Gefahr für Risikopatienten Kampf gegen multiresistente Erreger im Kreis Kleve

Kreis Kleve · Etwa 2400 Todesfälle gibt es jährlich durch multiresistente Erreger in Deutschland. Im Jahr 2015 hat es in Krankenhäusern im Kreis Kleve den bisherigen Höchststand an Infektionen gegeben. Seitdem gehen die Zahlen zurück. Ein Überblick.

 Eine Labormitarbeiterin hält eine Indikatorkulturplatte zum Nachweis von resistenten Bakterien in der Hand.

Eine Labormitarbeiterin hält eine Indikatorkulturplatte zum Nachweis von resistenten Bakterien in der Hand.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Multiresistente Erreger (MRE) kommen in Lebensmitteln vor, in Gewässern, bei Wildtieren und Landwirtschaftsbetrieben. Durch den allgemein gestiegenen Einsatz von Antibiotika besteht in Einrichtungen des Gesundheitswesens wie Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern aber ein erhöhtes Risiko für Infektionen mit den Erregern. Schließlich befinden sich hier häufig die Risikopersonen, für die eine Infektion gefährlicher sein kann. Pro Jahr gibt es deutschlandweit etwa 55.000 Infektionen und 2400 Todesfälle durch multiresistente Erreger. Der am häufigsten in Krankenhäusern vorkommende heißt MRSA (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus).

Die gute Nachricht: Die Fälle mit multiresistenten Erregern gehen in den Krankenhäusern im Kreis Kleve weiter zurück. Das konnte die Leitende Amtsärztin des Kreises Kleve, Martina Scherbaum, auf der Sitzung des „Netzwerks gegen die Verbreitung von MRE im Kreis Kleve“ den rund 50 Gästen vermelden. Nach einer Corona-Pandemie bedingten Pause war es das erste Netzwerk-Treffen nach rund zwei Jahren.

Ein Blick auf die Zahlen: Die Gesamtinzidenz von MRSA liegt in den Kreis Klever Krankenhäusern bei 0,8 Fällen pro 1000 Patiententagen. Zum Vergleich: Ihren Höchststand hatte die Inzidenz im Jahr 2015 mit 1,53. Mit dem aktuellen Wert liegt der Kreis Kleve unter dem Durchschnitt. „Damit unterbieten wir den Vergleichswert der so genannten ‚KISS-Krankenhäuser‘“, sagt Scherbaum. Unter diesem Titel haben sich deutschlandweit mehr als 500 Krankenhäuser mit ähnlicher Struktur zusammengeschlossen, um entsprechende Auswertungen vornehmen zu können.

„Erfreulich ist, dass wir im Kreis Kleve deutlich häufiger auf MRSA testen als anderenorts“, sagt Scherbaum. Die Testquote der vergleichbaren Krankenhäuser hat der Kreis schon vor elf Jahren erreicht – und seitdem kontinuierlich ausgebaut.

Die Teilnehmer des Netzwerks gegen die Verbreitung von MRE im Kreis Kleve stammen aus dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, aus Krankenhäusern, der stationären und ambulanten Pflege, auch niedergelassene Ärzte sind dabei. Sie nutzten die Sitzung auch zum Austausch über die mittlerweile zweieinhalb Jahre andauernde Corona-Pandemie im Kreis Kleve.

Kerem Bulut, Ärztlicher Direktor im St. Clemens Hospital Geldern, gab einen Rückblick auf die Behandlung von Covid-19-Patienten und die damit verbundenen Herausforderungen im Vergleich der bisherigen Infektionswellen. Jennifer Künstle und Nicole Kuklan, Pflegedienstleitung der Clivia-Gruppe, sprachen über Corona und Demenz, das Ausbruchsmanagement, die Besucherkonzepte sowie die Angehörigenarbeit. „Dabei wurde offensichtlich, dass alle Akteure vor unterschiedlichen Herausforderungen standen“, sagt Scherbaum. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Rahmen der Corona-Pandemie sei von den Teilnehmer allgemein aber positiv bewertet worden.

Scherbaum gab als Vorsitzende der Netzwerk-Sitzung auch selbst einen Überblick über den Verlauf der Pandemie und der unterschiedlichen Wellen im Kreis Kleve. Insgesamt gibt es 101.737 bestätigte Corona-Infektionen im Kreis Kleve seit Beginn der Pandemie mit mehr als 400 Todesfällen (Stand: 14. September). Derzeit sind noch rund 2500 Menschen als Corona-positiv gemeldet. „Erfreulich ist, dass sich das Infektionsgeschehen insbesondere in den Einrichtungen und bei den vulnerablen Gruppen deutlich verlangsamt hat“, sagt die Leitende Amtsärztin. Aber: Eine Übersterblichkeit durch das Coronavirus ist wissenschaftlich belegt. Und: Die Corona-Pandemie hat in Bezug auf die Lebenserwartung rund zehn Jahre medizinischen Fortschritt gekostet. „Weltweit ist die Lebenserwartung um rund zwei Jahre zurückgegangen. Aktuell befinden wir uns wieder auf dem Stand des Jahres 2012.“ Trotz aller Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus: Ein Ende der Pandemie sei aktuell noch nicht abzusehen, sagt Scherbaum.

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