Kleve Werner Thissen lobt Eine-Welt-Projekte

Kleve · Der emeritierte Hamburger Erzbischof predigte zum Erntedank-Fest in der Klever Stiftskirche. Der geistliche übte jedoch auch Kritik an "Trittbrettfahrern", die nur ihren eigenen Vorteil suchen würden.

 Werner Thissen (Bildmitte) - ehemaliger Erzbischof in Hamburg - zelebrierte den Gottesdienst in der Klever Stiftskirche und sprach auch über die Arbeit der Eine-Welt-Initiativen in Kleve.

Werner Thissen (Bildmitte) - ehemaliger Erzbischof in Hamburg - zelebrierte den Gottesdienst in der Klever Stiftskirche und sprach auch über die Arbeit der Eine-Welt-Initiativen in Kleve.

Foto: Klaus Dieter Stade

"Das Stichwort 'Früchte' prägt diesen Sonntag. Der Weinbergbesitzer im Evangelium erwartet zu Recht, dass die Pächter ihm die Früchte abliefern. Auch Gott erwartet von uns, dass wir durch unser Tun Früchte hervorbringen", das sagte der emeritierte Erzbischof von Hamburg, Dr. Werner Thissen, bei einem Gottesdienst zum Thema "Christen werden Weltbürger - Misereor macht es möglich" in der Stiftskirche Kleve.

Es würde sich gut treffen, dass am Erntedanksonntag das Jubiläum "30 Jahre EINE-Welt-Laden Materborn" gefeiert würde, führte er aus. "Was für wunderbare Früchte sind daraus hervorgegangen." Auf einem Handzettel wurden 17 unterschiedliche Initiativen der EINE-Welt-Arbeit im Raum Kleve vorgestellt, die sich für Menschen im Süden der Erde, für Früchte der Ermutigung, der Hilfe und der Solidarität einsetzen. Aber es gebe auch faule Früchte, nicht nur im Bereich der Nahrungsmittel, sondern auch der Textilien und des Kinderspielzeuges, Dinge, die mit ungerechtem Lohn oder durch Kinderarbeit hergestellt wurden.

"Diesen faulen Früchten begegnen die Initiativen in den EINE-Welt-Läden auf eine hervorragende Weise. Von Anfang der Produktion über die verschiedenen Handelsschritte bis hin zu dem, was wir in den EINE-Welt-Läden kaufen können", sagte der langjährige Misereorbischof. Immer werde darauf geachtet, dass Gerechtigkeit geschehe. Vor 50 Jahren sei die EINE-Welt-Arbeit belächelt worden. Inzwischen sei sie eine Erfolgsgeschichte. Aber es gebe "Trittbrettfahrer", die ihren eigenen Vorteil suchten.

Bei einem Besuch im Attat-Hospital in Äthiopien, wo man besonders gegen die Säuglingssterblichkeit kämpft, traf der aus Kleve gebürtige Erzbischof Thissen zwei Schwestern, die von ihren Sorgen, aber auch Erfolgen mit der Hilfe von Misereor, erzählten. Im Gesprächsverlauf stellte sich heraus, dass eine Schwester aus Rheinberg und die andere aus Emmerich kommt. "Und da sitzen wir drei in der weiten Landschaft in Afrika an einem Tisch. Dabei wurde mir bewusst, wir sitzen in der Einen Welt alle an einem Tisch, und es kann nicht angehen, dass die einen krank werden, weil sie zuviel zu essen haben und die anderen krank werden, weil sie zu wenig zu essen haben", führte Erzbischof Thissen aus.

Jeder sei verantwortlich und in der Lage, dafür mitzusorgen, dass Gerechtigkeit in der Einen Welt zum Tragen komme. Bei einem Besuch in einem von Misereor unterstützten Seefahrerheim in Manila/Philippinen hätten alle Matrosen Hamburg gekannt. "Da wurde mir bewusst: die Eine Welt, das ist nicht Zukunft, das ist Gegenwart." In Bolivien habe ihn der zuständige Bischof mit den Worten "Lieber Bruder, willkommen zuhause" begrüßt. "Christen sind Weltbürger, das ist eine große Auszeichnung, aber auch eine große Verpflichtung", sagte Erzbischof Thissen, der allen von Herzen dankte, die sich in der EINE-Welt-Arbeit einsetzen.

(stw)
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