Karl Leisner Die stille Nacht der Geschwister Leisner

KLEVE · Tagebucheintragungen des Märtyrers aus Kleve künden vom Singen in der Weihnachtszeit – mit drei Schwestern und Bruder Willi.

 Karl Leisner mit seiner Schwester Maria auf einem historischen Foto im Jahr 1937 im Allgäu.

Karl Leisner mit seiner Schwester Maria auf einem historischen Foto im Jahr 1937 im Allgäu.

Foto: IKLK

Im Tagebuch Karl Leisners von Dienstag, 24. Dezember 1935, Vigil von Weihnachten, heißt es: „Zu Haus Weihnachtsabendschmaus. Nachher unter uns fünf Kindern aus den Streichen und frohen Tagen der Kindheit und Jungen- und Mädchenzeit erzählt, bis es Zeit wird, zur Mühle zu pilgern, wo Willi und ich mit der Sturmschar Christgeburt feiern. Jungmänner und Jungen feiern das Kommen des Kindes, des Herrschers, das Aufleuchten Gottes in unserer Zeitlichkeit. Die Feier war in der Idee gut, in der Ausführung mangelte noch manches, aber - Christ - der Retter - ist da! Wir singen, sinnen und spüren uns in das Geheimnis der heiligen Nacht hinein. Es ist heilige Nacht. Aus tiefstem Gemüt deutscher Jungenherzen klingt es „Stille Nacht, Heilige Nacht“ – Betend geh`n wir auseinander. Mit Weihnachtsdank und -freude und Friede im Herzen legen wir uns mit Dank zur Ruh`.“

Am 23. Dezember 1818 musste Josef Mohr, Hilfsvikar an der Pfarre St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg, zu seinem Entsetzen feststellen, dass Mäuse den Blasebalg der Orgel zerfressen hatten. Sollte die Christmette auf Musik verzichten müssen? Vielleicht könnte man die Orgel durch ein Lied ersetzen. In fliegender Hast schrieb Mohr einen mehrstrophigen Text. Jetzt fehlte noch die Melodie. Eiligst rannte er ins nahegelegene Arnsdorf, wo sein Freund Franz Xaver Gruber als Lehrer tätig war, der aber auch das Amt des Organisten in Oberndorf versah. Gruber machte sich, wenn auch murrend, an die Arbeit, und am 24. Dezember erklang dann tatsächlich zum ersten Mal das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“.

Papst Franziskus hat das vor 200 Jahren in Österreich entstandene Weihnachtslied „Stille Nacht“ als sein Lieblingslied bezeichnet: „In seiner tiefen Schlichtheit lässt dieses Lied das Geschehen der Heiligen Nacht begreifen. Jesus, der Retter, der in Bethlehem geboren wurde, offenbart uns die Liebe Gottes, des Vaters“, sagte der Papst. Im Tagebuch von Karl Leisner sind weitere Eintragungen von „Singen in der Weihnachtszeit“ - Dienstag, 24. Dezember 1929: „Heiligabend 1929!“

Zuerst wurden Lieder gesungen und die Mädchen (Maria, Paula und Elisabeth) sagten Gedichte auf. Die „Mädchen“ war die drei Schwestern von Karl Leisner. Maria Leisner wurde am 23. November 1917 in Immenstadt geboren und starb am 19. Juni 1999 in Kalkar. Paula Leisner wurde am 25. Dezember 1919 in Rees geboren und starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls vom 14. November 1989 am 19. Februar 1990 in Kleve. Die jüngste Schwester war Elisabeth Haas. Sie wurde am 14. August 1923 in Kleve geboren und starb am 9. September 2014. Karl Leisner notierte am 25. Dezember 1934: „Und als dann in der Hirtenmesse zu den herrlichen liturgischen Texten die wunderfeinen deutschen Hirten- und Volkslieder gesungen werden - und das Christkind zu fast allen und auch zu mir ins Herze kommt - da ist Licht, Freude, Frohbotschaft der gnadenvollen Nacht: Tat!“ Am 1. Januar 1939 schreibt Leisner: „Um 8 Uhr gehen wir in die Stiftskirche. „Menschen, die ihr wart verloren, lebet auf, erfreuet euch! Euch ist Gottes Sohn geboren – den Menschen gleich!“

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