Kleve Von Frankreich nach Amerika

Kleve · Aus dem Trio Daniel und Andreas Ottensamer und Christoph Traxler wurde ein Duo, weil Daniel erkrankt war: Neues Programm auf höchstem Niveau.

Das Saisonfinale in der Stadthalle Kleve gelang - trotz unerwarteter Änderungen - als schöner Abschluss der Reihenkonzerte. Eigentlich sollten die Brüder Daniel und Andreas Ottensamer (Klarinetten) gemeinsam mit Christoph Traxler (Klavier) auftreten; doch Daniel Ottensamer war erkrankt. So wurde ein neues Programm auf die Beine gestellt, das die Zuhörer von "Frankreich - Amerika" mitnahm. Zeigten die Musiker im Vorgespräch noch jugenhaften Charme und erzählten von ihrer langjährigen Freundschaft, die auch durch die Leidenschaft für den Fußball lebt, entstand auf der Bühne ein reifes Zwiegespräch zweier Top-Künstler.

Der Abend begann mit der Debussys "Première Rhapsodie" für Klarinette und Klavier, einem hochimpressionistischen Werk, das fabelhaft mit den klanglichen Möglichkeiten spielte, die die beiden fein ausloteten. Traxlers Soloteil mit Gershwins "Oh, Lady Be Good!" und "I Got Rhythm" packte die Zuhörer auf unterhaltsame Art, die sich danach von Debussys "La Fille aux cheveux de Lin", arrangiert für Klarinette und Klavier von Ottensamer selbst, verzaubern ließen. Bernstein selbst sagte von seiner folgenden Sonate für Klarinette und Klavier (1941/1942), dies sei sein erstes "reifes" Werk. Die übliche Sonatenanlage zeigte sich hier in einem gewichtigen Kopfsatz in Sonatensatzform. Im zweiten Satz wurde man mit der Andantino-Einleitung zunächst auf einen langsamen Satz eingestimmt, dann aber schnell von den jazzigen Rhythmen des Vivace e leggiero voller Esprit fortgerissen.

Dreiteilig angelegt, entwickelten Ottensamer und Traxler die Besonderheit des Werks mit den pulsierenden Außenteilen zum extrem kontrastierenden Mittelteil, der mit verhalten lyrischem Aussingen der Klarinette den langsamen Satz nachholen zu wollen schien. "After you, Mr Gershwin!" von Bela Kovacs entpuppte sich als "Battle" mit Stampfen, Klatschen und Schnippsen zu einem Katz- und Maus-Spiel von Klappen und Tasten. Nach der Pause fanden die beiden Musiker in der Sonate für Klarinette und Klavier (1962) von Francis Poulenc einen Tonfall, der Leichtigkeit mit inniger, lyrischer Durchdringung verband. Kraftvoll und suchend machte sich die Klarinette hier auf den Weg durch das Allegro tristamente, dessen Namenscharakter nachvollziehbar wurde. Auch die sinnliche Romanza verdiente ihren Beinamen genauso wie das Allegro con fuoco, das einiges an Feuer und Kraft enthielt. Saties Gnossiennes No. 1 - 3 für Klavier erklangen als dicht gewebte Klangsphären voller Melancholie und Lichtblicke mit viel Ruhe für Klingen und Verklingen-Lassen.

Im Schlusswerk, Joseph Horowitz' Sonatina, gelang der Spagat zwischen einem rauen, beinahe heiser anmutenden Ton in energischen Passagen und einem weichen, elegischen Klang. Der Finalsatz wurde seiner Satzbezeichnung "Con brio" absolut gerecht. Auch als Duo musizierten Traxler und Ottensamer bis in filigranste Klänge hinein in einem Schwung, technisch und musikalisch auf allerhöchstem Niveau.

(RP)
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