Kreis Kleve Von der Wandlung der Dinge

Kreis Kleve · Die Hochschule Rhein-Waal wächst weiter. Präsidentin Prof. Marie-Louise Klotz baut auch die Lehre und Forschung aus. Die RP stellt in einer Reihe die "Neuen" vor: Prof. Dr.-Ing. Joachim Gebel ist Verfahrenstechniker.

 Mit Zuckerwürfel: Prof. Dr.-Ing. Joachim Gebel ist Verfahrenstechniker an der Hochschule Rhein-Waal.

Mit Zuckerwürfel: Prof. Dr.-Ing. Joachim Gebel ist Verfahrenstechniker an der Hochschule Rhein-Waal.

Foto: Evers

Als die Revolutionstruppen in Libyen zum Sturm gegen Gaddafi antraten, wurde Joachim Gebel mit einer der letzten Maschinen aus dem Wüstenstaat zurück in die Heimat geflogen. Er hatte in Nordafrika Meerwasserentsalzungsanlagen begutachtet und Fachkräfte dafür ausgebildet. Jetzt sitzt Prof. Dr.-Ing. Joachim Gebel entspannt im Besprechungsraum der Hochschule Rhein-Waal an der Landwehr und hält einen Zuckerwürfel ins Licht. Denn dieses kristalline Stück einstiger Rübe klärt die Zusammenhänge zwischen Mittlerem Osten, Maschinenbau in Kleve und seinen Spezialgebieten Verfahrenstechnik und Thermodynamik.

Von Technik umgeben

"Verfahrenstechnik ist Stoffumwandlung", sagt er. Also mit Blick auf die Hochschule , die Region und deren Affinität zur Landwirtschaft: "Wie wird aus einer Rübe Zucker", fragt Gebel und gibt gleich die Antwort: "Zunächst muss ich sie zerkleinern, häckseln, also mechanisch bearbeiten. Dann folgt die Extraktion, wenn sie im Wasser gelöst wird, letztlich die Wärme beim Verdampfen des Wassers und der Kristallisation des Zuckers. Das alles wandelt das Ursprungsmaterial um", sagt er. Und alles ist technisch. "Wir sind von Technik umgeben — und die ist ungemein spannend", sagt er.

Um ein guter Techniker und Ingenieur zu werden, müssen zunächst die Grundvoraussetzungen geschaffen werden, sagt der Professor. Zu den Grundlagen gehören Mathematik, Physik und Chemie. In späteren Semestern folgt die Spezialisierung. An der Hochschule in Kleve werde aber auch die Praxis gelernt, gespant, gefräst.

Der künftige Ingenieur weiß dann nicht nur theoretisch, wovon er redet. "Wir haben schon ein sehr gutes Technikum an unserem Standort in Emmerich — und für Kleve wird alles ganz neu gebaut", sagt Gebel.

Überhaupt habe ihn die neue Hochschule gereizt. Die, die noch nicht auf eingetretenen Pfaden läuft, sondern die, die wie Kleve noch Marken setzen, eine Idee entwickeln kann. Und Marken setzen möchte Gebel, der bis jetzt als Geschäftsführer der S.T.E.P. Consulting GmbH international tätig war. Er hat sich intensiv mit der Meerwasserentsalzung beschäftigt und ist von der Idee fasziniert, die Wüste "grün zu machen". "Wir dürfen dafür aber nicht die Grundwasservorkommen ausbeuten", sagt er. Es müssen andere Ressourcen genutzt werden — also das Meerwasser. "Das wird für mich die internationale Schiene sein. Neben der lokalen Verknüpfung mit der Landwirtschaft", skizziert der Maschinenbau-Professor seine künftigen "Marken" an der HRW.

Der promovierte Maschinenbauingenieur stammt aus dem saarländischen Wadern, studierte von 1978 bis 1985 an der RWTH Aachen "klassisch" Maschinenbau (so Gebel) und promovierte als Verfahrenstechniker mit dem Schwerpunkt Wasseraufbereitung. Er beriet den Niersverband, gründete später in Aachen die S.T.E.P. Consulting GmbH und arbeite bei der Planung riesiger Meerwasserentsalzungsanlagen, die bis zu 300 Millionen Liter Trinkwasser/Tag produzieren, mit.

"Solche Anlagen können in der Nähe von Dubai oder Abu Dhabi mit Google Earth an den Schaumkronen im Meer erkannt werden", sagt er.

Gebel hat einen erwachsenen Sohn, der in Maastricht studiert und will mit seiner Frau nach Kleve ziehen. "Sie stammt vom Niederrhein und freut sich auf die schöne Stadt".

(RP)
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