Wohin in den Ferien Reisepreise steigen immer weiter

Kreis Kleve · Die schönsten Wochen des Jahres sind deutlich teurer geworden. Das zeigt eine Umfrage unter Reisebüros im Kleverland. Schnäppchen gibt es kaum. Einige Tipps haben die Reiseberater vor Ort dennoch.

Fachleute raten, nicht mehr mit der Buchung zu zögern. Schon jetzt werden für eine Woche Familienurlaub in den Sommerferien am Mittelmeer leicht 4000 Euro fällig. Kurzfristig Günstiges zu erwischen gilt als unwahrscheinlich.

Fachleute raten, nicht mehr mit der Buchung zu zögern. Schon jetzt werden für eine Woche Familienurlaub in den Sommerferien am Mittelmeer leicht 4000 Euro fällig. Kurzfristig Günstiges zu erwischen gilt als unwahrscheinlich.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Die Reiselust ist nach zwei Corona-Jahren nicht gebrochen – im Gegenteil. Reisebüros berichten von kräftig gestiegenen Buchungen und ebensolchen Preisen für den Sommer. Last-Minute-Schnäppchen wird es, wenn überhaupt, nur sehr wenige geben. Einige Tipps für die Verbraucher haben die Reisebüros im Kleverland dennoch.

Über zu wenig Arbeit kann sich das Klever Reisebüro Jaensch nicht beklagen. „Wir haben extrem viel zu tun“, sagt Sarah Kurti (22). Die Klassiker stehen auch in diesem Jahr hoch im Kurs. Viele Kunden haben bereits im Oktober ihre Wunschreise gebucht. Zu den Spitzenreitern gehören die griechischen Inseln wie Kreta oder Rhodos. Was die Preise betrifft, so gehen diese weiter nach oben. Kurti nennt ein Beispiel: „Wenn eine vierköpfige Familie kommt und in den Ferien eine Woche mit Halbpension nach Mallorca möchte, muss bei einem guten Vier-Sterne-Hotel 4000 Euro einplanen.“ Der Kunde buche derzeit lieber eine Zimmerkategorie höher. 14 Tage Urlaub würden seltener nachgefragt. Der Tipp von Kurti: „Für die Aida gibt es noch tolle Angebote. Wer hier mit zwei Kindern für eine Woche reist, zahlt etwa 3300 Euro mit Vollpension. Das bieten wir unseren Kunden gerne an.“ Aus ihrer Sicht stimmt hier das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das City-Reisebüro in Goch arbeitet in voller Besetzung. „Derzeit wird wirklich alles nachgefragt. Ob Fernreisen, der klassische Familienurlaub – was das Angebot hergibt“, sagt Dirk Müller (52), Inhaber des City-Reisebüros. Was sich gegenüber den Jahren vor der Pandemie extrem geändert hat, sind die Preise. „Die sind sehr hoch. Aber das scheint derzeit keine Rolle zu spielen“, so Müller, der seit 25 Jahren im Geschäft ist. Die Reisekosten geben die Veranstalter vor und nicht die Büros. Mittlerweile werden die schönsten Tage des Jahres wie Benzin gehandelt. „Die Preise springen teilweise schon vom Vormittag zum Mittag nach oben. Es ist mittlerweile ein extrem dynamischer Markt geworden“, erklärt Müller die enormen Schwankungen.

Ein klassischer Fall von „hohe Nachfrage führt zu hohen Preisen“. Aus seiner Sicht ist der Türkei-Urlaub für Familien noch attraktiv. „Klar, die Inflation ist dort auch gestiegen. Aber nicht so stark wie in Spanien oder Griechenland“, betont er. Kreuzfahrten auf der Aida sind auch für ihn eine gute Alternative. „Das ist Erholung auf Fünf-Sterne- Niveau“, sagt er.

Wichtig ist aus Sicht von Müller die Beratung in einem Reisebüro auch, wenn es um das Thema Flugzeiten geht. Ist der Hinflug um 17 Uhr und der Rückflug um 9 Uhr, gehen nahezu zwei Tage verloren. Hier mache es Sinn, einen Tag länger zu buchen, so Müller. Die schlechten Zeiten bleiben. Doch mit einem verhältnismäßig geringen Preisaufschlag gewinnt der Urlauber mehr Erholung. Grundsätzlich gibt es noch etliche Möglichkeiten. Es bleiben die Fragen: „Wie flexibel ist der Kunde, und wieviel Geld ist er bereit auszugeben?“

Seit Jahrzehnten arbeitet Uwe Günther (58) in der Reisebranche. Er führt zusammen mit Tanja Bergmann das Klever Reisebüro Günther & Bergmann in der Neuen Mitte. „Hohe Kosten werden in diesem Jahr in Kauf genommen“, beschreibt Günther die Situation. Das Thema Last-Minute-Schnäppchen wird in diesem Jahr kaum eines werden, da die Buchungszahlen aktuell sehr hoch sind. Doch hat der Experte einen Tipp: „In der Türkei wird sich noch etwas tun.“ Der Grund: Die Urlauber aus Russland werden ausbleiben. „Etwa 7.000.000 Russen sind jährlich in die Türkei gereist. Da werden enorme Bettenkapazitäten frei. Die komplette Region um Kemer herum wurde von ihnen bereist.“ Da würden noch etliche Betten um den Badeort an der südlichen Mittelmeerküste auf den Markt kommen, so der Fachmann. Die Deutschen verbringen ihren Urlaub eher in Side oder Belek.

Auf der Suche nach günstigen Reisen hat Uwe Günther für Familien eine Empfehlung: „Auf jeden Fall für die ersten zwei Ferienwochen buchen.“ Grund: In den NRW starten die Sommerferien am 27. Juni extrem früh. „Wenn Kunden dann mit dem 18. Juli kommen, wo ganz Deutschland Ferien hat, zahlen sie schlichtweg mehr.“ Weiterer Grund für eine Buchung in den ersten Wochen: In den Niederlanden ist dann noch Schule. Wer bereit ist, ab Amsterdam zu fliegen, kommt noch einmal erheblich günstiger weg. Ab dem 9. Juli kippen dann die Angebote im Königreich. Da starten die Niederländer selbst in den Urlaub. Ein Beispiel von Günther für einen Familienurlaub in der Türkei: eine Woche, gutes Hotel, zwei Erwachsene, zwei Kinder (unter elf Jahre), All Inclusive: 3500 Euro. Der Preis gilt für die Hochsaison.

Was den Krieg in der Ukraine betrifft, so habe der keinen Einfluss auf die Zahl der Buchungen. „Die war hoch, und sie ist konstant hoch geblieben“, sagt Günther.

Johannes Hagemann hat sein Reisebüro in Wyler, nahezu auf der Grenze zu den Niederlanden. „Bei uns hat sich das Buchungsverhalten nach hinten verschoben. Aktuell ist der Betrieb extrem hoch. Alle, die den Winter noch abgewartet haben, kommen jetzt“, sagt Hagemann. Beim Thema Urlaub hätten die Leute schlicht Nachholbedarf. Doch sei das Niveau von vor der Corona-Zeit noch nicht erreicht. Sein Hinweis für alle Kunden, die gewillt sind, einen Urlaub zu buchen: „Wenn die Wahl für ein Reisebüro getroffen wurde, hingehen, sich beraten lassen und schon alle Unterlagen wie Ausweise mitbringen.“ Wer kommt, sollte auch den Entschluss mitbringen, sofort zu buchen. „Sobald man durch die Tür ist, kann die Reise schon wieder teurer geworden sein.“ Hagemann spricht von 15 bis 20 Minuten, in denen sich die Preise ändern können. Wer etwa ein Angebot mit nach Hause nimmt, um am Wochenende mit der Familie darüber zu sprechen, kann sich montags wundern.

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