Kleve Wenn Schumanns Klavier-Trio an "Tom und Jerry" erinnert

Kleve · Musik von Profis den Kindern ganz nahe gebracht: Knapp 60 gespannte Fünftklässler nahmen im Musikraum des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Platz, um live musizierte Musik des Trios Jean Paul zu hören und Eckart Heiligers (Klavier), Ulf Schneider (Violine) und Martin Löhr (Cello) "Löcher in den Bauch" zu fragen. Für den Pianisten war es ein Heimspiel: Nach einer kurzen Vorstellung berichtete er, wie er an eben jenem Flügel, an dem er auch vor den Schülern saß, selbst als Schüler in der Aula ein Schulkonzert gab. An dem Abend war es gewittrig, und als das Unwetter so richtig losging, flogen die Fenster so auf. Als dann das Licht ausfiel saßen alle ein paar Minuten im Dunkeln. Zu Recht fragte ein Junge, ob Heiligers denn überhaupt weiter gespielt habe - aber schon damals ganz Profi, spielte er "mit ein paar falschen Tönen", wie er schmunzelnd bemerkte, durch.

Durch die "etwas andere Musikstunde" führte Sigrun Hintzen, die genau den richtigen Ton im Gespräch mit den Kindern traf und jede Scheu nahm. Genauso wie das Trio beim Vorspiel des zweiten Satzes aus Schumanns Klaviertrio: Staunend erlebten die Zehn- bis Elfjährigen, was für eine Wucht hinter der Bezeichnung "Lebhaft, aber nicht zu rasch" steckte. Manchen fiel auf, dass sie das Stück schon mal gehört hatten, viele wurden an Tom und Jerry erinnert, wie diese sich Treppen hoch und runter jagten, genau wie die Töne auf den Tasten und Saiten. Sigrun Hintzen erzählte, dass die Musiker sich schon seit 25 Jahren kennen und zusammen spielen; für die Kinder eine sehr lange Zeit, mehr als doppelt so alt wie sie selbst. Jeder Musiker berichtete von seinen weiteren Tätigkeiten als Dozent oder Orchester- bzw. Kammermusiker, bis die drängende Frage "Können wir mal wieder Musik hören?" gerne erfüllt wurde: mit Wolfgang Rihms "Fremde Szene III", einem zeitgenössischen Werk außerhalb der gewohnten Harmonie-Welt. Nach einem fiependen Beginn erschreckten - und lachten - die Kinder beim dynamischen Forte-Donnerschlag. Das Urteil nach dem Hörerlebnis war eindeutig: das klang wie ein Schwarz-Weiß-Film, gruselig. Großartig, wie sich die namhaften Musiker auf die Kinder einließen und ihnen unverkrampft die sogenannte "ernste Musik" nahebringen konnten. Am Schluss durfte sogar mal das 300 Jahre alte Cello angestrichen werden - und vielleicht entschließt jetzt der eine oder andere Schüler, "sein" Instrument zu suchen und zu lernen.

(bamü)
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