Brauchtumspflege Mühlenverband feiert 25-jähriges Bestehen

KLEVE/Wegberg · Mühlen gehören einfach zum Niederrhein. Doch ein eigener Mühlenverband wurde hierzulande erst vor 25 Jahren gegründet.

 Die Verantwortlichen vom Mühlenverband feierten ihr Silberjubiläum.

Die Verantwortlichen vom Mühlenverband feierten ihr Silberjubiläum.

Foto: Verband

„Wenn Ihr nicht bald einen Landesverband gründet, gucke ich Euch nicht mehr an!“ Rolf Momburg, einst Oberkreisdirektor von Minden-Lübbecke, schickte diese Mahnung in den frühen 1990er-Jahren an seine Amtskollegen am Niederrhein. Denn während Momburg schon 1987 die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) gegründet hatte, waren die Mühlenfreunde in der Hochburg der Windmüllerei noch immer unorganisiert. Rudolf Kersting handelte: Der damalige Oberkreisdirektor und spätere Landrat des Kreises Kleve berief für den 17. Mai 1993 die Gründungsversammlung des Rheinischen Mühlenverbandes ein, der sich Pflege und Erhalt der Mühlen auf die Fahnen schrieb.

25 Jahre später feierte der Verband nun sein Silberjubiläum in der Alten Mühle in Donsbrüggen in Kleve. Also genau dort, wo die Vereinsgründung fast gescheitert wäre. „Obwohl ich so viele Mühlenfreunde angesprochen hatte, waren außer mir nur fünf erschienen“, erinnerte sich Kersting in seiner Festrede. „Uns fehlte das gesetzlich vorgeschriebene siebte Gründungsmitglied. Deshalb fragte ich den Hausherrn Paul Kersjes, damals wie heute Vorsitzender des Förderkreises Alte Mühle Donsbrüggen, ob er uns mit seiner Unterschrift retten wollte. Der sagte nur: ,Jo, könn‘ wa machen.’“ Die Gruppe wählte Kersting zum ersten Vorsitzenden und Hans Vogt, Autor des Buches „Niederrheinischer Windmühlenführer“, zum Stellvertreter.

Der heutige Vorsitzende, Reinhold Pillich, würdigte Kersting im Rahmen der Feierstunde als „Doktorvater“ und „Spiritus rector“ des Rheinischen Mühlenverbandes. Ehrenpräsident Kersting wiederum würdigte den „besonderen Menschenschlag“, den Mühlenfreunde seiner Meinung nach darstellen: „Sie kommen aus allen Schichten der Bevölkerung, begeistern sich für Technik und Geschichte und können sich eine Landschaft ohne Mühlen nicht vorstellen.“

Erhard Jahn, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung, nahm bereitwillig die weite Reise von Sachsen-Anhalt an den Niederrhein auf sich. „Vom Rheinland aus hat die Mühlentechnologie nicht nur ihren Siegeszug durch ganz Deutschland, sondern auch durch Osteuropa bis nach Russland angetreten“, erinnerte Jahn.

Anne Katrin Bohle, Ministerialdirigentin im NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, dankte allen Mühlenfreunden für ihren Beitrag zum Denkmalschutz und für die Weitergabe historischen Wissens: „Sie schaffen eine wichtige Verbindung zwischen der Jahrhunderte alten Tradition und der heutigen Gesellschaft.“

Hubertina Croonenbroek, stellvertretende Landrätin des Kreises Kleve, hob die Bedeutung der Windmühlen für den Tourismus in der Region hervor. Nachdem ihre frühere wirtschaftliche Bedeutung durch die Industrialisierung nachgelassen habe, seien die Mühlen heute „attraktive Anziehungspunkte“ für Touristen, die in stetig wachsender Zahl die (nieder)rheinische Kulturlandschaft besuchen.

Der Hauptsitz des Rheinischen Mühlenverbandes wurde 2018 von Kleve nach Wegberg verlegt. Aus praktischen Gründen, weil sowohl der Vorsitzende Reinhold Pillich als auch Geschäftsführer Lothar Esser in Wegberg wohnen. Die nächste Jahreshauptversammlung am 2. März 2019 findet aber wieder am Niederrhein statt. Dann treffen sich die Verbandsmitglieder in der 170 Jahre alten Scholten-Mühle in Rees.

Info Eine Übersicht über die Standorte der Mühlen im Gebiet des Rheinischen Mühlenverbandes, Termine und Publikationen finden Interessierte im Internet unter www.muehlenverband-rheinland.de.

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