Kreis Kleve Von der Idee zur erfolgreichen Gründung

Kreis Kleve · Eine neue Veranstaltungsserie der Kreis-Wirtschaftsförderung nimmt die Selbstständigkeit in den Fokus. Ob Kleinunternehmen oder Autohaus mit vielen Filialen: Es gibt viele Möglichkeiten, sein eigener Chef zu sein.

 Lothar Quartier (Metzgerei Quartier) sprach ebenso über sein Erfolgsrezept wie Michael Terstegen (Alexander Herrenmode), Sigrid Dittrich (Nierswalder Landhaus), Richard Lacek-Herbrand (Herbrand-Gruppe), Jürgen Vrede (Junge Mode, v.l.). Ludger Kazmierczak (WDR) moderierte (3.v.r.) die Veranstaltung.

Lothar Quartier (Metzgerei Quartier) sprach ebenso über sein Erfolgsrezept wie Michael Terstegen (Alexander Herrenmode), Sigrid Dittrich (Nierswalder Landhaus), Richard Lacek-Herbrand (Herbrand-Gruppe), Jürgen Vrede (Junge Mode, v.l.). Ludger Kazmierczak (WDR) moderierte (3.v.r.) die Veranstaltung.

Foto: Gottfried Evers

Sie war selbstständige Werbedesignerin und liebäugelte bereits mit dem Ruhestand. Aber als Sigrid Dittrich und ihr Mann Reinhard vor einigen Jahren die Sorge der Nierswalder spürten, was wohl aus der Taverne und der alten Schule gegenüber werden würde, fassten sie einen folgenschweren Entschluss: Beide sattelten um auf Gastronomie, machten aus dem Dorfgasthof und dem Gebäude jenseits des Dorfplatzes ein angesagtes Restaurant samt (Tagungs-)Hotel.

Eine geglückte "Gründung", die beispielhaft ist für das, was Hans-Josef Kuypers, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung (WfG) Kreis Kleve, den Gästen der ersten "Gründerland"-Veranstaltung vermitteln wollte. "Ideen finden ihr Zuhause" ist die Reihe überschrieben, die bei Mercedes Daniels in Goch startete und nun durchs ganze Kreisgebiet zieht.

"Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, als ich die Zahl der Anmeldungen wachsen und wachsen sah", wandte sich Kuypers sehr zufrieden ans Publikum: 130 Interessierte füllten die Halle, in der sonst Autos mit Stern stehen, und alle hörten bis zum Schluss aufmerksam zu. Was sicherlich auch an der humorvollen Moderation von Ludger Kazmierczak (WDR) lag, der mit dem Satz "Ich bin etwas nervös, weil Karrieren in Autohäusern heute ja leicht unvermittelt enden" gleich die Lacher auf seine Seite zog.

Der Geschäftsführer der Herbrand-Gruppe hat mit VW allerdings nichts zu tun, er verkauft bekanntlich Mercedes-Fahrzeuge, und zwar am gesamten Niederrhein und im westlichen Münsterland. Er steht für diejenigen Mittelständler, die auf stetiges Wachstum setzen - auch Daniels gehört zur Herbrand-Gruppe.

Warum überhaupt das Thema Selbstständigkeit so sehr betonen? Wo doch so viele sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse wie nie zuvor im Kreis existieren? Weil zum Beispiel immer mehr Industriearbeitsplätze verloren gehen und die Automatisierung ihren Tribut fordert. Die Dienstleistung hingegen oder der (umkämpfte) Handel locken mit der Freiheit, sich von Dritten unabhängig zu machen.

"In den vergangenen Jahren haben im Kreisgebiet etwa 3000 hochmotivierte Menschen ein Gewerbe angemeldet", erklärte Kuypers. Darunter seien allerdings auch solche, die lediglich ihre neue Photovoltaik-Anlage aufs Dach gepackt hätten und damit zum "Unternehmer" würden.

Insgesamt 16 Gründerland-Abende zu verschiedenen Themen werden in den kommenden Monaten stattfinden. Die Sparkassen und Volksbanken im Kreis unterstützen die Initiative, bei der es am Ende sogar zwei mit je 5000 Euro dotierte Gründerpreise geben wird. Außerdem wird ein neuer Facebook-Auftritt aufgebaut.

Gochs Bürgermeister Ulrich Knickrehm freute sich darüber, dass der erste Aufschlag der Veranstaltungsreihe in Goch stattfand - eigentlich naheliegend, befand er, schließlich gebe Goch mit seinen großen Gewerbegebieten und noch verfügbaren Grundstücken Unternehmern beste Perspektiven. Einige Stimmen aus dem Publikum bestätigten dem Moderator, dass sich manche junge Leute aus dem Kreis mit Gründungsvorhaben beschäftigen.

Bei Lothar Quartier, Metzger in Kleve, liegt die Entscheidung zu diesem Schritt schon lange zurück. Sein Sohn tritt in seine Fußstapfen - so ist es übrigens auch bei Peter Dittrich, der sich derzeit allerdingns in den Küchen der weiten Welt umsieht. Hohe Qualität, immer neue Ideen, viel Service und Lust an der Kreativität - das sind die Grundlagen von Gastronomen wie Mode-Leuten.

Aber auch Verantwortliche von Autohäusern oder - im Fall von Jürgen Zwanziger - Geschäftsführer eines Fliesenhandels müssen kreativ und serviceorientiert sein. Nicht für jeden ist stetiges Wachstum der richtige Weg; Jürgen Vrede zum Beispiel möchte es bei vier Läden belassen und sich auch nicht auf den Internethandel einlassen.

Auch spannend: Tanya Höll, die im Vorstandssekretariat eines Unternehmens arbeitete und sich dann entschloss, ein veganes Café zu eröffnen. Das "Green Gate Café" am Gocher Steintor zieht nun Ernährungsbewusste an; ohne Fleisch, mit ungewöhnlichen Öffnungszeiten und dennoch ein Erfolg.

Manches Erfolgsrezept ist nicht so leicht zu erklären. "Klar ist aber, dass man sich gut beraten lassen und einen Businessplan aufstellen muss", empfiehlt Tanya Höll.

(RP)
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