RP-Sommerserie Unternehmer vom Niederrhein (Folge 6) Vom Schrotthandel zum Recycling-Riesen

Kleve · Siegfried Landers (1924-2010) baute ein Entsorgungsunternehmen auf, Sohn Burkhard führt die Firmengruppe weiter.

 Burkhard Landers führt die Weseler Firmengruppe weiter und ist als niederrheinischer IHK-Präsident ein Aushängeschild für die Wirtschaft der Region.

Burkhard Landers führt die Weseler Firmengruppe weiter und ist als niederrheinischer IHK-Präsident ein Aushängeschild für die Wirtschaft der Region.

Foto: Koster, Karin (kak)

Dr. h.c. Siegfried Landers (1924-2010) hat am Niederrhein Spuren hinterlassen. Der Weseler Unternehmer war eine der großen Persönlichkeiten der Nachkriegszeit und seiner Heimatstadt stets eng verbunden. Unter anderem geht die Rekonstruktion der Historischen Rathausfassade am Großen Markt auf seine Initiative und sein Festhalten an der Idee zurück. Ihre Fertigstellung hat er leider nicht mehr erlebt.

Siegfried Landers wurde am 14. September 1924 im Krankenhaus in Bocholt geboren. Damals wohnte die Familie noch in Friedrichsfeld, doch zog sie noch vor dem Zweiten Weltkrieg nach Wesel in die Augustastraße. Mit Autoverwertung und Schrotthandel auf dem ehemaligen Pionierplatz Römerwardt am Rhein begann Vater Wilhelm mit den Söhnen Siegfried und Günter nach dem Krieg. Die Geschichte der Enttrümmerung Wesels ist wesentlich von Landers mitgeschrieben worden. Nach dem Tod von Wilhelm und Günter formte Siegfried Landers eine Firmengruppe, die in der Spitze 370 Mitarbeiter hatte. Aufgeteilt in die Sparten Abbruch, Heizung-Sanitär, Maschinenfabrik und Entsorgung.

Landers-Produkte wurden weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Denn nicht nur als Entsorgungsspezialist hatte sich das Weseler Haus einen Namen gemacht. Es gibt kaum einen Hafen auf der Welt in dem noch kein Greifer "made in Wesel" gesichtet wurde. Zum Beispiel solche, die zur Selbstentladung auf Schiffen installiert sind. Die Apparate stellten ihre Tauglichkeit auch an Land unter Beweis. Zum Beispiel in Müllverbrennungsanlagen.

Im Jahr 2000 wirkte Landers noch an der Konzentration des Betriebs auf Entsorgung und Produktionslogistik mit und übergab die Geschäfte 2005 offiziell an seinen Sohn Burkhard, der seit 2009 Präsident der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve ist. Vater Siegfried Landers war von 1977 noch bis Ende 2008 Mitglied der IHK-Vollversammlung. Die Schwerpunkte der Landers-Gruppe liegen heute bei der Kreislaufwirtschaft, der Werkslogistik und der Wertstoff-Rückgewinnung.

In Wesel kannte man Landers auch als Politiker. 55 Jahre gehörte er der FDP an, saß von 1961 bis 1975 im Stadtrat — die meiste Zeit als Fraktionsvorsitzender. Nachfolger Friedrich Eifert würdigte einst seine gesellschaftliche Verantwortung, weil er immer bereit war, auch gestrauchelten Jugendlichen eine Chance in seinen Unternehmen zu geben. Stets habe er seine Kontakte zur Landes- und Bundesregierung für liberale Politik genutzt.

"Ich bin Niederrheiner und weiß auch warum", ist ein Satz des Verstorbenen, den Sohn Burkhard als charakterisierend nennt. Identitätsstiftend war beispielsweise die Reihe der "Landers-Teller", die er zu Ereignissen und Persönlichkeiten herausgegeben hat. Für das Mutter-und-Kind-Heim hat er sich ebenso engagiert wie für das Kurt-Kräcker-Heim. Aktiv gesungen hat Landers nie, aber er war die gute Seele der Fusternberger Sänger. Dazu war er seit 1963 Mitglied der Weseler Bürger-Schützen. Seinen Kontakten verdankt es dieser Traditionsverein, dass erfolgreiche Reichsapfelschützen, die fürs Staatsoberhaupt den Ehrenschuss abgeben, zu den Bundespräsidenten Carstens und von Weizsäcker fahren durften.

(RP)
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