Kleve Was ein "Piefke" in Österreich erlebt

Kleve · Der 21-jährige Benedikt Ricken aus Kranenburg studiert seit einem Jahr an der Universität Wien. Er hat ganz eigene Erfahrungen mit dem Nachbarn gesammelt, der "gerne zu uns herüberschielt" und "alles ein bisschen gelassener sieht".

 Benedikt Ricken auf Stippvisite in Kleve. Der 21-Jährige sagt: "Heimat ist für mich weniger mit einem bestimmten Ort verbunden, sondern eher mit Personen und Erlebnissen. Zu Hause bin ich aber ganz klar in Kranenburg."

Benedikt Ricken auf Stippvisite in Kleve. Der 21-Jährige sagt: "Heimat ist für mich weniger mit einem bestimmten Ort verbunden, sondern eher mit Personen und Erlebnissen. Zu Hause bin ich aber ganz klar in Kranenburg."

Foto: Stade

kleve/wien Benedikt Ricken muss nicht lange überlegen, wenn er gefragt wird, was er in Wien am meisten vermisst. "Fleischrolle mit Pommes, die gibt es da einfach nicht", sagt er lachend. Der 21-jährige Kranenburger studiert bald im dritten Semester an der Universität Wien Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Als er im September letzten Jahres die Zusage erhielt, zögerte er nicht lange und entschied sich für das Auslandsstudium.

"Wien ist gerade für meinen Studiengang optimal. An jeder Ecke gibt es Kultur zu erleben. Budapest und München liegen nur ein paar Stunden entfernt, auch Italien ist nicht weit weg." Und Wien biete noch mehr Anreize für Studenten: Studiengebühren gibt es nicht, alles sei gut durch den die öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen.

Kein Heimweh

Auch die 841 Kilometer Luftlinie zwischen Kranenburg und seinem Studienort konnten ihn nicht abschrecken. Drei bis vier mal im Jahr ist er wieder zu Hause am Niederrhein, mit dem Flugzeug sind es rund eineinhalb Stunden zum Düsseldorfer Flughafen. Heimweh verspüre er im Rest des Jahres nicht. "Heimat ist für mich weniger mit einem bestimmten Ort verbunden, sondern eher mit Personen und Erlebnissen. Zu Hause bin ich aber ganz klar in Kranenburg."

Die Österreicher empfinde er im Vergleich zu den Deutschen in vielen Situation als gelassener , Hochnäsigkeit erlebe er nur sehr selten. "Als Piefke", so nennen die Österreicher die Deutschen, "wird man manchmal etwas unfreundlicher empfangen, ab und an erntet man etwa ein Augenrollen. Wirklich ernst gemeint ist das aber nie", berichtet er.

Mit der Zeit wirke man aber immer weniger wie ein Fremdkörper. Ein gutes Zeichen sei, wenn einen die Kutschfahrer, die die Touristen durch die ganze Innenstadt fahren, nicht mehr ansprechen, sagt Ricken augenzwinkernd. Dennoch müsse man sich an manche Unterschiede gewöhnen.

Sahne heißt in Österreich Schlagoberst, Kartoffeln sind Erdäpfel und Aprikosen Marillen. "Und ja kein Ketchup für das Schnitzel bestellen, das ist hier fast eine Beleidigung", rät Ricken.

Blick zum Nachbarn

"Die Österreicher schielen schon gerne nach Deutschland herüber. Sie sind bestens über deutsche Politik informiert, vergleichen sich oft heimlich mit uns", so der 21-Jährige. Anlass dafür bietet unter anderem immer wieder der Fußball. Die "Schmach von Cordoba", bei der Deutschland während Fußballweltmeisterschaft 1978 Österreich 2:3 unterlag, ist auf beiden Seiten der Grenze unvergessen. Für wen er halte, stehe für Benedikt zu einhundert Prozent fest: "Für Deutschland! Das wird sich auch nicht ändern." Für die Partie am 2. September tippt er übrigens ein 2:0 – "auch wenn die Österreicher sehr kämpfen werden. Denn verlieren tun sie nur ungern gegen uns Deutsche."

(RP)
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