silas Schellhase hält in der Werkstatt des Autohauses Fett & Wirtz in Kleve einen Winterreifen in der Hand, der bereits lange vorher bestellt wurde. Das Winterreifen-Lager ist dort leer.

Der KFZ-Mechatroniker-Auszubildende Silas Schellhase hält in der Werkstatt des Autohauses Fett & Wirtz in Kleve einen Winterreifen in der Hand, der bereits lange vorher bestellt wurde. Das Winterreifen-Lager ist dort leer.

Wenn ein Kunde bei BMW Fett & Wirtz in Kleve derzeit Winterreifen kaufen will, führt ihn Verkaufsberater Ralf Grass ins Lager. Dort schauen die beiden dann auf leere Regale.

"Die Industrie ist nicht in der Lage, der Nachfrage Herr zu werden", sagt Grass. Er hat Kunden, die bereits vor fünf Monaten ihre Winterreifen bestellt haben und noch immer auf die Lieferung warten. Wer bei dem Klever Autohaus jetzt noch Winterreifen bestellen möchte, muss sich auf eine Wartezeit von mindestens vier Wochen einstellen – und auf deutlich höhere Preise.

Dies ist bei weitem kein Einzelfall. Jürgen Held, Inhaber des gleichnamigen Autoservice in Kleve, bestätigt: "Es ist absolut verrückt, was gerade passiert. Die Industrie hat die Preise künstlich erhöht, indem sie nicht genug produziert hat. Wir sprechen da von Preissteigerungen von bis zu 300 Prozent." Winterreifen seien sehr knapp.

Obwohl selbst dafür verantwortlich, nutze die Industrie dies aus und verlange horrende Preise. Reifenhändler Dirk Dercks aus Kleve reagiert mit Unverständnis auf die Winterreifen-Knappheit. "Es ist unverschämt, was die Industrie da macht. Seit September haben sich die Reifen bereits um 20 Prozent verteuert", sagt Dercks.

Gründe für die gestiegenen Preise und die Winterreifen-Knappheit nennt Markus Meißner, Sprecher der Werkstatt-Service-Kette A.T.U., die auch in Kleve eine Filiale unterhält: "Zum einen sind die Rohstoffpreise angestiegen; Kautschuk ist deutlich teurer geworden. Hinzu kommt, dass wir eine Automobilkonjunktur verzeichnen. Die Hersteller haben die Priorität auf die Erstausrüstung mit Winterreifen gelegt.

Der Handel wird benachteiligt und hat es derzeit sehr schwer, an gängige Reifen-Modelle zu kommen." Obwohl Autofahrer nun oft gezwungen sind, auf Alternativen auszuweichen, weil sie die Reifenmarke ihrer Wahl nicht bekommen, sei Vorsicht geboten, mahnt Meißner. "Von Reifen aus China sollte man die Finger lassen, weil sie qualitativ oft minderwertig sind und so für lange Bremswege sorgen."

Die Klever Polizei rät dringend dazu, bei entsprechender Witterrung (siehe Infokasten) Winterreifen aufzuziehen – und weitet ihre Kontrollen aus. Bislang hatten die Ordnungshüter in Kleve die Einhaltung der im vergangenen Jahr eingeführten Winterreifen-Pflicht nur im Einzelfall überprüft: Ein Bußgeld wurde meist nur fällig, wenn es mit Sommerreifen zu einem Unfall kam. "Jetzt kontrollieren wir routinemäßig, ob Winterreifen aufgezogen wurden", sagt Thomas Wiedermann von der Klever Polizei. 40 Euro und ein Punkt in Flensburg werden laut Wiedermann bei falscher Bereifung fällig. Kommt es zu einer Behinderung, beträgt das Bußgeld 80 Euro.

Glücklich, wer bereits Winterreifen bekommen konnte.

(RP/rl/jco/jul)
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