Kleve Wie eine OP an der Schlagader

Kleve · Josef de Mülder ist für den sechsspurigen Ausbau der A 57 zwischen Kamp-Lintfort und Köln verantwortlich. Er erklärt, warum Niederrheiner mit Fahrtziel Köln auch künftig immer wieder bei Krefeld im Stau stehen werden.

 Nur eines seiner zahlreichen Projekte: Ein

Nur eines seiner zahlreichen Projekte: Ein

Foto: Jürgen Venn

Zwei Jahre hat er gebraucht, um sich damit abzufinden, dass er an dem Stau ab Krefeld einfach nichts machen kann. Es seien einfach zu viele Autos, die dort auf die A 57 strömen, sagt Josef de Mülder. Daran wird auch er nichts ändern können, obschon er mit Hochdruck daran arbeitet, die Strecke vom Niederrhein nach Köln komfortabler zu machen.

Seinen Job, den sechsspurigen Ausbau der A 57 zwischen Krefeld und Köln, nennt er "eine OP an der Hauptschlagader". 65 Kilometer ist der "Patient" lang, der Eingriff wird mehr als 600 Millionen Euro kosten und noch mehrere Jahre dauern. 60 Jahre alt ist de Mülder, wenn die Bauarbeiten zu Ende sind, wird er schon seinen Ruhestand genießen.

In seiner Garage hängen Bilder von bereits erfolgreich abgeschlossenen Projekten, fast wie Jagdtrophäen. "Mein Beruf ist mein Hobby", sagt de Mülder, und es macht bei ihm nicht den Eindruck, als sei das bloß so daher gesagt. Und das, obwohl er immer wieder Kritik zu hören bekommt, wenn er von seiner Arbeit berichtet.

Denn für den Ausbau der Autobahn müssen Baustellen eingerichtet werden. Bevor die Fahrbahn breiter wird, muss sie also erstmal eingeengt werden. Und viele Autofahrer empfinden Baustellen nicht nur als lästig, sondern geradezu als bedrohlich. Besonders dann, wenn die Fahrstreifen eng sind und auf der rechten Spur ein Lkw fährt.

"Auf die Baustellen werde ich jede Woche angesprochen", erzählt er, "und natürlich bekomme ich viele Mails von Autofahrern, die sich beschweren." Manche Baustellen seien aber eben nicht zu vermeiden, sagt de Mülder. Einerseits sollen die Straßen auf den künftig noch stärker wachsenden Verkehr vorbereitet werden, andererseits will aber niemand Beeinträchtigungen.

De Mülder weiß auch um die Angst vieler Fahrer und hat sich vehement dafür eingesetzt, die Spurbreite auf Autobahnen zu erhöhen. 2,60 Meter breit sind die linken Spuren in seinen Baustellen. "Die sind jetzt so komfortabel, dass die meisten Autofahrer sich sicher fühlen", weiß der 60-Jährige, der in Geldern lebt.

Große psychologische Bedeutung habe auch das Wetter, hat er gemerkt. "Wenn es minimal schlechter ist als normal, dann wirkt sich das direkt aus", sagt de Mülder. Da könne es sein, dass man an einem Tag 15 Kilometer im Stau steht, während man am nächsten Tag frei durchfahren kann.

Bis die Autobahn fertig ausgebaut ist, muss aber auch an den Baustellen immer wieder mit Staus gerechnet werden. "Für Pendler, die auf das Auto angewiesen sind, gibt es eigentlich keine Alternative", bedauert de Mülder, "die müssen noch zehn Jahre mit dem Stau leben."

(RP)
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