Weltkopfschmerztag Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz

Bedburg-Hau · Heute ist Weltkopfschmerztag. Christoph Baumsteiger von der LVR-Klinik Bedburg-Hau über Entstehung und Ursachen.

 Es gibt etwa 250 verschiedene Kopfschmerzarten, weiß Christoph Baumsteiger (links), Chefarzt der Neurologie der LVR-Klinik Bedburg-Hau.

Es gibt etwa 250 verschiedene Kopfschmerzarten, weiß Christoph Baumsteiger (links), Chefarzt der Neurologie der LVR-Klinik Bedburg-Hau.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Kopfschmerzen sind ein Thema, das wohl mehr Menschen betrifft als jede andere Krankheit. Millionen Menschen sogar täglich. Jeder kennt das Gefühl, wenn der Kopf seitlich, vorne oder hinten plötzlich pocht, drückt oder zieht.

Aber Kopfschmerz ist nicht einfach Kopfschmerz. Im Januar 2018 hat die Internationale Kopfschmerzgesellschaft etwa 250 verschiedene Kopfschmerzarten katalogisiert. Das weiß auch Christoph Baumsteiger, Chefarzt der Neurologie der LVR-Klinik Bedburg-Hau. „Bei Kopfschmerzen ist es wichtig, in zwei Kategorien zu unterscheiden: primäre und sekundäre Kopfschmerzen.“ Bei der primären Sorte ist der Kopfschmerz an sich selbst die Krankheit. Bei den sekundären „ist der Kopfschmerz nur das Symptom einer anderen, tieferen Krankheit. Das sind die gefährlicheren Sorten“, sagt Baumsteiger. Bei den Krankheiten könne es sich beispielsweise um eine Hirnblutung, Bluthochdruck oder einen Schlaganfall handeln.

„Die meisten Menschen erkranken an primären Kopfschmerzen“, sagt Baumsteiger. Dabei werde in vier Unterkategorien unterteilt: „Es gibt die Migräne, den Spannungskopfschmerz und den sogenannten trigemino autonomen Kopfschmerz. In die vierte Gruppe fallen ganz seltene andere Kopfschmerzerkrankungen.“

Migräne

Merkmal einer Migräne sei beispielsweise, dass „die Schmerzen bei körperlicher Aktivität zunehmen“. Deshalb sei auch Arbeiten mit Migräne „nicht sinnvoll“. „Trotzdem machen das viele Menschen, die schon länger darunter leiden und wissen, dass die Schmerzen nach einem bestimmten Medikament schnell nachlassen. Gut ist das aber nicht“, so Baumsteiger. Natürlich lasse sich auch die Migräne in verschiedene Arten unterteilen. Eine Migräne-Attacke dauere aber etwa vier bis 72 Stunden.

Um die Krankheit zu bekämpfen, gibt es mehrere Wege. „Zunächst versucht man es einfach mit Paracetamol, klappt das nicht, gibt es inzwischen viele gute Medikamente.“ Diese sollten Betroffene aber nur in Rücksprache mit einem Arzt oder Neurologen einnehmen. Zudem komme dieses Jahr im Herbst ein neues Medikament heraus. „In den bisherigen Ergebnissen hat es bei 50 Prozent aller Fälle geholfen. Die Medizin macht sich große Hoffnung. Im Kampf gegen Migräne wird es ein sehr spannendes Jahr“, sagt Baumsteiger. Allerdings sei auch bei Medikamenten Vorsicht geboten. „Oft entstehen Kopfschmerzen dadurch, dass zu viele Arzneien verabreicht werden.“

Spannungskopfschmerzen

Spannungskopfschmerzen sind die Art von Kopfschmerzen, die wohl jeder schon einmal gehabt hat. „Diese entstehen vor allem durch Stress und starker Belastung. Es sind meistens drückende Schmerzen“, sagt Baumsteiger. Oft helfe bei dieser Art von Kopfschmerzen, „Pfefferminzöl auf die Schläfen zu reiben“. Der Spannungskopfschmerz ist zudem das häufigste Krankheitsbild bei den primären Kopfschmerzen. „In der Regel ist es damit möglich arbeiten zu gehen, da der Schmerz durch Aktivität nicht beeinflusst wird. Aber das muss man dennoch von Fall zu Fall betrachten“, so Baumsteiger.

Clusterkopfschmerzen

Die bekannteste Form des Trigemino-autonomen-Kopfschmerzes sind die sogenannten Clusterkopfschmerzen. Diese äußern sich unter anderem durch starke einseitige Schmerzen in dem Bereich zwischen Schläfe und Auge. Die Dauer der Schmerz-Attacken sind etwa 15 Minuten bis 180 Minuten. Ein weiteres Merkmal sei, dass Betroffene monatelange Intervalle haben können, in denen überhaupt keine Beschwerden auftreten. Bei dieser Form der Kopfschmerzen helfe oft die Zugabe von Sauerstoff. „Patienten bekommen dann eine Sauerstoffflasche und atmen diesen über eine Maske ein“, sagt der Chefarzt.

Nun müsse aber nicht jeder beim ersten Anzeichen von Kopfschmerzen sofort unnötig besorgt sein. In der Medizin gebe es sogenannte „Red Flags“, die den Ärzten als deutliche Anzeichen auf Schlimmeres dienen, so Baumsteiger. „Wenn sich der Kopfschmerz plötzlich deutlich anders anfühlt als sonst, intensiver ist, länger anhält oder zusätzliche Nebenwirkungen wie Lähmungen oder Sehstörungen auftreten, dann sollte man sofort einen Arzt aufsuchen“, sagt der Chefarzt.

Leidet ein Patient unter einer Kopfschmerzart, sei es sinnvoll, einen Kopfschmerzkalender zu führen. „Da schreiben Patienten dann genau auf, wann die Schmerzen auftraten. An welchem Tag, zu welcher Zeit, wo und was sie gemacht haben“, sagt Baumsteiger. Für eine genaue Diagnose brauche es so viele Informationen wie möglich. „Kopfschmerzen sind eine sehr komplexe Geschichte.“ Deshalb hat Baumsteiger für alle Betroffenen einen Rat: „Der Patient muss Experte für seine Symptome werden.“ Um das Risiko von Kopfschmerzerkrankungen zu minimieren, empfiehlt der Experte vor allem Bewegung. „Schwimmen, Joggen, Gymnastik – am besten ein Ausdauersport. Aber auch genügend Massagen zum Entspannen sollten immer dabei sein.“ Das sei die beste Vorbeugung.

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