Kleve Werke von Wilhelm Busch in Kevelaer

Kleve · Kevelaer In der Frommen Helene perlt der Champagner und Männer werden mit harten Schlägen ins Gedankenfach mal eben ins Jenseits befördert. Leichtbekleidete Tänzerinnen wollen den heiligen Antonius verführen und die mutige Müllerin meuchelt brutal die Einbrecher: Wilhelm Busch war kein Kind von Traurigkeit. Und das nicht nur in seinen Zeichnungen und Bildergeschichten, den ersten Comics. Er lebte die Münchner Boheme, liebte den Tabak und war der Witwe Cliquot nicht abgeneigt – jenem Champagner "Veuve Cliquot", dem auch Helene zugetan war. "Wilhelm Busch – populär und unbekannt" heißt es jetzt im Niederrheinischen Museum in Kevelaer. Eine Ausstellung, die zeigt, dass Busch mehr ist, als "Max und Moritz" oder "Plisch und Plum", dass sein Werk als Zeichner sehr vielschichtig war – Busch auch Landschaften malte.

Eigentlich sollte Busch Maschinenbauingenieur werden – aber er brach das begonnene Studium am Polytechnicum Hannover ab und studierte in Düsseldorf, Antwerpen und München Kunst. Ohne Abschluss. Er verarmte, war von den Zahlungen der Eltern abhängig bis er von Kasper Braun, Herausgeber des "Münchner Bilderbogens" und der "Fliegenden Blätter" als Zeichner und Satiriker entdeckt wurde. Busch ihm ganz eigene Kunst, jene Comic-Vorläufer, sollten ihn dann reich machen.

Busch nahm in seinen zahlreichen Bildergeschichten die menschlichen Schwächen aufs Korn, attackierte die Spießbürger. Besonders stolz ist das Niederrheinische Museum auf die Originalzeichnungen von "Max und Moritz", sagt Direktor Burkhard Schwering. Das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover ist die eigentliche Heimstätte der Ausstellung. Hans Joachim Meyer, Direktor dieses Museums wies in der Eröffnung das Publikum auch auf die erotisch-zweideutige Seite Wilhelm Buschs hin.

Auch zeigte Meyer seinem Publikum, dass Wilhelm Busch wusste, dass seine Leser über die Darstellung der Qualen anderer Menschen lachen würden. Landrat Wolfgang Spreen würdigte ebenfalls die Ausstellung und stellte Buschs Darstellung der Spießigkeit des kleinbürgerlichen Lebens in den Vordergrund. Doch Wilhelm Busch war zu seinen Lebzeiten immer auch von Selbstzweifeln geplagt. Viele seine Werke verbrannte er. Die Werke, die jetzt in Kevelaer zu sehen, zeigen nicht nur den populären Busch, sondern auch den unbekannten Busch, den Ölmaler, Realisten und Landschaftszeichner.

Info dienstags bis sonntags, jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

(RP)
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