Kleve Wasserschlacht mit Fahrrad

Kleve · Sie sind wieder da und vor allem trocken: 33 Kinder und Jugendliche sowie sechs Betreuer haben mit dem Verein Zielpunkt Meer auch diesmal ihr Ziel erreicht – Usedom und noch einiges mehr. Eine Tour voller Überraschungen.

 Nass hier.

Nass hier.

Foto: privat

goch / KEVELAER / WEEZE Alle Kids total glücklich, alles war toll. Aber auch hart an der Grenze, im wahrsten Sinne des Wortes. Wer wie Thomas Binn, Projektleiter und Vorsitzender von Zielpunkt Meer, nachts um 3.30 Uhr wach wird, weil Wasser im Schlafsack für nasse Füße sorgt, ist der seinen jedenfalls schon ziemlich nahe gekommen. Das Morgengrauen brachte das ganze feuchte Elend ans Licht: 20 Zentimeter stand der Sportplatz unter Wasser, auf dem die Truppe am Abend zuvor mit Hängen und Würgen untergekommen war.

 Sonnenschein zum Abschluss:

Sonnenschein zum Abschluss:

Foto: privat

Schlafen wie im See

Hatte sich das Wetter nach dem Start in Lüneburg am 23. Juli mit mal mehr, mal weniger Feuchtigkeit von oben die ersten Tage noch durchwachsen gezeigt, sorgte Starkregen schließlich für Land unter in Graal-Müritz. Dem waren die hochwertigen, aber technisch unterschiedlichen Zelte nur bedingt gewachsen. "Ich habe gedacht, ich habe in einem See geschlafen", erinnert sich Binn. Ans Weiterradeln war ebenso wenig zu denken wie ans Weiterzelten. Kids und Betreuer kamen schließlich in einem Jugendheim unter, spannten Wäscheleinen kreuz und quer und legten sich samt Zubehör erst einmal trocken.

In der Folge mussten Binn und seine Truppe den Traum von einem Abstecher ins Landesinnere ebenso begraben wie den von einer Nacht am Strand auf dem Darß. Der war nämlich vorübergehend zum Katastrophengebiet erklärt worden. Dafür wird den Radlern das nächste, um 23 Uhr erreichte Notquartier in einer sandigen Reithalle ebenso unvergesslich bleiben wie die Fahrt dorthin durch Waldstücke und 50 Zentimeter tiefe Schlammpfützen. Um 6 Uhr früh mussten alle wieder raus, dafür wollte die benachbarte Jugendherberge für Quartier und Frühstück 11,70 Euro pro Nase. Binn: "Da habe ich mich doch ziemlich aufgeregt." Danach ging es aber stetig bergauf, einige schöne Quartiere und tolles Wetter auf Usedom bei 27 Grad ließen zum Schluss alle Strapazen vergessen.

Nach Hause wollte übrigens trotz der Wasserfluten keines von den Kids, er habe ebenfalls nicht im Kopf gehabt, dass man das Ganze ja hätte abbrechen können, so Binn. Unter dem Strich wurde nicht nur Usedom erreicht, sondern auch das Ziel des Projektes mehr als erfüllt: Stärkung der Sozialkompetenz und positives Erleben einer Gemeinschaft fernab von Handy und Fernseher.

Und obwohl die Tour 2011 aufgrund der widrigen Umstände wohl die bislang härteste war: Aus dem zwischen Fluten und Moder hier und da zu vernehmenden, der Situation geschuldeten "nie mehr wieder" wird nichts werden. 2011 geht's nach Langeoog, das haben die Kinder beim letzten Blitz, der täglichen Diskussionsrunde, bereits entschieden. Dass zwei Betreuer beim nächsten Mal wohl nicht mehr dabei sein werden, hat übrigens nichts mit den Wasserfluten, sondern mit geänderten Lebensstrukturen zu tun – Heirat und Vaterschaft.

Für Thomas Binn hat die kräftezehrende Fahrt übrigens noch einen ganz persönlichen Gewinn gebracht: "Ich kann mir jetzt kein Projekt mehr vorstellen, dass ich nicht gehandelt kriege."

Internet Alles zu Zielpunkt Meer unter www.rp-online.de/kleve

(RP)
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