Kleve/Kalkar-Appeldorn Weizen aus Kalkar für Brote von Heicks

Kleve/Kalkar-Appeldorn · Landwirt Martin Wilmsen baut in Appeldorn Getreide für den Klever Bäcker an. Solch kurze Wege sind ungewöhnlich.

 Die Bäcker Christian Heicks (l.), Andreas Wolsing (2.v.l.) und Walter Heicks (2.v.r.) mit dessen Lebensgefährtin Beate Reeke auf dem Feld von Ackerbauer Martin Willemsen (M.).

Die Bäcker Christian Heicks (l.), Andreas Wolsing (2.v.l.) und Walter Heicks (2.v.r.) mit dessen Lebensgefährtin Beate Reeke auf dem Feld von Ackerbauer Martin Willemsen (M.).

Foto: evers

Immer mehr Menschen ist es wichtig, dass sie wissen, woher die Produkte stammen, die sie verzehren. Das haben auch viele Händler erkannt und bieten zunehmend regionale Lebensmittel an. Da kommt der Blumenkohl vom Feld in der Nachbargemeinde und das Schnitzel gehörte mal zu einem "glücklichen Landschwein" vom Bauern nebenan. Aber Brot, gebacken mit Weizenmehl aus der Region? Das ist neu.

Walter Heicks hat lange nach einem Landwirt gesucht, der für seine Bäckerei Heicks & Teutenberg Weizen anbaut. In Martin Wilmsen hat er ihn gefunden. Auf seinen Äckern in Appeldorn, unweit der Burg Boetzelaer, steht der Weizen, aus dessen Mehl Heicks Brote backen möchte. 20 Hektar hat Wilmsen für den "Heickser Weizen" reserviert. "Wenn das Wetter mitspielt, werden wir 200 Tonnen ernten", sagt Wilmsen. Das reicht zwar bei weitem nicht für den kompletten Bedarf der Bäckerei aus - Heicks & Teutenberg zählt mit seinen zwölf Filialen nicht gerade zu den kleinen Betrieben im Kreis Kleve - ist aber ein guter Anfang. "Wir wollen so viel Getreide aus der Region in unseren Produkten verarbeiten wie möglich", sagt Walter Heicks. Ab September will er die ersten Brote mit Mehl aus Appeldorner Weizen anbieten.

"In der Region - für die Region" lautet der Slogan, mit dem Heicks wirbt. "Milch beziehen wir vom Spetenhof in Mehr, das Fleisch kommt von Metzger Quartier aus Kleve", erläutert der Bäcker. Er will den Weg der Regionalisierung konsequent weiter gehen. "Wir möchten auch Dinkel auf Feldern in der Nähe anbauen lassen, ebenso alte Weizensorten wie Emmer und Einhorn", betont Heicks.

Johannes Gerhards, Obermeister der Bäcker-Innung Niederrhein Kleve-Wesel, kennt nur einen Bäcker, der ebenfalls Weizen vor der Haustür anbauen lässt, und der sitzt in Bochum. "Die Idee von Walter Heicks ist wirklich gut. Er unterstützt damit ja auch einen Landwirt aus der Region", sagt Gerhards. Auch wenn der Verbraucher den Unterschied wohl kaum schmecke, könne Heicks vielleicht Einfluss auf die Anbaumethoden nehmen, vermutet der Obermeister. Davon profitiere auch der Verbraucher. "In Zeiten, in denen beispielsweise viel über das Pflanzenschutzmittel Glyphosat diskutiert wird, kann das wirklich von Vorteil sein", sagt Gerhards. Damit, dass das Modell der Klever Bäckerei deutschlandweit und flächendeckend Schule macht, sei trotzdem nicht zu rechnen - darin sind sich Obermeister Gerhards und Ackerbauer Martin Wilmsen einig. "Wir könnten in Deutschland zwar einen Selbstversorgungsgrad von 100 Prozent erreichen, aber die Qualität des Getreides reicht nicht, um den Anforderungen der Bäcker zu genügen", erläutert Wilmsen. So werde am Niederrhein meist Futterweizen angebaut, der nicht zum Brotbacken geeignet sei. Deshalb werden die Mühlen, von denen die Bäcker ihr Mehl beziehen, wohl auch weiterhin in großen Mengen Weizen aus dem Ausland einkaufen. Fast zwei Millionen Tonnen kamen im vergangen Jahr aus Tschechien, eine weitere Million Tonnen aus Polen.

Aber Walter Heicks hat für sich einen Weg gefunden. Der Verbraucher entscheidet, ob er ihn mitgeht.

(RP)
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